HMOs: Neue Therapie-Hoffnung bei chronischen Darmentzündungen
01.12.2025 - 18:59:12Was bisher Babys vorbehalten war, revolutioniert jetzt die Behandlung Erwachsener. Humane Milch-Oligosaccharide (HMOs) gelten Ende 2025 als neuer Standard in der Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Der Durchbruch kam im Herbst: Die European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) veröffentlichte ihr erstes umfassendes Konsensuspapier zur diätetischen Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (IBD). Die Botschaft ist eindeutig – Ernährung ist keine Begleittherapie mehr, sondern zentrale Behandlungssäule.
Dr. Richard Hansen, einer der leitenden ECCO-Experten, stellte auf dem Berliner Jahreskongress klar: Die Rolle der Diät geht weit über bloße Nährstoffzufuhr hinaus. Jeder IBD-Patient braucht Zugang zu spezialisierter Ernährungsberatung. Der Fokus verschiebt sich von Ausschlussdiäten hin zu präzisen Eingriffen, die das Mikrobiom gezielt modulieren.
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Im Zentrum steht dabei ein Molekül: 2′-Fucosyllactose (2′-FL), das wichtigste humane Milch-Oligosaccharid.
Die wissenschaftliche Sensation lieferte die Vanderbilt University. Ihre in mBio veröffentlichte Studie entschlüsselte den genauen Wirkmechanismus von HMOs – und überraschte die Fachwelt.
Bisher galt die Annahme: HMOs sind Präbiotika, die “gute” Darmbakterien füttern. Die neuen Daten zeigen jedoch einen direkten Reparaturmechanismus:
- Darmbakterien wie Bifidobacterium infantis verstoffwechseln 2′-FL und produzieren dabei Pantothenol
- Dieser Metabolit stärkt die Epithelzellen des Darms und repariert die geschwächte Darmbarriere
Eine ergänzende Studie im Journal Clinical Nutrition lieferte weitere Beweise: 2′-FL moduliert den STAT3-Signalweg und hemmt zelluläre Entzündungsreaktionen direkt im Darmgewebe. Das Oligosaccharid wirkt also nicht nur indirekt über Bakterien, sondern greift tief in die Entzündungskaskade ein.
Von der Babynahrung zum Erwachsenen-Präparat
Die Industrie reagierte schnell. Führende Hersteller wie dsm-firmenich brachten 2025 gezielte HMO-Lösungen für Erwachsene auf den Markt. Nach erfolgreichen Zulassungen in Indien und Indonesien erfolgte die globale Ausweitung.
Die Skalierung der Produktionstechnologie ermöglicht synthetisch hergestelltes, bioidentisches 2′-FL in Kapseln und Pulvern. Speziell für IBD- und Reizdarmpatienten entwickelt, gelten diese Präparate als besser verträglich als klassische Ballaststoffe.
Der Vorteil: Bifidobakterien verarbeiten HMOs spezifischer als etwa Inulin. Das reduziert Gasbildung und Blähungen – häufige Nebenwirkungen herkömmlicher Präbiotika.
Präzision statt Gießkanne
Der Aufstieg der HMOs markiert den Übergang zur “Präzisions-Präbiotika-Ära”. Das alte Probiotika-Modell – Milliarden Bakterien schlucken und hoffen – zeigte bei IBD-Patienten oft mäßige Erfolge. Das instabile Mikrobiom machte eine Bakterienansiedlung schwierig.
Das neue Paradigma: Spezifische Substrate füttern selektiv nützliche Bakterien und senden gleichzeitig biochemische Heilungssignale an die Darmschleimhaut. Die Studien zu 2′-FL liefern erstmals eine molekulare Rationale, die der Schulmedizin lange fehlte.
Personalisierte Synbiotika: Der nächste Schritt
Was kommt 2026? Die laufende PRInCE-UC-Studie deutet darauf hin: Nicht jeder Patient profitiert gleich von jedem Oligosaccharid.
Zukünftige Therapien werden voraussichtlich maßgeschneiderte Synbiotika sein – Kombinationen aus spezifischen Bakterienstämmen und passenden HMOs. Erste Labordaten aus 2025 zeigen: Für bestimmte Patientenprofile könnten Mischungen aus 3′-Sialyllactose (3′-SL) und Lacto-N-tetraose (LNT) noch wirksamer sein als 2′-FL allein.
Die Botschaft des Jahres 2025 ist dennoch eindeutig: Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist Ernährung keine Vermeidungsstrategie mehr. Sie ist aktive, molekular fundierte Therapie.


