Gemeinnütziger, Wohnbau

Gemeinnütziger Wohnbau: Österreichs Branche kämpft ums Überleben

07.11.2025 - 21:05:12

Der gemeinnützige Wohnbau in Österreich verzeichnet einen massiven Rückgang der Fertigstellungen bei steigendem Bedarf. Baukosten, Zinsen und Mietpreisdeckel gefährden die soziale Wohnraumversorgung.

Der gemeinnützige Wohnbau in Österreich steckt in der Krise. Explodierende Baukosten, hohe Zinsen und politische Mietpreisdeckel drosseln die Bautätigkeit drastisch. Während der Bedarf an leistbarem Wohnraum steigt, sinken die Fertigstellungszahlen auf ein kritisches Niveau. Die Branche steht vor einem Wendepunkt, der die soziale Stabilität des Landes bedroht.

Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) fertigten 2024 nur 14.000 Wohnungen – neun Prozent weniger als im Vorjahr und 16 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Branchenvertreter erwarten für 2025 einen weiteren Tiefpunkt. Die Gründe: massiv gestiegene Baukosten, teure Finanzierung und Mangel an leistbaren Grundstücken machen Projekte zunehmend unwirtschaftlich.

Mietpreisdeckel verschärft die Situation

Die gesetzlichen Mietpreisdeckel treffen die Bauvereinigungen hart. Diese “Inflationslinderungsgesetze” kappen die Mieteinnahmen, die eigentlich für Instandhaltung, Sanierung und Neubau gedacht sind. Der Verband beziffert den Einnahmenverlust auf rund 150 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren.

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Was kurzfristig Mieter entlasten soll, blockiert langfristig hunderte neue Wohnungen pro Jahr. Die GBVs arbeiten nach dem Kostendeckungsprinzip ohne Gewinnmaximierung – fehlendes Kapital bedeutet hier direkt gestoppte Bauprojekte.

Milliarden-Paket soll Trendwende bringen

Die Bundesregierung reagiert mit einem Wohnbaupaket in Milliardenhöhe. Diese Investitionen sollen die Errichtung und Sanierung im mehrgeschossigen Wohnbau ankurbeln. Projekte, die monatelang auf Eis lagen, könnten damit wieder starten.

Doch die Branche fordert mehr als nur Geld:

  • Strikte Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel
  • Verlässliche politische Rahmenbedingungen für planbare Investitionen
  • Aktive Bodenpolitik zur Sicherung von Grundstücken

Erste innovative Ansätze zeigen sich bereits: In Salzburg investiert erstmals eine Versicherung in den gemeinnützigen Wohnbau, um die Finanzierungskrise zu überwinden.

Volkswirtschaftlicher Stabilitätsfaktor in Gefahr

Die GBVs sind mehr als Bauträger – sie sichern Arbeitsplätze und dämpfen Mietpreise am gesamten Markt. Studien belegen: Der gemeinnützige Sektor entlastet auch Haushalte, die nicht direkt in GBV-Wohnungen leben. Die hohe Bewohnerzufriedenheit unterstreicht Qualität und Leistbarkeit.

Ein Einbruch hätte weitreichende Folgen: verschärfte Wohnungsnot, steigende Wohnkostenbelastung und ein Konjunktureinbruch in der Bauindustrie. Die Branche ist weniger anfällig für Marktschwankungen und mildert normalerweise Konjunkturzyklen ab.

Die entscheidenden Monate

Die kommenden Wochen zeigen, ob die Trendwende gelingt. Entscheidend ist, wie schnell das staatliche Wohnbaupaket bei den Bauträgern ankommt. Die Bundesländer müssen ihre Förderinstrumente an die neuen Realitäten anpassen.

Ohne konzertierte Anstrengung droht die nachhaltige Schwächung eines Sektors, der für den sozialen Zusammenhalt Österreichs unverzichtbar ist. Der Ausblick bleibt angespannt – doch erste Initiativen machen Hoffnung auf eine Stabilisierung.

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