EUDR: EU verschiebt Anti-Abholzungs-Gesetz um ein Jahr
30.12.2025 - 01:45:12Die EU hat die Einführung ihrer strengen Entwaldungsverordnung um zwölf Monate verschoben. Die Kernpflicht zum Nachweis entwaldungsfreier Lieferketten bleibt jedoch bestehen.
Die EU hat die Einführung ihrer strengen Anti-Abholzungs-Verordnung (EUDR) überraschend um zwölf Monate verschoben. Für deutsche Unternehmen bedeutet das Luft zum Atmen – aber keine Entwarnung.
Dienstag, 30. Dezember 2025 – Heute hätte der Countdown enden sollen. Stattdessen drückte die EU kurz vor der Ziellinie auf die Stopp-Taste. Die Verpflichtungen der EU-Deforestation Regulation (EUDR) für große und mittlere Unternehmen beginnen nun erst am 30. Dezember 2026. Für kleine und Mikrounternehmen gilt der 30. Juni 2027. Die letzte Minute-Entscheidung folgte auf massive Klagen aus der Wirtschaft über technische Unvorbereitetheit und Probleme mit dem EU-Informationssystem TRACES NT.
Doch die Verschiebung ist kein Freibrief. Die umstrittene „No Risk“-Länderkategorie, die viele Firmen entlasten sollte, fiel den Verhandlungen zum Opfer. Die Kernpflicht – der Nachweis entwaldungsfreier Lieferketten – bleibt für alle erhalten. Sie wird nur verschoben.
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Wirtschaftsausschuss: Vom Krisen- zum Kontrollmodus
Für den Wirtschaftsausschuss in deutschen Unternehmen verschiebt sich die Agenda fundamental. Statt akuter Krisenbewältigung rückt nun strategische Überwachung in den Fokus. Das Gremium hat nach dem Betriebsverfassungsgesetz das Recht, über wirtschaftliche Angelegenheiten informiert zu werden, die den Arbeitsplatz bedrohen – dazu zählt auch das Risiko, vom EU-Markt ausgeschlossen zu werden.
Rechtsexperten warnen: Dieses „Gap Year“ ist keine Pause, sondern eine kritische Testphase. Ohne den Druck unmittelbarer Sanktionen sollten Unternehmen nun ihre Systeme im „Schattenbetrieb“ erproben.
Welche Fragen sollte der Wirtschaftsausschuss jetzt an das Management richten?
* Lieferanten: Können Zulieferer in Risikoregionen die geforderten Geodaten wirklich liefern?
* IT-Systeme: Funktionieren die Schnittstellen zum EU-TRACES-System reibungslos?
* Verträge: Wie wirkt sich die Verzögerung auf Verträge mit Strafklauseln zum alten Stichtag aus?
Kürzt das Unternehmen nun sein Compliance-Budget, droht Ende 2026 ein gefährlicher Kontrollverlust. Der Ausschuss sollte darauf achten, dass die gewonnene Zeit strategisch genutzt wird.
Bürokratie-Abbau: Entlastung für nachgelagerte Firmen
Neben dem neuen Datum bringt die überarbeitete Verordnung „gezielte Vereinfachungen“. Die größte Neuerung betrifft das „First Placer“-Prinzip.
Künftig liegt die Hauptlast der Sorgfaltspflicht bei dem Unternehmen, das ein Produkt erstmals auf den EU-Markt bringt. Nachgelagerte Händler und Verarbeiter können sich weitgehend auf die Referenznummern ihrer Vorlieferanten stützen. Für deutsche Hersteller, die verarbeitete Materialien wie Leder, Papier oder Kautschuk importieren, ist das eine enorme administrative Erleichterung.
Der Haken: Die Beschaffungsabteilungen müssen sicherstellen, dass ihre direkten Lieferanten gültige Codes generieren. Fehlt dieser Nachweis, ist der Verkauf des Endprodukts blockiert. Die Verantwortung verlagert sich also in die Lieferkette.
Strategischer Ausblick: Der Markt wartet nicht
Die rechtliche Verschiebung ändert nichts am kommerziellen Druck. Große Handelsketten und Automobilkonzerne haben bereits signalisiert, dass sie EUDR-konforme Daten auch 2026 weiter einfordern werden. Sie wollen ihre Lieferketten lange vor dem neuen Stichtag stress-testen.
Zudem rückt die EUDR näher an andere Berichtspflichten. Die gesammelten Geodaten werden künftig auch für die Biodiversitäts-Berichterstattung (ESRS E4) der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) relevant sein.
Die nächsten Meilensteine:
* April 2026: Die EU-Kommission prüft weitere Vereinfachungen für KMU.
* Mitte 2026: Die finale Liste der Risikoländer (niedrig, standard, hoch) erscheint und legt den Kontrollumfang fest.
Für den Wirtschaftsausschuss ist die Botschaft klar: Die Uhr wurde zurückgestellt, das Rennen geht weiter. Die Verschiebung ist ein Sicherheitsnetz, keine Hängematte.
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