Finanzbranche rüstet gegen KI-Betrug auf
17.10.2025 - 10:31:01Banken setzen fortschrittliche KI-Systeme und Biometrie gegen KI-gesteuerte Betrugsangriffe ein. Regulatorische Fristen und neue Sicherheitsstandards beschleunigen den Umbau der Abwehrstrategien.
Die globale Finanzbranche setzt auf eine neue Generation von Sicherheitstechnologien im Kampf gegen KI-gesteuerte Betrügereien. Diese Woche markierten wichtige Entwicklungen – von regulatorischen Testumgebungen bis hin zu fortschrittlicher Biometrie – einen Wendepunkt in der Verteidigungsstrategie der Branche. Banken befinden sich nun in einem “KI gegen KI”-Kampf und nutzen ausgeklügelte künstliche Intelligenz gegen immer komplexere Angriffe krimineller Akteure.
Die Dringlichkeit ist spürbar: Kriminelle setzen generative KI ein, um täuschend echte Deepfakes zu erstellen und komplexe Betrugsmaschen zu entwickeln, die herkömmliche Sicherheitssysteme umgehen. Banken und Zahlungsdienstleister modernisieren deshalb ihre Sicherheitsinfrastruktur – getrieben sowohl von der unmittelbaren Bedrohung als auch von nahenden regulatorischen Stichtagen.
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Der neue Rüstungswettlauf beginnt
Finanzinstitute gehen nicht mehr nur in die Defensive – sie nutzen aktiv KI, um Angriffe vorherzusehen und zu neutralisieren. Ein entscheidender Schritt erfolgte diese Woche: Die Hongkonger Währungsbehörde HKMA kündigte am 15. Oktober die zweite Kohorte ihrer Generativen KI-Sandbox an. Die Initiative umfasst 20 Banken und 14 Technologiepartner und soll explizit “KI gegen KI”-Strategien entwickeln.
Diese Projekte werden KI einsetzen, um automatische Qualitätsprüfungen von KI-generierten Inhalten durchzuführen und gegnerische Simulationen zu betreiben, die Systeme gegen Deepfake-Betrug testen. Wie Arthur Yuen, stellvertretender Geschäftsführer der HKMA, erklärte, stellt diese Initiative einen “großen Sprung nach vorn bei der sichereren und robusteren KI-Einführung” dar.
Der Trend ist branchenweit spürbar: Laut einem Bericht der Payments Association von 2025 sehen 62 Prozent der Finanzverbrechensexperten Identitäts-Deepfakes als größte KI-gesteuerte Bedrohung.
Biometrie wird zum neuen Standard
Angesichts KI-gestützter Täuschungsmanöver ist der Nachweis digitaler Identität zum kritischen Schlachtfeld geworden. Banken setzen zunehmend auf fortschrittliche biometrische Technologien, die weit über einfache Fingerabdruck- oder Gesichtsscans hinausgehen.
Am 15. Oktober gab die UnionDigital Bank auf den Philippinen eine Partnerschaft mit iProov bekannt, einem führenden Anbieter biometrischer Identitätssicherung. Die eingesetzte Technologie soll durch erweiterte Lebenderkennung Kontoübernahmen verhindern und sicherstellen, dass der Nutzer eine echte, lebende Person ist – kein ausgeklügelter digitaler Fake.
Die Partnerschaft unterstreicht den Trend zur risikobasierten Authentifizierung: Während risikoarme Aufgaben eine einfache Überprüfung erfordern, lösen risikoreiche Aktionen wie die Anmeldung von einem neuen Gerät eine robustere Lebendverifizierung aus.
Regulatorische Fristen forcieren Sicherheitsumbau
Ein wichtiger Katalysator für die aktuelle Welle von Sicherheits-Upgrades ist der nahende Stichtag zur Einhaltung des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) v4.0. Noch bis zum 31. März 2025 müssen Unternehmen, die Karteninhaberdaten speichern, verarbeiten oder übertragen, über 50 neue Pflichtanforderungen umsetzen.
Die wichtigsten Änderungen umfassen erweiterte Multi-Faktor-Authentifizierung für alle Zugriffe auf Karteninhaberdatenumgebungen, strengere Passwort-Anforderungen und neue Kontrollen für Skripte auf Zahlungsseiten. Diese erste größere Überarbeitung des Standards seit über einem Jahrzehnt zielt darauf ab, moderne Cyber-Bedrohungen wie E-Skimming und Phishing zu bekämpfen.
Branche am Wendepunkt
Die Konvergenz dieser Entwicklungen zeigt eine Branche an einem Wendepunkt. Der Aufstieg generativer KI hat die Bedrohungslandschaft grundlegend verändert und viele traditionelle Sicherheitssysteme unzureichend gemacht.
Laut dem Bericht “Financial Crime 360 2025” der Payments Association identifizieren 70 Prozent der Branchenprofis Betrug als größte Herausforderung – doch nur 54 Prozent halten die aktuelle britische Betrugsregulierung für angemessen.
Diese Kluft zwischen der Raffinesse der Bedrohungen und der Bereitschaft der Abwehrmechanismen treibt die aggressive Einführung KI-gestützter Sicherheit und fortschrittlicher Biometrie voran. Das “KI gegen KI”-Szenario ist keine Theorie mehr – es ist die neue operative Realität für Finanzinstitute.
Ausblick: Der Kampf geht weiter
Die Sicherheitsevolution im Banken- und Zahlungsverkehr wird sich beschleunigen. Die Versuche aus der HKMA-GenKI-Sandbox, die Anfang 2026 beginnen sollen, werden wahrscheinlich neue branchenweite Best Practices für die Bekämpfung KI-gesteuerten Betrugs hervorbringen.
Am längerfristigen Horizont lauert bereits die nächste Bedrohung: Quantencomputer könnten aktuelle Verschlüsselungsstandards brechen. Die Finanzbranche beginnt bereits mit dem komplexen, mehrjährigen Übergang zur Post-Quanten-Kryptografie. Regierungsstellen haben Fristen für Mitte der 2030er Jahre gesetzt, bis wann kritische Infrastrukturen quantenresistent werden müssen.
Diese strategische Langfristverschiebung zeigt zusammen mit den aktuellen taktischen Upgrades bei KI und Biometrie: Die Finanzbranche führt einen kontinuierlichen Mehrfrontenkrieg um die Sicherung der Zukunft des digitalen Finanzwesens.