EWM, Betriebsratswahl

EWM: Erste Betriebsratswahl steht bevor

22.11.2025 - 10:41:11

Mündersbach – Nach fast 70 Jahren ohne Betriebsrat wagt der Schweißtechnik-Spezialist EWM den Schritt zur Mitbestimmung. Mit überwältigender Mehrheit haben die Beschäftigten den Weg für die ersten Betriebsratswahlen in der Firmengeschichte freigemacht.

Bei einer Betriebsversammlung Anfang November stimmten mehr als 170 Mitarbeiter am Hauptsitz im Westerwald für die Gründung eines Wahlvorstands. Die offizielle Wahl des Betriebsrats soll im Januar 2026 stattfinden. Die IG Metall Koblenz begleitet den Prozess als strategischer Partner.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mit 95 Prozent Zustimmung wählten die Beschäftigten am 12. November den dreiköpfigen Wahlvorstand. Ein Signal, das die Belegschaft nicht mehr überhören lässt.

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„Wir haben einen Meilenstein für die Mitbestimmung im Unternehmen gesetzt”, erklärt Martin Schuck, der zum Vorsitzenden des Wahlvorstands gewählt wurde. „Die Wahl ist ein entscheidender Schritt zur ersten Betriebsratswahl in der Geschichte von EWM.”

Bemerkenswert: Das familiengeführte Unternehmen galt bisher als einer der wenigen “Hidden Champions” der deutschen Industrie ohne institutionalisierte Arbeitnehmervertretung. Warum jetzt der Kurswechsel? Die Antwort liegt in der wachsenden Unsicherheit der Belegschaft angesichts wirtschaftlicher Umbrüche.

Gewerkschaft sieht Wettbewerbsvorteil

Die IG Metall wertet die Entwicklung als überfällig – und wirtschaftlich sinnvoll. „Betriebe mit Betriebsräten sind nachweislich erfolgreicher”, betont Marko Seibel, politischer Sekretär der IG Metall Koblenz. „Probleme werden schneller erkannt, und der Wettbewerb findet über Innovation statt, nicht über Arbeitsbedingungen.”

Tatsächlich zeigen Studien: Unternehmen mit funktionierender Mitbestimmung bewältigen Transformationsprozesse oft reibungsloser. Die Gewerkschaft verspricht sich davon auch Impulse für andere mittelständische Betriebe in der Region.

Für die Beschäftigten geht es vor allem um Planungssicherheit. Bei möglichen Umstrukturierungen oder strategischen Neuausrichtungen wollen sie künftig mitreden – ein Anspruch, der in Zeiten von Digitalisierung und Energiewende an Bedeutung gewinnt.

Vom Komponentenhersteller zum Weltmarktführer

EWM blickt auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurück. 1957 von Edmund Szczesny gegründet, entwickelte sich das Unternehmen vom regionalen Zulieferer zum größten deutschen Hersteller von Lichtbogenschweißtechnik. Heute beschäftigt der Konzern mehrere hundert Mitarbeiter weltweit, das Entwicklungs- und Produktionszentrum liegt nach wie vor in Mündersbach.

Dass ein solcher Technologieführer fast sieben Jahrzehnte ohne Betriebsrat auskam, ist ungewöhnlich. In vergleichbaren Industrieunternehmen in Rheinland-Pfalz gehört die betriebliche Mitbestimmung längst zum Standard. Der kulturelle Wandel im Familienunternehmen dürfte spannend werden.

Der Fahrplan bis zur Wahl

Der Wahlvorstand hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Bis Januar stehen zahlreiche organisatorische Schritte an:

November/Dezember 2025: Veröffentlichung der Wählerliste und des Wahlausschreibens
Dezember 2025: Einreichung der Kandidatenlisten
Januar 2026: Geheime Wahl der Betriebsratsmitglieder
Ende Januar/Februar 2026: Konstituierung des Betriebsrats und Wahl des Vorsitzenden

Branchenexperten rechnen damit, dass der neue Betriebsrat zügig Betriebsvereinbarungen zu Arbeitszeit, mobilem Arbeiten und Vergütungsstrukturen verhandeln wird. Solche Regelungen könnten EWM als Arbeitgeber im umkämpften Fachkräftemarkt attraktiver machen.

„Heute haben wir den Grundstein gelegt für eine Arbeitnehmervertretung, die für die Interessen der Belegschaft einsteht”, fasst IG-Metall-Vertreter Seibel zusammen. Die regionale Industrie beobachtet gespannt, wie sich die neue Partnerschaft zwischen Geschäftsführung und organisierter Belegschaft entwickelt.

Kann ein traditionsreiches Familienunternehmen den Spagat schaffen zwischen bewährter Unternehmenskultur und moderner Mitbestimmung? Die Antwort darauf gibt es spätestens im kommenden Jahr.

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