EUDR-Durchbruch: Weg frei für einjährige Umsetzungsverzögerung
02.12.2025 - 07:39:12Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) bekommt ihre Gnadenfrist: Nach wochenlangem politischem Ringen hat die Europäische Volkspartei (EVP) am Montag ihren umstrittenen Vorschlag für eine „Kein-Risiko”-Länderkategorie zurückgezogen. Damit ist das größte Hindernis für die Verschiebung der Compliance-Frist auf den 30. Dezember 2025 aus dem Weg geräumt. Unternehmen gewinnen ein Jahr – doch die Zeit läuft bereits.
Die Entwicklung bringt Erleichterung für Importeure von Kakao, Kaffee, Soja, Palmöl, Holz, Kautschuk und Rindfleisch. Parallel zur politischen Einigung hat die EU-Kommission das EUDR-Informationssystem gestartet und kündigt Schulungen für Dezember 2024 und Januar 2025 an. Die Botschaft ist klar: Die Verschiebung ist keine Pause, sondern eine Bewährungsprobe.
Monatelang blockierte ein politischer Patt die praktische Umsetzung der Verordnung. Die EVP-Fraktion hatte am 14. November im Europaparlament eine Änderung durchgesetzt, die Länder mit stabilen Waldbeständen von strengen Sorgfaltspflichten ausnehmen sollte. Der EU-Rat lehnte dies kategorisch ab – die Sorge: diplomatische Konflikte mit Handelspartnern und eine faktische Neuverhandlung der bereits beschlossenen Verordnung.
Mit dem Rückzug des Amendments rückt nun die finale Trilog-Sitzung zwischen Parlament, Rat und Kommission in greifbare Nähe. Alle drei Institutionen haben sich prinzipiell auf die zwölfmonatige Verzögerung geeinigt. Die Streichung der „Kein-Risiko”-Kategorie bringt die Position des Parlaments mit dem Mandat des Rates in Einklang.
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Bleibt alles im Zeitplan, könnte die Einigung bereits am 3. Dezember formalisiert werden. Das Europaparlament muss den finalen Text voraussichtlich in der Plenarsitzung vom 16. bis 19. Dezember absegnen. Anschließend folgt die Veröffentlichung im EU-Amtsblatt – drei Tage später tritt die Verzögerung in Kraft. Nur so lässt sich verhindern, dass die ursprüngliche Frist zum Jahresende greift.
Informationssystem geht an den Start – Schulungen ab Januar
Während die Politik nachzieht, läuft die technische Infrastruktur bereits auf Hochtouren. Die EU-Kommission hat das EUDR-Informationssystem (Deforestation Due Diligence Registry) offiziell geöffnet. Unternehmen können sich ab sofort registrieren und ihre EORI-Nummern validieren.
Die wichtigsten Schritte für Unternehmen:
- Sofortige Registrierung: Die „Traces”-NT-Plattform ist aktiv. Wer wartet, riskiert Verzögerungen bei der Freischaltung.
- Schulungstermine: Virtuelle Trainings sind für den 9., 13., 16. und 20. Januar 2025 geplant. Themen: Erstellung von Due Diligence Statements (DDS), Upload von Geolokalisierungsdaten, API-Integration für Massenübermittlungen.
- Nationale Unterstützung: Behörden wie die deutsche Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bieten eigene Webinare an.
Experten warnen: Die zwölf Monate sind keine Atempause. Das System verlangt präzise Geolokalisierungsdaten (Polygone) für alle relevanten Rohstoffe – eine Anforderung, die aufwendige Datenerhebung und Lieferketten-Mapping erfordert. Wer jetzt nicht handelt, steht Ende 2025 mit leeren Händen da.
Branche reagiert erleichtert – aber ohne Erleichterungen
Die Auflösung des Trilog-Patt hat in der Import-Export-Branche für Erleichterung gesorgt. Verbände hatten vor „Chaos” in den Lieferketten gewarnt, falls die Unsicherheit bis zum Jahresende anhalte. Ein Szenario, in dem Unternehmen ab dem 1. Januar 2025 technisch nicht compliant gewesen wären, ist nun vom Tisch.
Allerdings bedeutet der Verzicht auf die „Kein-Risiko”-Kategorie: Auch Unternehmen, die aus Ländern mit stabilen Wäldern importieren – etwa EU-Mitgliedstaaten –, müssen die vollen Sorgfaltspflichten erfüllen. Sie bleiben in der „Standard”-Risikokategorie, bis die Kommission ihr Benchmarking-System abschließt. Zieldatum: 30. Juni 2025.
Was das praktisch heißt? Selbst Holz aus Deutschland unterliegt denselben Dokumentationspflichten wie Tropenholz aus Indonesien. Kritiker sehen darin bürokratischen Overhead, Befürworter verweisen auf die Einheitlichkeit des Systems.
Der Countdown läuft – was jetzt zu tun ist
Die politische Blockade ist durchbrochen, doch der Zeitdruck bleibt enorm. Das ist der Fahrplan für die kommenden Wochen:
- Diese Woche: Formale Unterzeichnung der Trilog-Einigung (voraussichtlich 3. Dezember)
- Mitte Dezember: Abstimmung im EU-Parlament (16.-19. Dezember)
- Jahresende: Veröffentlichung im Amtsblatt, Inkrafttreten drei Tage später
Für Unternehmen bedeutet das: Die gewonnene Zeit sollte nicht als Aufschub missverstanden werden. Die Empfehlung lautet, bereits jetzt „Probeläufe” der Sorgfaltsprozesse im neuen Informationssystem durchzuführen. Wer die technischen Anforderungen unterschätzt, gerät im Herbst 2025 in Zeitnot.
Die Frage ist nicht mehr, ob die EUDR kommt – sondern ob die Wirtschaft bereit ist, wenn sie greift. Die Uhr tickt. Zwölf Monate klingen nach viel Zeit. In der Praxis dürfte sie knapp werden.
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