Graz: Neutorlinie geht nach 2,5 Jahren Bauzeit in Betrieb

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit fährt die Straßenbahn ab heute durch die Neutorgasse. Die neue Strecke entlastet das berüchtigte Nadelöhr Herrengasse und gilt als wichtigste Erweiterung des Grazer Öffi-Netzes seit Jahrzehnten.

Pünktlich zum ersten Adventswochenende präsentiert sich die 1,2 Kilometer lange Route der Öffentlichkeit. Die Holding Graz hat den heutigen Samstag zum “Öffi-Feiertag” erklärt – im gesamten Stadtgebiet (Zone 101) gilt ganztägig Freifahrt auf allen Linien. Neben regulären Garnituren verkehren historische Oldtimer-Trams auf der neuen Strecke, am Andreas-Hofer-Platz gibt es eine Autogrammstunde mit dem SK Sturm Graz.

„Dies ist ein historischer Moment für unsere Stadt”, betonte Vizebürgermeisterin Judith Schwentner bei der Eröffnung. Über 40 Jahre wurde über eine Entlastungsstrecke diskutiert – jetzt ist sie Realität.

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Mit der Inbetrinahme ändern sich die Linienführungen deutlich:

• Linie 17: Verbindet Wetzelsdorf mit dem LKH Med Uni. An Werktagen verkehrt sie tagsüber bis etwa 20 Uhr alternierend zur Linie 7. Jede zweite Straßenbahn fährt nun über die Neutorgasse statt durch die Herrengasse.
• Linie 16: Ergänzt die Linie 6 (Smart City – St. Peter) ab etwa 19:30 Uhr sowie ganztägig an Wochenenden und Feiertagen.

Dieses Splitting-System soll die überlastete Herrengasse spürbar entlasten, ohne dass Fahrgäste auf ihre Direktverbindungen zum Hauptplatz verzichten müssen.

Mehr als nur Schienen

Das Projekt umfasste weit mehr als das Verlegen von Gleisen. Das Herzstück bildet die Tegetthoffbrücke: Sie wurde nicht nur für die tonnenschweren Straßenbahnen verstärkt, sondern auch verbreitet. Fußgänger und Radfahrer profitieren nun von deutlich mehr Platz zwischen Andreas-Hofer-Platz und Belgiergasse.

Die Neutorgasse selbst erhielt moderne Geh- und Radwege. Die neuen Haltestellen „Andreas-Hofer-Platz/Joanneumsviertel/tim” und „Bad zur Sonne/Stadtbibliothek” erschließen kulturelle Einrichtungen nun barrierefrei. Für Anrainer bedeutet die direkte Straßenbahnanbindung eine signifikante Standortaufwertung.

Warum die Entlastung überfällig war

Bis gestern mussten alle innerstädtischen Straßenbahnlinien durch die Herrengasse. Bei Störungen, Demonstrationen oder Veranstaltungen am Hauptplatz kam der gesamte Straßenbahnverkehr zum Erliegen.

„Die neue Strecke schafft vor allem Redundanz”, erklärte Mark Perz, Vorstand der Holding Graz. „Legten bislang Veranstaltungen rund um den Hauptplatz den Bim-Verkehr lahm, können wir diesen dank der Ausweichroute nun aufrechterhalten.”

Die Bauphase forderte Geduld: Lärm, Staub und Verkehrseinschränkungen führten zu Kritik von Anrainern und Geschäftsleuten. Mit der Fertigstellung hoffen die Verantwortlichen, dass die Vorteile nun überwiegen.

Startschuss für weitere Erweiterungen

Die Neutorlinie ist so konzipiert, dass sie zukünftige Netzerweiterungen ermöglicht. Ein bereits diskutiertes Szenario ist die geplante Linie 8 zur besseren Anbindung des Grazer Südwestens.

Ab morgen läuft der Regelbetrieb voll an. Experten werden in den kommenden Monaten beobachten, wie das Splitting-System angenommen wird und ob die erhoffte Entlastung im Berufsverkehr eintritt. Für heute jedoch feiert Graz: Die Straßenbahn ist im Neutorviertel angekommen.

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