Genossenschaftsbanken erwirtschaften mit einem Vorsteuergewinn von10,7 Milliarden Euro ein beachtliches Ergebnis / Kolak warnt Brüsselvor Schwächung der InstitutssicherungBerlin - Die 697 deutschen Genossenschaftsbanken haben im Geschäftsjahr2023 nach vorläufigen Zahlen ihren Jahresüberschuss vor Steuern um 6,2Milliarden Euro auf 10,7 Milliarden Euro gesteigert.
06.03.2024 - 11:09:06BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken / ...
Ein im Vergleich zumVorjahr höherer Zins- und Provisionsüberschuss sowie der Wegfall temporärerWertberichtigungen auf die eigenen Wertpapieranlagen haben die Ergebnissituationdeutlich verbessert. Zudem stieg das bilanzielle Eigenkapital um 3,2 Prozent auf64 Milliarden Euro. "Mit diesen beachtlichen Zahlen haben dieGenossenschaftsbanken eine sehr gute Basis für weiteres Wachstum geschaffen, umauch zukünftig erfolgreich im Sinne ihrer Kunden und Mitglieder agieren zukönnen", wertet Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der DeutschenVolksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), die Geschäftsergebnisse ein. Zugleichzeigen die Zahlen, dass die 17,8 Millionen Mitglieder und über 30 MillionenKundinnen und Kunden den Genossenschaftsbanken in Finanzangelegenheitenvertrauen.
"Dieses Vertrauen haben wir uns über viele Jahre aufgebaut", so dieBVR-Präsidentin weiter. Zentraler Anker hierfür sei das genossenschaftlicheSicherungssystem, das in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert. Kolak:"In Richtung EU-Gesetzgeber möchte ich klar sagen, jeden Vorstoß, unser aufSolidarität beruhendes, privatwirtschaftlich aufgebautesInstitutssicherungssystem zu schwächen, werden wir im Interesse unsererMitglieder und Kunden entschieden zurückweisen." Aktuell diskutieren EuropäischeKommission und Europäisches Parlament Ideen zur Reform des Krisenmanagements fürBanken - bekannt als CMDI-Review -, die eine gezielte Schwächung derEinlagensicherungssysteme in Kauf nehmen. Das widerspreche auch dem jüngstenAntritt des Europäischen Parlamentes, die seit 2015 geführte Diskussion um eineeuropäische Einlagensicherung wiederzubeleben. "Man kann nicht einerseits diebestehenden Schutzsysteme schwächen, um gleichzeitig zu argumentieren, siebräuchten zusätzlichen Schutz. Das passt nicht zusammen", so Kolak.
Zufriedenstellendes Kundengeschäft
Vor dem Hintergrund mehrerer belastender Faktoren wie einem stark rückläufigenWohnungsneubau und einer schwachen Kreditnachfrage der Firmenkunden infolge derwirtschaftlichen Stagnation hat sich das Kundengeschäft zufriedenstellendentwickelt. Die Kreditbestände insgesamt stiegen um 2,6 Prozent auf 777Milliarden Euro. Der Marktanteil erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 18,1Prozent. Der Bestand an Firmenkundenkrediten wuchs um 3,8 Prozent auf 414Milliarden Euro. Der Marktanteil legte um 0,5 Prozentpunkte auf 22,4 Prozent zu.Auf der Privatkundenseite wuchsen die Kreditbestände um 1,3 Prozent auf 363Milliarden Euro. Die Marktanteile erhöhten sich um 0,2 Prozentpunkte auf 24,1Prozent.
Auf der Einlagenseite eröffnete das gestiegene Zinsniveau den Kunden derGenossenschaftsbanken wieder attraktive Anlagemöglichkeiten in klassischen Fest-und Termingeldern oder Sparbriefen. Viele Kunden schichteten ihre während derCoronapandemie gebildeten hohen Sichteinlagenbestände in höher verzinslicheProdukte um. Anderseits belasteten die höheren Lebenshaltungskosten infolge derInflation die Sparfähigkeit der Kunden. Im Ergebnis blieben die Kundeneinlagender Genossenschaftsbanken mit 860 Milliarden Euro nahezu konstant (minus 0,2Prozent). Dies spiegelt unsere stabile und vertrauensvolle Geschäftsbeziehungmit unseren Kunden wider. Bei Termineinlagen lag das Plus bei 166,3 Prozent oder93 Milliarden Euro. Bei Sparbriefen sogar bei 260,1 Prozent, was einem Plus von15 Milliarden Euro entspricht. Täglich fällige Einlagen hingegen sankenerwartungsgemäß um 77 Milliarden Euro oder 12,3 Prozent.
Ergebnissituation hat sich deutlich verbessert
Im Berichtszeitraum ist der Zinsüberschuss um 15,4 Prozent auf 20,6 MilliardenEuro gestiegen. Dabei vervierfachten sich die Zinsaufwendungen auf 7,2Milliarden Euro, vor allem aus Umschichtungen von Kundengeldern inhöherverzinsliche Einlagen.
Die Zinserträge wuchsen um 41,5 Prozent auf 27,8 Milliarden Euro.
Der Provisionsüberschuss legte unter anderem wegen eines regenVermittlungsgeschäfts gemeinsam mit den Verbundpartnern um 4,3 Prozent auf 6,5Milliarden Euro zu. Der allgemeine Verwaltungsaufwand stieg um 5,5 Prozent auf16,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit(Teilbetriebsergebnis) wuchs um 25,7 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. DasBetriebsergebnis vor Bewertung stieg um 23,1 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro.Das Bewertungsergebnis erreichte minus 698 Millionen Euro. Bei derRisikovorsorge im Wertpapierbereich zeigten sich mit 1,4 Milliarden Euro ersteWertaufholungen, nachdem im Jahr 2022 mit minus 5,7 Milliarden Euro noch sehrhohe Abschreibungen im Depot A infolge der Zinswende das Ergebnis reduzierten.Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft spiegelt die gedämpftenKonjunkturaussichten, den Zinsanstieg und die Zunahme der Unternehmens- undVerbraucherinsolvenzen wider. Die Abschreibungen im Kreditgeschäft derGenossenschaftsbanken summieren sich im Jahr 2023 voraussichtlich auf minus 1,5Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss vor Steuern stieg deutlich um 6,2Milliarden Euro auf beachtliche 10,7 Milliarden Euro. Dem Fonds für allgemeineBankrisiken werden voraussichtlich 4 Milliarden Euro zugeführt. Nach Steuernbleibt damit ein Jahresüberschuss von 3,5 Milliarden Euro.
Gute Gewinnsituation hilft Eigenkapital zu stärken
Die Genossenschaftsbanken haben ihre gute Ergebnisentwicklung dazu genutzt, ihrEigenkapital weiter zu stärken. So stieg das bilanzielle Eigenkapital imBerichtszeitraum um 3,2 Prozent auf 64 Milliarden Euro. Die Geschäftsguthaben(gezeichnetes Kapital) legten um 4,8 Prozent auf 17 Milliarden Euro. Dieregulatorischen Eigenmittel nach CRR wuchsen um 3,9 Prozent auf 111,5 MilliardenEuro. Das Kernkapital legte um 3,9 Prozent auf 103,2 Milliarden Euro zu. Die(harte) Kernkapitalquote stieg um 0,32 Prozentpunkte auf komfortable 15,63Prozent. Im Jahresvergleich hat sich die Gesamtkapitalquote von 16,54 Prozent um0,35 Prozentpunkte auf 16,89 Prozent erhöht. Somit wurde wie in denvorangegangenen Jahren der Mindeststandard von 8 Prozent deutlich übertroffen.Die Institute sind insgesamt gut kapitalisiert für weiteres Wachstum und fürRisikoszenarien.
Pressekontakt:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)Melanie Schmergal, Abteilungsleiterin Kommunikation undÖffentlichkeitsarbeit / PressesprecherinTelefon: (030) 20 21-13 00, mailto:presse@bvr.de, http://www.bvr.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/40550/5729142OTS: BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken