Gartner und AWS bestätigen: KI-Agenten übernehmen Wissensarbeit
02.12.2025 - 19:29:11Eine doppelte Offensive revolutioniert das Enterprise-Wissensmanagement: Während Gartner die Vorreiter der generativen KI auszeichnet, präsentieren führende Technologieanbieter auf der AWS re:Invent 2025 in Las Vegas konkrete Lösungen für die nächste Generation autonomer Unternehmenssysteme. Die zentrale Erkenntnis? Passive Suchfunktionen haben ausgedient – aktive KI-Agenten übernehmen.
Die Entwicklungen markieren einen fundamentalen Wandel: Künstliche Intelligenz durchsucht nicht länger nur Unternehmensdaten, sondern trifft eigenständig Entscheidungen und führt komplexe Arbeitsabläufe aus. Für deutsche Unternehmen bedeutet dies eine neue Dimension der Automatisierung – mit allen damit verbundenen Chancen und Compliance-Risiken.
Zwischen dem 1. und 2. Dezember bestätigten mehrere Schlüsselanbieter ihre Aufnahme in den Gartner Innovation Guide für Generative AI Knowledge Management Apps 2025. Der Report gilt als Maßstab für Technologien, die den Sprung vom KI-Experiment zur produktionsreifen Unternehmenslösung geschafft haben.
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AODocs, ein auf Dokumentenmanagement spezialisiertes Unternehmen aus Atlanta, wurde als “Emerging Specialist” eingestuft. Der Fokus liegt auf einem kritischen Problemfeld: Wie garantiert man, dass KI-Systeme nur auf regelkonforme und aktuelle Dokumente zugreifen?
Für stark regulierte Branchen wie Pharmaindustrie oder Finanzsektor dürfte dies entscheidend sein. Schließlich reicht es nicht, dass ein KI-System eine korrekte Antwort liefert – die Herkunft der Information muss lückenlos nachvollziehbar bleiben.
Vectara: Der Kampf gegen KI-Halluzinationen
Noch bemerkenswerter fällt die Doppel-Auszeichnung für Vectara aus: Das Unternehmen wurde sowohl als “Emerging Specialist” für Wissensmanagement als auch als “Emerging Visionary” für GenAI-Modellprovider gelistet.
Der technische Durchbruch liegt im sogenannten “Agentic RAG” (Retrieval-Augmented Generation). Anders als herkömmliche Systeme, die lediglich Daten abrufen, können diese KI-Agenten Informationen eigenständig überprüfen, Widersprüche erkennen und Folgemaßnahmen einleiten. Vectara hat sich besonders auf die Vermeidung von Halluzinationen spezialisiert – jenes Phänomen, bei dem KI-Systeme plausibel klingende, aber falsche Informationen generieren.
Für Unternehmen, die GenAI produktiv einsetzen wollen, bleibt dies die zentrale Hürde. Wer kann es sich leisten, auf KI-generierte Berichte zu vertrauen, wenn diese im Zweifel frei erfunden sind?
AWS re:Invent: Die Infrastruktur wird erwachsen
Parallel zur Gartner-Bewertung lieferte die AWS-Entwicklerkonferenz in Las Vegas konkrete Umsetzungsbeispiele. Die Ankündigungen vom 1. und 2. Dezember zeigen: Der Markt verlässt die Experimentierphase.
Caylent, ein Cloud-Beratungshaus, erhielt die Auszeichnung als AWS Global Generative AI Consulting Partner 2025. Die Ehrung unterstreicht einen Trend: Unternehmen bauen GenAI-Lösungen nicht mehr selbst, sondern holen sich spezialisierte Partners. Die Komplexität von Datensicherheit, Governance-Frameworks und verantwortungsvoller KI-Nutzung übersteigt offenbar die Kapazitäten vieler IT-Abteilungen.
RAG wird zum Service
Coveo, ein Anbieter von KI-gestützten Suchsystemen, kündigte “RAG-as-a-Service” speziell für AWS-Agenten an. Das Angebot adressiert ein praktisches Problem: Die meisten Unternehmen verfügen zwar über umfangreiche Datenbestände, können diese aber nicht effizient für KI-Systeme aufbereiten.
Mit dem verwalteten Service können Entwickler ihre Amazon-Bedrock-Agenten direkt mit Unternehmensdaten verbinden – ohne selbst die komplexe Retrieval-Infrastruktur aufbauen zu müssen. “Unternehmen können sichere, fundierte GenAI-Anwendungen in Rekordzeit bereitstellen”, kommentierte Eric Immermann von Perficient.
Zum Vergleich: Deutsche Konzerne wie SAP oder die Telekom dürften ähnliche Ansätze verfolgen, um ihre eigenen KI-Strategien zu beschleunigen.
Amazon Q erschließt Videoinhalte
Am 2. Dezember verkündete AWS eine strategische Integration zwischen Amazon Q Business und dem Video-Technologieanbieter Idomoo. Amazon Q, der GenAI-Assistent von AWS, kann nun auch Videoinhalte durchsuchen und nutzen.
Dies erweitert das klassische Wissensmanagement erheblich: Schulungsvideos, Marketing-Material oder aufgezeichnete Meetings werden durchsuchbar. Mitarbeiter können künftig gezielt nach Informationen fragen, die in stundenlangem Videomaterial versteckt sind – ein enormer Produktivitätsgewinn.
Der “agentische” Wandel
Was verbindet alle Ankündigungen vom 1. und 2. Dezember? Das Schlagwort “Agentic” – zu Deutsch: “agentengesteuert”.
Die Jahre 2023 und 2024 standen im Zeichen der Suche: Nutzer stellten Fragen, KI-Systeme lieferten zusammengefasste Antworten. Ende 2025 zeichnet sich ab, dass 2026 das Jahr der Aktion wird.
- Vectaras “Agentic RAG” ermöglicht eigenständige Verifikation
- Coveos Integration ist für “AWS Agentic AI Services” konzipiert
- Caylents Auszeichnung basiert auf “Agentic AI Solutions”
Die Implikation? Wissensmanagement-Apps sind keine passiven Archive mehr, sondern aktive Assistenten. Sie können Compliance-Berichte erstellen, Workflows anstoßen oder Videocontent generieren – und zwar autonom, basierend auf den Daten, auf die sie zugreifen.
Ausblick: Das Problem der Kontrolle
Während die AWS re:Invent diese Woche weiterläuft, erwarten Branchenexperten weitere Ankündigungen zu “Guardrails” – Kontrollmechanismen für diese Agenten. Die Betonung von Governance bei AODocs und Vectara deutet darauf hin: Die unmittelbare Zukunft dreht sich um Vertrauen.
Unternehmen besitzen die Motoren (Large Language Models) und den Treibstoff (Daten). Was ihnen fehlt, sind die Lenkmechanismen (Governance und Wissensmanagement-Plattformen), um sicherzustellen, dass der Wagen auf der Straße bleibt.
Für IT-Entscheider lautet die Botschaft dieser Woche: Die besten Wissensmanagement-Tools finden nicht nur Dateien – sie bereiten Daten für eine autonome, agentengesteuerte Zukunft vor. Ob deutsche Unternehmen bereit sind, KI-Systemen dieses Maß an Autonomie zu gewähren, bleibt die spannende Frage für 2026.
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