Gewinneinbruch von 95 Prozent

Ein Umsatzplus von 17 Prozent klingt erstmal beeindruckend – doch bei Austevoll Seafood feiert niemand. Der norwegische Fischereikonzern steckt in einer massiven Gewinnkrise, die selbst erfahrene Marktbeobachter überrascht. Was läuft schief beim Lachsspezialisten?

Die Q2-Zahlen lesen sich wie ein Albtraum für Aktionäre: Während der Umsatz auf über 10 Milliarden Norwegische Kronen kletterte, brach der Nettogewinn um satte 95 Prozent ein – von ehemals 2.172 Millionen auf nur noch 106 Millionen Kronen. Die operativen Kennzahlen zeigen das gleiche düstere Bild: Das bereinigte EBIT sackte um 70 Prozent ab, die EBITDA-Marge halbierte sich.

Hinter den nackten Zahlen verbergen sich mehrere strukturelle Probleme:
* Salmonidenpreise liegen 30 NOK/kg unter Vorjahresniveau
* Negative Biomass-Bewertung von 513 Millionen NOK
* Fischölpreise um 58 Prozent im freien Fall
* Höhere Kosten bei gleichzeitig schwierigen Fangbedingungen

Preisdruck und Naturgewalten

Der Markt für Lachse und Meeresfrüchte zeigt erste Risse. Kontali prognostiziert ein globales Angebotswachstum von 5 Prozent für 2025 – was den Preisdruck weiter verschärfen dürfte. Besonders die peruanischen Pelagik-Geschäfte leiden unter einer toxischen Mischung aus höheren Kosten, sinkenden Erzeugerpreisen und widrigen Wetterbedingungen, die die Fangquoten im Juni drückten.

Die aktuelle Schwächephase ist kein Zufall, sondern Ergebnis eines perfekten Sturms aus Markt- und Betriebsfaktoren. Die negative Biomass-Bewertung von über einer halben Milliarde Kronen zeigt, dass selbst die biologischen Assets unter Bewertungsdruck geraten.

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Analysten bleiben skeptisch

Kein Wunder, dass die Analysten von Kepler Cheuvreux ihre „Reduce“-Empfehlung bekräftigen. Zwar wurde das Kursziel minimal auf 88 NOK angehoben, doch die Skepsis gegenüber den kurzfristigen Perspektiven des Unternehmens bleibt ungebrochen.

Die entscheidende Frage für Anleger: Handelt es sich bei den aktuellen Problemen um vorübergehende Marktverwerfungen – oder zeigt Austevoll Seafood strukturelle Schwächen, die den langfristigen Wert des Unternehmens infrage stellen? Die nächsten Quartale werden zeigen, ob das Management die Wende schaffen kann.

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