Healthfluencer, Jugendliche

Healthfluencer: Jugendliche vertrauen TikTok statt Ärzten

06.12.2025 - 17:41:12

Eine Analyse zeigt, dass junge Menschen medizinischen Ratschlägen von Influencern oft mehr vertrauen als Ärzten, was zu gefährlichen Fehlentscheidungen führt. Experten fordern digitale Gesundheitskompetenz und Regulierung.

Eine Studie im British Medical Journal schlägt Alarm: Junge Menschen vertrauen bei medizinischen Fragen zunehmend auf Social-Media-Stars statt auf Ärzte. Die Folge? Fehlbehandlungen, gefährliche Selbstmedikation und ein wachsendes Gesundheitsrisiko. Experten fordern jetzt ein radikales Umdenken.

Die Szene ist alltäglich geworden: Ein 30-Sekunden-Clip auf TikTok, ein strahlendes Lächeln, ein “Geheimtipp” gegen Akne oder für schnellen Muskelaufbau. Was harmlos wirkt, entwickelt sich zu einem ernsten Problem. Eine heute veröffentlichte Analyse des Management Center Innsbruck zeigt: Der Einfluss von Healthfluencern auf Jugendliche wird zum Gesundheitsrisiko.

Die Zahlen sind eindeutig. 83 Prozent der 15- bis 25-Jährigen konsumieren regelmäßig Gesundheitsinhalte in sozialen Medien. Ein Drittel kauft Nahrungsergänzungsmittel aufgrund von Influencer-Empfehlungen – ohne ärztliche Beratung. 13 Prozent greifen sogar zu Medikamenten, 11 Prozent zu medizinischen Selbsttests.

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„Influencer sind zu einer der wichtigsten Gesundheitsquellen geworden, aber ihr Rat ist oft verzerrt, interessengeleitet oder schlicht falsch”, warnt Dr. Raffael Heiss, Hauptautor der Studie. Das Problem liegt tiefer als fehlende Expertise: Durch parasoziale Beziehungen – das einseitige Gefühl einer Freundschaft zum Influencer – schalten junge Menschen ihre kritische Distanz aus.

Vier gefährliche Verzerrungen

Die Forscher identifizierten vier systematische Faktoren, die Online-Ratschläge zur Gefahr machen:

  • Fehlende Qualifikation: Die meisten Content Creator haben keine medizinische Ausbildung
  • Kommerzielle Interessen: Empfehlungen dienen oft als getarnte Werbung für Partnerprodukte
  • Persönliche Weltanschauungen: Individuelle Überzeugungen werden als allgemeingültige Fakten präsentiert
  • Reichweiten-Druck: Selbst ausgebildete Mediziner unterliegen dem Zwang zu Sponsoring und Klickzahlen

Besonders problematisch: “Wundermittel” ohne ausreichende Tests, pauschale Diätempfehlungen und Trends wie die Einnahme nicht zugelassener Substanzen. Die Grenzen zwischen authentischer Erfahrung und bezahlter Werbung verschwimmen dabei komplett.

Ärzte schlagen Alarm

Der renommierte US-Kardiologe Eric Topol bezeichnete die Studie als wichtiges Warnsignal. Auch deutsche Verbraucherschutzorganisationen reagierten bereits im November mit deutlichen Warnungen vor der wachsenden Verunsicherung im digitalen Raum.

Aus Arztpraxen kommt eine eindeutige Rückmeldung: Immer mehr Patienten erscheinen mit falschen Selbstdiagnosen oder durch fragwürdige Online-Trends verursachten Beschwerden. Die Palette reicht von harmlosen, aber wirkungslosen Hausmitteln bis zu gefährlichen Substanzen.

Regulierung hinkt hinterher

Die EU hat 2025 durch den Digital Services Act bereits reagiert und Influencer als “Händler” eingestuft. Doch im Gesundheitsbereich greifen diese Mechanismen zu langsam. Transparenzpflichten für Werbung existieren zwar – die inhaltliche Richtigkeit medizinischer Aussagen bleibt aber eine Grauzone.

„Wir brauchen ein Update des Gesundheitsschutzes für das digitale Zeitalter”, fordert Heiss. Bloße Verbote seien unrealistisch. Stattdessen müssten Plattformbetreiber gesundheitsbezogene Falschinformationen proaktiv kennzeichnen oder deren Reichweite einschränken.

Was jetzt passieren muss

Die Lösung liegt nicht in der Rückkehr zum rein analogen Arzt-Patienten-Gespräch. Das Informationsverhalten hat sich unwiderruflich gewandelt. Experten setzen auf zwei Ansätze:

Digitale Gesundheitskompetenz fördern: Junge Menschen müssen lernen, seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden. Schulen und Krankenkassen sind hier gefordert.

Zertifizierung für medizinische Content Creator: Auf EU-Ebene werden Forderungen nach verpflichtenden Qualifikationsnachweisen lauter. Bis dahin gilt: Gesundheitstipps aus dem Feed ersetzen niemals den Gang zum Facharzt – egal wie viele Likes das Video hat.

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