Führung, KI-Lücke

Führung 2026: KI-Lücke bei Frauen und harte Worte im Betrieb

30.11.2025 - 23:29:11

Die deutsche Arbeitswelt steht vor einem Spagat: Während Unternehmen ihre Führungskräfte für die KI-Ära fit machen wollen, lassen sie ausgerechnet Frauen bei den wichtigsten Weiterbildungen außen vor. Gleichzeitig müssen Chefs künftig auch derbe Kritik aushalten – das hat nun ein wegweisendes Gerichtsurteil klargestellt. Die Botschaft ist eindeutig: Kooperative Führung im digitalen Zeitalter braucht nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein dickes Fell.

Eine aktuelle Branchenanalyse von Haufe zeigt Ende November 2025 ein besorgniserregendes Muster: Bei technischen Weiterbildungen im Bereich künstliche Intelligenz sind weibliche Beschäftigte massiv unterrepräsentiert. Ausgerechnet dort, wo es um die Führungskompetenzen von morgen geht, entsteht eine neue Geschlechterlücke.

Das Problem ist brisant. Denn KI entwickelt sich vom reinen IT-Werkzeug zum zentralen Führungsinstrument. Wer diese Technologie nicht beherrscht, wird 2026 kaum noch auf Führungsebene mithalten können. Experten warnen: Unternehmen, die ihre Weiterbildungsbudgets nicht geschlechtergerecht verteilen, riskieren nicht nur Talente – sie verpassen strategische Chancen.

Der HR Inside Trend Report 2025 bringt es auf den Punkt: Erfolgreich werden jene Firmen sein, die Technologie beibringen, mit Menschen zu arbeiten. Doch diese “Orchestrierung” wird derzeit vor allem mit männlichen Führungskräften gedacht. Personalverantwortliche stehen unter Druck, ihre Budgets zu überprüfen und gegenzusteuern.

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Gericht erlaubt derbe Kritik am Chef

Während Unternehmensberater für “wertschätzende Kommunikation” werben, hat das Arbeitsgericht einen Realitätscheck verordnet. Das Landesarbeitsgericht Düsseldorf urteilte am 18. November 2025 (Az. 3 SLa 699/24): Selbst vulgäre Kritik an der Führungsweise rechtfertigt nicht automatisch eine Kündigung.

Der Fall sorgt für Aufruhr in HR-Abteilungen. Ein Mitarbeiter hatte das “Schichtmanagement” in drastischen Worten kritisiert – und bekam vom Gericht recht. Die Begründung: Die Kritik richtete sich gegen das System und die Arbeitsmethoden, nicht gegen die Person des Vorgesetzten.

Für Führungskräfte bedeutet das eine klare Grenzziehung:

  • Erlaubt: Drastische, auch polemische Kritik an Betriebsabläufen oder “dem System”
  • Verboten: Persönliche Beleidigungen, die allein darauf zielen, die Würde eines Menschen herabzusetzen

Die Botschaft ist unmissverständlich: Chefs müssen künftig auch raue Töne von der Betriebsebene aushalten können, ohne gleich zum Kündigungsschreiben zu greifen. Gerade in Zeiten, in denen 74 Prozent der Beschäftigten kooperative Führung bevorzugen, wird diese Resilienz zur Kernkompetenz.

Kooperativ statt autoritär – der neue Standard

Trotz einzelner Konflikte ist der Trend eindeutig: Die autoritäre Führung hat in Deutschland ausgedient. Der Leadership-Monitor 2025, der Ende November in Personalkreisen intensiv diskutiert wurde, bestätigt den Siegeszug des kooperativen Stils.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • 74 Prozent bewerten ihre kooperativen Vorgesetzten als kompetent
  • 70 Prozent attestieren klare Kommunikation, 72 Prozent aktives Zuhören
  • Nur noch 19 Prozent beschreiben ihren Chef als “autoritär” – Tendenz weiter sinkend

Dieser Wandel ist nicht nur kulturell, sondern funktional notwendig. Flache Hierarchien reagieren schneller auf Veränderungen. Das alte “Befehlen und Kontrollieren” ist zu träge für hybride Arbeitsmodelle und rasanten technologischen Wandel. Stattdessen setzt sich “Servant Leadership” durch: Führungskräfte als Ermöglicher statt als Befehlsgeber.

Zwischen Wohlfühl-Rhetorik und rauer Realität

Die Entwicklungen dieser Woche zeigen eine zentrale Spannung im deutschen Personalmanagement. Auf der einen Seite steht die strategische Debatte um emotionale Intelligenz, Empathie und “Erfolg mit Gefühl”. Auf der anderen Seite die Betriebsrealität, in der Kommunikation rau, direkt und manchmal vulgär sein kann.

Personalverantwortliche müssen diese Kluft überbrücken. Eine “Feedbackkultur” bedeutet eben nicht nur höfliche Kollegenkritik – sondern auch, Manager darauf vorzubereiten, mit der rechtlich geschützten “rauen” Kritik umzugehen, ohne reflexartig zu sanktionieren.

Hinzu kommt: Während Unternehmen von “Zukunftsfähigkeit” sprechen, zeigt die KI-Geschlechterlücke, dass bei der Umsetzung wichtige Talentpools schlicht vergessen werden. Wenn “New Work” funktionieren soll, muss es technisch versierte Frauen einschließen und robust genug sein für den gelegentlichen derben Ausbruch eines frustrierten Schichtarbeiters.

Was kommt 2026?

Experten erwarten für das erste Quartal 2026 eine Welle von Anpassungen in deutschen Unternehmen:

Kurzfristig: HR-Abteilungen werden ihre Social-Media- und Verhaltensrichtlinien überarbeiten, um aktuelle Rechtsprechung zu berücksichtigen.

Q1 2026: Ein Schub bei “Digital Leadership”-Zertifizierungen, die gezielt weibliche Führungskräfte ansprechen, um die neu identifizierte Qualifikationslücke zu schließen.

Langfristig: KI wird die mittlere Managementebene weiter aushöhlen. Führungskräfte müssen entweder zu Strategen auf hoher Ebene werden – oder zu praktischen Coaches an der Basis.

Der einsame, autoritäre Entscheider hat ausgedient. Die Herausforderung für 2026 lautet: Der kooperative Nachfolger muss digital kompetent und rechtlich resilient zugleich sein. Denn die Zukunft der Führung ist weiblicher, technischer und – ja – manchmal auch rauer, als es die Hochglanzbroschüren wahrhaben wollen.

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