Führungskultur im Umbruch: Deutschlands Manager zwischen Kontrolle und Vertrauen
26.11.2025 - 03:30:12Eine neue Generation Führungskräfte betritt die deutschen Chefetagen – und mit ihr ein radikal verändertes Verständnis von Autorität. Was diese Woche im Fall des künftigen Hubert-Burda-CEO Jan Wachtel für hitzige Debatten sorgte, ist nur die Spitze des Eisbergs: Deutschlands Managementwelt steht vor einem Kulturwandel, bei dem Verletzlichkeit nicht mehr als Schwäche gilt und Vertrauen die Kontrolle ablöst.
Doch wie weit ist dieser Wandel wirklich fortgeschritten? Die jüngsten Entwicklungen zeigen ein gespaltenes Bild zwischen alter Schule und neuer Realität.
Jan Wachtel, designierter Chef von Hubert Burda Media, löste heute eine kontroverse Diskussion aus. Bei seiner Vorstellung vor dem Top-Management per Videokonferenz erwähnte er offen seine aktuellen Herausforderungen mit der Kinderbetreuung, während seine Partnerin verreist war.
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Die Reaktionen? Gespalten. Während einige Führungskräfte die Offenheit als erfrischend authentisch würdigten, kritisierten andere die Äußerung als unangemessenes “Gejammer” für eine Führungsebene. Branchenbeobachter wie Newsroom.de und kress pro berichten von einem regelrechten Generationenkonflikt, der sich hier Bahn bricht.
Die Botschaft dahinter: Der stoische, unnahbare Manager alter Prägung hat ausgedient – zumindest in der Theorie. In der Praxis kämpfen deutsche Chefetagen noch mit der Frage, wie viel Menschlichkeit erlaubt ist, wenn gleichzeitig wirtschaftlicher Druck nach klaren Ansagen verlangt.
Workation wird Standard: Führen ohne Sichtkontrolle
Parallel dazu zwingt eine strukturelle Veränderung Manager zum Umdenken. Am Montag veröffentlichten Rechtsexperten von Haufe Personal aktualisierte Richtlinien zur Workation – dem Arbeiten vom Urlaubsort aus. Was während der Pandemie als Notlösung begann, ist inzwischen fester Bestandteil der Arbeitswelt.
Die entscheidende Erkenntnis: Führung kann nicht länger auf visuelle Kontrolle setzen. Mit der rechtlichen Klärung von Sozialversicherungs- und Steuerfragen bei grenzüberschreitender Arbeit liegt die Hürde nun beim Management selbst. Erfolgreich sind jene Führungskräfte, die:
- Ergebnisse statt Anwesenheit messen – die klassische “Bürostuhl-Metrik” ist überholt
- Compliance aktiv mitgestalten – die 183-Tage-Regel und A1-Bescheinigungen sind keine reinen HR-Themen mehr
Vertrauensarbeitszeit entwickelt sich damit zur Vertrauensarbeitsort. Die Frage lautet nicht mehr “Wo arbeitest du?”, sondern “Was lieferst du?”
Daten schlagen Bauchgefühl: Das Ende des “Familienmensch”-Bonus
Einen dritten Impuls lieferte heute eine Analyse von Prof. Dr. Uwe P. Kanning bei Haufe. Sein Thema: die Rolle von Elternschaft bei der Führungskräfteauswahl. Entgegen der verbreiteten Annahme, dass Eltern automatisch bessere Sozialkompetenzen mitbringen, fordert Kanning evidenzbasierte Personalauswahl.
Das bedeutet konkret: Schluss mit biografischen Mythen wie dem “soliden Familienvater” als Leadership-Garant. Stattdessen zählen validierte Kompetenzanalysen. Für HR-Abteilungen ist das ein klarer Auftrag: Führungskräfte nach messbaren Fähigkeiten auswählen, nicht nach Plausibilitätstheorien.
Zwischen Krise und Empathie: Deutschlands Zwickmühle
Die drei Entwicklungen – Wachtels Transparenz-Vorstoß, die institutionalisierte Workation und die Forderung nach datenbasierter Auswahl – zeigen die Bruchstelle im deutschen Management Ende 2025.
Auf der einen Seite steht der wirtschaftliche Druck, der nach klaren Hierarchien und straffer Kostenführung ruft. Auf der anderen Seite erzwingen Talentmarkt und digitale Realität Flexibilität und Empathie. “Wir erleben einen Führungskultur-Krieg”, konstatieren Branchenkenner.
Das gemischte Echo auf Wachtels persönliche Worte zeigt: Deutschland steckt in der Übergangsphase. Partizipative Führung, die Fehler eingesteht und Mitarbeiter einbindet, kollidiert mit dem heroischen Führungsstil vergangener Jahrzehnte. Strukturell gewinnt das neue Modell – kulturell herrscht in vielen Vorstandsetagen noch Skepsis.
Was 2026 bringt
Für die kommenden Monate erwarten Experten eine Zuspitzung. Unternehmen müssen den Spagat schaffen zwischen menschenzentrierter Führung, die jüngere Generationen einfordern, und der Effizienz, die wirtschaftliche Stagnation verlangt.
Mit Workation und Remote-Arbeit als Standard werden weitere rechtliche Anpassungen folgen – und selbst konservative Führungskräfte zur Anpassung zwingen. Die Botschaft für Deutschlands Chefetagen ist eindeutig: Fachkompetenz allein reicht nicht mehr. Wer hybride Teams mit Vertrauen steuert, rechtliche Komplexität beherrscht und authentische Verletzlichkeit zeigt, definiert die neue Messlatte für Führungserfolg.
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