GSMA-Studie: Mobilfunkbranche verschwendet Milliarden durch Regulierungs-Chaos
26.11.2025 - 15:49:12Die globale Mobilfunkbranche verbrennt jährlich Milliarden für bürokratische Compliance – Geld, das für echte Cybersicherheit fehlt. Eine aktuelle GSMA-Studie zeigt: Bis 2030 könnten die Kosten auf über 40 Milliarden Euro explodieren, während die Netze paradoxerweise verwundbarer werden.
Die heute in Doha vorgestellte Untersuchung “The Impact of Cybersecurity Regulation on Mobile Operators” offenbart ein alarmierendes Missverhältnis: Während Cyberbedrohungen rapide zunehmen, ersticken fragmentierte Vorschriften die Mobilfunkbetreiber in Verwaltungsaufwand. Das Ergebnis? Weniger echte Sicherheit trotz explodierender Ausgaben.
Die Zahlen sind eindeutig: Die Mobilfunkbranche investiert aktuell zwischen 12,6 und 16 Milliarden Euro jährlich in grundlegende Cybersicherheit. Doch ein Großteil dieser Summe fließt nicht in Bedrohungsabwehr, sondern in regulatorische Compliance. Ohne Politikwechsel sollen diese Kosten bis 2030 auf 33,6 bis 35,3 Milliarden Euro steigen – mehr als eine Verdopplung.
Besonders drastisch: Ein großer Netzbetreiber berichtet, dass 80 Prozent der Arbeitszeit seiner Cybersicherheits-Teams für Audits und Compliance draufgehen. Nur ein Bruchteil bleibt für echte Bedrohungserkennung und Incident Response.
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„Mobilfunknetze tragen den digitalen Herzschlag der Welt”, erklärt Michaela Angonius, GSMA-Chefin für Politik und Regulierung. „Während Cyberbedrohungen eskalieren, investieren Betreiber massiv in gesellschaftliche Sicherheit – aber Regulierung muss helfen, nicht behindern.”
Regulierungs-Flickenteppich in Europa besonders problematisch
Die von Frontier Economics erarbeitete Studie identifiziert „fragmentierte und inkonsistente Regulierung” als Hauptkostentreiber. Betreiber mit internationaler Präsenz müssen sich durch ein Labyrinth überlappender Vorschriften verschiedener Behörden und Jurisdiktionen kämpfen.
In der EU verschärft sich das Problem zusätzlich: Die NIS2-Richtlinie und der Cyber Resilience Act (CRA) haben 2024 neue strenge Pflichten eingeführt. Diese überlagern sich mit nationalen Gesetzen und sektorspezifischen Vorgaben – ein regulatorischer „Spaghetti-Teller”, wie es im Report heißt.
Konkrete Probleme der aktuellen Regulierung:
- Mehrfachmeldungen: Derselbe Sicherheitsvorfall muss oft in unterschiedlichen Formaten an verschiedene Behörden gemeldet werden – wertvolle Zeit geht in kritischen Situationen verloren
- Vorschriftenkataloge statt Ergebnisse: Regulierer schreiben konkrete Tools oder Prozesse vor, statt Sicherheitsziele zu definieren – Innovation wird ausgebremst
- Grenzübergreifendes Chaos: Fehlende Abstimmung zwischen Regierungen führt zu widersprüchlichen Anforderungen beim internationalen Datenverkehr
Angonius warnt: „Schlecht designte Regulierung lenkt kritische Ressourcen von echten Sicherheitsverbesserungen weg – hin zu Compliance um ihrer selbst willen.”
Milliarden-Bremse für 6G und Netzausbau
Die ökonomische Analyse zeigt weitreichende Folgen: Jeder Euro für redundante Compliance fehlt bei Netzinfrastruktur, Innovation und Verbraucherservices. Branchenanalysten befürchten, dass die prognostizierte Kostenlast von 35 Milliarden Euro 2030 die 6G-Entwicklung ausbremsen und den Konnektivitäts-Ausbau in Entwicklungsmärkten verzögern könnte.
„Die heute präsentierten Zahlen sind ein Weckruf für Politiker”, kommentiert ein führender Telekom-Analyst, der den Report begutachtete. „Sicherheit ist nicht verhandelbar, aber Effizienz ist obligatorisch. Wenn 80 Prozent eines Sicherheitsbudgets in Papierkram fließen, ist das ein Politikversagen, kein Marktversagen.”
Die Studie basiert auf Interviews mit Betreibern aus Afrika, Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, Nahost und Nordamerika – ein globales systemisches Problem, kein regionaler Einzelfall.
Sechs Prinzipien für bessere Regulierung
Die GSMA fordert keine Deregulierung, sondern intelligentere Vorschriften. Der Report skizziert sechs Kernprinzipien für Gesetzgeber:
- Harmonisierung: Grenzüberschreitende Angleichung statt widersprüchlicher Anforderungen
- Risikobasierter Ansatz: Fokus auf kritischste Bedrohungen statt Gleichbehandlung aller Risiken
- Ergebnisorientierung: Sicherheitsziele definieren (z.B. „Kundendaten schützen”), nicht technische Methoden vorschreiben
- Kooperation: Informationsaustausch zwischen Behörden und Industrie sowie zwischen Jurisdiktionen fördern
- Vertrauensbasis: Weg von konfrontativen Audit-Kulturen hin zu partnerschaftlichen Modellen
- Konsistenz: Einheitliche Regelanwendung im gesamten digitalen Ökosystem
Die Branchenorganisation argumentiert: Diese Prinzipien könnten jährlich Milliarden einsparen – Mittel für robuste „Security-by-Design”-Architekturen.
Zeitfenster für Reform schließt sich
Mit wachsender Digitalwirtschaft wird die Angriffsfläche für Mobilfunknetze unweigerlich größer. Die GSMA-Prognose von 35 Milliarden Euro Cybersicherheits-Ausgaben bis 2030 basiert auf der aktuellen Regulierungstrajektorie. Doch harmonisierte Policies könnten diese Kostenkurve abflachen und gleichzeitig die tatsächliche Sicherheitslage verbessern.
Die Veröffentlichung in Doha kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Mit der seit Ende 2024 voll anwendbaren EU-NIS2-Richtlinie und ähnlichen Gesetzesentwürfen in anderen Regionen schließt sich das Fenster für Harmonisierung.
„Cybersicherheit ist gemeinsame Verantwortung”, resümiert Angonius. „Um Bürger und kritische Dienste zu schützen, sollten Regulierer und Betreiber zusammenarbeiten – geleitet von gemeinsamen Prinzipien. Wenn Politik kohärent und ergebnisorientiert ist, wird das gesamte digitale Ökosystem sicherer.”
Für Mobilfunkbetreiber ist die heutige Ankündigung zweierlei: Bestätigung ihrer operativen Herausforderungen und vereinter Appell an Regierungen – lasst uns die Hacker bekämpfen, nicht den Papierkrieg.
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