Europa setzt auf digitale Unabhängigkeit: ICC verlässt Microsoft
19.11.2025 - 21:29:12Während in Berlin diese Woche ein hochrangiger deutsch-französischer Gipfel zur europäischen digitalen Souveränität tagt, vollzieht der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) einen symbolträchtigen Schritt: Die Haager Institution verabschiedet sich von Microsoft Office. Der Wechsel zur deutschen Open-Source-Lösung “openDesk” markiert einen Wendepunkt in Europas Streben nach technologischer Eigenständigkeit.
Die Entscheidung des IStGH ist mehr als nur eine IT-Migration. Sie ist ein Signal: Europäische Institutionen wollen nicht länger von außereuropäischen Tech-Konzernen abhängig sein – weder bei sensiblen Daten noch bei kritischer Infrastruktur. Was im Norden Deutschlands begann, entwickelt sich zu einer kontinentweiten Bewegung.
Die openDesk-Plattform, zu der der Strafgerichtshof wechselt, wird vom deutschen Bundesinnenministerium unterstützt und vom Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) betreut. Seit 2024 bündelt die Lösung mindestens neun verschiedene Open-Source-Programme zu einer einheitlichen digitalen Arbeitsumgebung.
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Das Projekt entstand aus einer deutsch-französischen Kooperation. Während Deutschland auf openDesk setzt, entwickelt Frankreich parallel “La Suite numérique” – beide Lösungen basieren auf gemeinsamen Open-Source-Modulen. Der zentrale Vorteil: Die Software ist transparent, überprüfbar und unterliegt keiner ausländischen Gesetzgebung. Politischer Druck von außen? Ausgeschlossen.
Schleswig-Holstein macht es vor
Der Pionier dieser Bewegung sitzt in Kiel. Schleswig-Holstein migriert derzeit rund 30.000 Beschäftigte der Landesverwaltung von Microsoft-Produkten auf Open-Source-Alternativen. Windows weicht Linux, Office wird durch LibreOffice ersetzt.
Im Oktober erreichte das Projekt einen Meilenstein: Über 40.000 E-Mail-Postfächer wechselten von Microsoft Exchange zu Open-Xchange und Thunderbird. Digitalisierungsminister Dirk Schrödter formuliert es drastisch: Die Abhängigkeit von wenigen Tech-Giganten gleiche Europas früherer Abhängigkeit von russischem Gas. Es geht um strategische Widerstandsfähigkeit.
Natürlich läuft nicht alles reibungslos. Anfängliche Nutzerbeschwerden und Kompatibilitätsprobleme gehören dazu. Doch andere europäische Regierungen beobachten den schleswig-holsteinischen Weg mit großem Interesse – als mögliche Blaupause für eigene Projekte.
Von Lyon bis Kopenhagen: Eine europäische Welle
Die Bewegung schwappt über Grenzen. Im Juni startete Lyon, Frankreichs drittgrößte Stadt, die Migration ihrer IT-Systeme. Das Projekt “Territoire Numérique Ouvert” setzt auf Linux, OnlyOffice und NextCloud – und auf lokale Datenspeicherung in Zusammenarbeit mit regionalen IT-Dienstleistern.
Frankreich ging im Sommer 2025 einen Schritt weiter: Als erste nationale Regierung weltweit unterstützte Paris die UN-Prinzipien für Open Source offiziell. Dänemark zieht nach: Das Digitalministerium in Kopenhagen plant, die Ablösung von Microsoft-Produkten bis November 2025 abzuschließen.
Warum dieser radikale Kurswechsel?
Hinter der Bewegung steht ein strategisches Kalkül. Das Stichwort: digitale Souveränität. Europäische Regierungen wollen die Kontrolle über ihre digitale Infrastruktur zurückgewinnen. Drei Faktoren treiben sie an:
Datenschutz und Rechtssicherheit: Der US-amerikanische CLOUD Act kann amerikanische Unternehmen zwingen, auf Daten zuzugreifen – selbst wenn diese in EU-Rechenzentren gespeichert sind. Ein Alptraum für sensible Regierungsdaten.
Vendor Lock-in vermeiden: Wer sich zu stark an einen Anbieter bindet, zahlt später den Preis. Ausstieg? Wird teuer und kompliziert. Open Source bietet Flexibilität und Unabhängigkeit.
Transparenz und Sicherheit: Offener Quellcode lässt sich überprüfen. Lokale IT-Dienstleister können maßgeschneiderte Lösungen entwickeln und Support bieten. Das stärkt nicht nur die Sicherheit, sondern auch die europäische Digitalwirtschaft.
Was bringt der Berliner Gipfel?
Der deutsch-französische Gipfel diese Woche könnte den Durchbruch bringen. Statt isolierter nationaler Projekte soll ein gemeinsamer europäischer Rahmen entstehen. OpenDesk und La Suite numérique sind modular aufgebaut – mit Standards, die Anpassungen an nationale Bedürfnisse erlauben.
Die Vision: eine gemeinsame europäische digitale Arbeitsplattform für den öffentlichen Sektor. Kann das funktionieren? Die Herausforderungen sind beträchtlich. Alte Systeme müssen integriert werden, Organisationen müssen umdenken lernen, Beschäftigte sich umgewöhnen.
Doch der politische Wille ist da. Mit jedem erfolgreichen Leuchtturmprojekt wie dem IStGH wächst das Vertrauen. Die Zeiten, in denen europäische Behörden ihre digitale Infrastruktur unhinterfragt in die Hände amerikanischer Konzerne legten, sind offenbar vorbei. Europa will seine digitale Zukunft selbst gestalten.
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