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GDS Local: Großbritannien vereint digitale Behördendienste

24.11.2025 - 20:19:12

Schluss mit dem Flickenteppich: Die britische Regierung will heute mit einer neuen Digitaleinheit die Kluft zwischen nationalen und lokalen Behördenservices schließen. “GDS Local” soll künftig alle Bürger mit denselben modernen Online-Diensten versorgen – egal ob in London oder in ländlichen Regionen.

Die heute vom Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Technologie (DSIT) angekündigte Initiative markiert einen fundamentalen Wandel. Erstmals werden Gemeindeverwaltungen direkt in die nationale Digitalinfrastruktur eingebunden, konkret in das System “GOV.UK One Login”. Damit reagiert London auf ein Problem, das Beobachter seit Jahren kritisieren: Während zentrale Behörden längst digitalisiert sind, hängen viele Kommunen noch an veralteten IT-Systemen.

“Zu lange wurden lokale Verwaltungen bei der digitalen Transformation ausgeschlossen”, erklärte Ian Murray, Minister für digitale Regierung, am Montagmorgen. “Das ändert sich heute. GDS Local wird die digitale Ungleichheit beenden und jeder Gemeinde Zugang zu modernen, zuverlässigen Online-Diensten verschaffen.”

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Herzstück der Strategie ist die Ausweitung von GOV.UK One Login – einem zentralen Identifikationssystem nach Vorbild des deutschen Personalausweises mit Online-Funktion. Künftig sollen Briten mit einer einzigen digitalen Identität sowohl nationale Dienste (Steuererklärung, Passantrag) als auch kommunale Angebote nutzen können: Grundsteuer-Verwaltung, Schulanmeldungen, Müllabfuhr-Meldungen.

Was bedeutet das konkret? Statt sich durch ein Labyrinth unterschiedlicher Portale und Login-Masken zu kämpfen, greifen Bürger auf eine zentrale App zu. Ein System, das an Estlands E-Government oder Singapurs “Smart Nation” erinnert – nur eben für 67 Millionen Einwohner.

Parallel startete die Regierung den Government Digital and Data Hub, eine Online-Plattform für den öffentlichen Dienst. Hier tauschen IT-Experten aus Kommunen, NHS und Ministerien anonymisierte Daten, Best Practices und technische Ressourcen aus. Besonders kleinere Gemeinden, denen Budget und Know-how für IT-Modernisierung fehlen, sollen davon profitieren.

Globaler Digitalisierungs-Sprint

Die britische Ankündigung fügt sich in eine weltweite Welle staatlicher Digital-Investitionen. Innerhalb von 72 Stunden wurden gleich mehrere Großprojekte bekannt:

In den USA verkündete Amazon Web Services (AWS) heute eine Investition von 50 Milliarden US-Dollar (ca. 47 Milliarden Euro) für KI- und Supercomputer-Infrastruktur speziell für Bundesbehörden. Das Geld fließt in den “AI Action Plan” und soll Verwaltungen mit Rechenpower für hochkomplexe KI-Modelle ausstatten. Ein Signal: Künstliche Intelligenz wird zur Grundlage automatisierter Verwaltungsentscheidungen.

In Ostafrika ging zeitgleich die eCUSTOMS-App an den Start – eine britisch-kenianische Entwicklung, die am Grenzübergang Busia papierbasierte Zollerklärungen ersetzt. Was bisher Tage dauerte, läuft nun per Smartphone in Stunden ab. Ein weiterer Beleg dafür, dass “Digital Only” zum Standard internationaler Handelsabwicklung wird.

Die Schattenseite: Was ist mit digitalen Außenseitern?

Die Strategie “Digital First” birgt ein Risiko: Wer keinen Internetzugang hat, technisch überfordert ist oder aus Misstrauen analoge Wege bevorzugt, droht abgehängt zu werden. Genau hier setzt der “Support”-Ansatz von GDS Local an. Anders als frühere Top-Down-Digitalisierungsbefehle liefert die Initiative technische und strategische Hilfe für Kommunen mit.

“Der Start von GDS Local ist ein Eingeständnis”, analysiert ein Branchenkenner für öffentliche Technologie. “Die Zentrale kann digitale Standards nicht einfach diktieren – sie muss sie aktiv ermöglichen. Sonst wird aus ‘Digital Only’ schnell ‘Exklusion Only’ für unterfinanzierte Gemeinden.”

Die Abhängigkeit von einer einzigen digitalen ID wirft zudem Cybersecurity-Fragen auf. Was passiert bei Systemausfällen oder Hackerangriffen? Estland und Singapur gelten als Vorbilder – doch beide Länder sind deutlich kleiner und homogener als Großbritannien.

Wie geht es weiter?

Die Umsetzung wird an Datenschutz-Fragen und der Adoptionsgeschwindigkeit klammer Kommunen gemessen werden. Als ersten Praxistest hat die Regierung für den 26. und 27. November einen “Innovation Hackathon” in Birmingham angesetzt. Dort sollen Tech-Experten und Gemeindevertreter gemeinsam Lösungen für drängende Probleme wie Obdachlosigkeit entwickeln – mit den neuen digitalen Werkzeugen.

International deutet sich eine Konsolidierung digitaler Identitätssysteme an. Australien hat kürzlich seinen “2025 Implementation Plan” für digitale IDs vorgelegt, Singapurs “Smart Nation 2.0” nimmt Fahrt auf. 2026 könnte das Jahr werden, in dem “One Login”-Systeme zum globalen Standard für Behördenkontakte werden.

Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, ob die heutigen “Support”-Mechanismen stark genug sind, um die digitale Kluft zu überbrücken – statt sie zu vertiefen.

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