Gemeinnütziger, Wohnbau

Gemeinnütziger Wohnbau: Historischer Tiefpunkt droht 2025

13.11.2025 - 15:41:12

Der gemeinnützige Wohnbau in Österreich steuert auf ein Desaster zu. Nur noch 11.000 bis 12.000 Wohnungen sollen 2025 fertiggestellt werden – ein historischer Tiefstand. Die Branche schlägt Alarm: Ohne sofortige Investitionsanreize drohen eine soziale Wohnungsnot und Tausende gefährdete Arbeitsplätze.

Was lange als Erfolgsmodell galt, gerät durch explodierende Baukosten, hohe Zinsen und Grundstücksmangel ins Wanken. Der Bedarf an geförderten Wohnungen steigt, doch gemeinnützige Bauvereinigungen können kaum noch neue Projekte starten. Die Folge: Wohnungssuchende bleiben auf der Strecke, die Bauwirtschaft verliert massiv an Dynamik.

Die Zahlen sind eindeutig. Der Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) rechnet für 2025 mit dem niedrigsten Fertigstellungsniveau seit Jahren. Der Zehn-Jahres-Schnitt lag deutlich höher – der Absturz trifft die Volkswirtschaft hart. Laut Statistik Austria sichert jede Million Euro Bauinvestitionen rund acht Ganzjahresarbeitsplätze und kurbelt die heimische Produktion um 1,9 Millionen Euro an.

Anzeige

Steigende Kosten und höhere Finanzierungszinsen belasten Vermieter und Eigentümer – viele Betriebskosten bleiben unklar und führen später zu Streit. Der kostenlose PDF-Report „Betriebskosten 2025“ erklärt in nur 5 Minuten, welche Kosten umlagefähig sind (Heizung, Warmwasser, Grundsteuer, Reinigung, Gartenpflege, Schornstein) und worauf Sie vertraglich achten müssen. Praxisnah, rechtssicher und kostenlos per E‑Mail-Download – ideal für private und professionelle Vermieter, die ihre Abrechnung 2025 sicher machen wollen. Jetzt kostenlosen Betriebskosten-Report sichern

Doch genau diese Investitionen bleiben aus. Die Baubewilligungen sind eingebrochen, viele Projekte rechnen sich unter aktuellen Bedingungen schlicht nicht mehr.

Baukosten und Zinsen als Totengräber

Der Baukostenindex für Wohnhaus- und Siedlungsbau klettert weiter, auch wenn das Tempo sich zuletzt verlangsamte. Das Preisniveau liegt weit über den Vorjahren. Dazu kommen die nach wie vor hohen Finanzierungszinsen – eine toxische Kombination für die Kalkulation neuer Bauprojekte.

Die Folge: Was vor Jahren noch rentabel war, ist heute nicht mehr realisierbar.

Wohnbauförderung: Millionen versickern im Haushalt

Das Wohn- und Baupaket der Bundesregierung vom Frühjahr 2024 sollte Abhilfe schaffen. Doch Experten attestieren: Wirkung verfehlt. Die Maßnahmen treffen den gemeinnützigen Sektor zu wenig gezielt.

Verschärft wird die Lage durch ein strukturelles Problem: Seit 2008 fehlt die Zweckbindung der Wohnbauförderung. Die Bundesländer können die Mittel frei verwenden – 2022 landeten nur 37 % tatsächlich im Wohnbau. Der Rest versickerte in anderen Budgetposten.

Branchenverbände und Opposition fordern vehement: Die strikte Zweckbindung muss zurück. Nur so gelangt das Geld dorthin, wo der Bedarf am größten ist.

Wien versus Westösterreich

Die Krise trifft die Bundesländer unterschiedlich hart. Wien profitiert vom hohen Anteil an geförderten Miet- und Gemeindewohnungen, die Preise dämpfen. In Salzburg und Tirol sieht es düster aus: Hohe Grundstückspreise und starke Nachfrage treiben die Kosten zusätzlich.

Ohne regional differenzierte Förderung verschärft sich die soziale Spaltung auf dem Wohnungsmarkt weiter.

Was steht auf dem Spiel?

Der Einbruch ist mehr als eine konjunkturelle Delle. Das österreichische Modell des sozialen Wohnbaus, international als Erfolgsgeschichte gefeiert, steht am Scheideweg. Externe Schocks wie die Zinswende treffen auf hausgemachte Probleme – allen voran die fehlende Zweckbindung der Fördergelder.

Die Konsequenzen sind absehbar:

  • Weniger leistbare Mietwohnungen treiben Privatmarktpreise in die Höhe
  • Wohnkostenbelastung für Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen steigt
  • Bauwirtschaft verliert wichtigen Stabilisator, Arbeitsplätze fallen weg
  • Volkswirtschaftliche Wertschöpfung sinkt

Kooperationen zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Bauträgern schaffen zwar neue Synergien, lösen aber das grundlegende Finanzierungsproblem nicht.

Kommt die Trendwende?

Die Talsohle wird 2025 erreicht. Ab 2026 könnte ein leichter Aufwärtstrend einsetzen – die Baubewilligungen steigen vorsichtig. Doch ob die Wende nachhaltig ist, entscheidet die Politik in den kommenden Monaten.

Die Branche signalisiert Bereitschaft: Sobald die Rahmenbedingungen stimmen, werden Investitionen hochgefahren. Gefordert sind ein großangelegtes Baukonjunkturpaket und die Wiedereinführung der Zweckbindung.

Die Frage bleibt: Bringt die Politik den Mut auf, die erforderlichen Reformen umzusetzen? Ohne Stärkung der Objektförderung und klare finanzielle Priorisierung des leistbaren Wohnbaus untergräbt Österreich ein zentrales Versprechen seines Sozialstaates. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Turnaround gelingt – oder die Krise sich verfestigt.

@ boerse-global.de