EU-Zahlungsrevolution, Pflicht

EU-Zahlungsrevolution: 10-Sekunden-Überweisungen ab Mittwoch Pflicht

06.10.2025 - 22:51:02

Neue Sicherheit: Name-IBAN-Prüfung wird Standard

Die europäische Finanzwelt steht vor ihrer größten Transformation seit Jahren. Am 9. Oktober 2025 tritt die finale Phase der EU-Sofortzahlungsverordnung in Kraft – und macht Echtzeit-Überweisungen zum neuen Standard.

Was bisher optional war, wird zur Pflicht: Alle Banken in der Eurozone müssen ihren Kunden ab Mittwoch ermöglichen, Euro-Überweisungen zu versenden, die innerhalb von zehn Sekunden ankommen. Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.

Die Verordnung (EU) 2024/886 zielt darauf ab, geschätzte 200 Milliarden Euro zu mobilisieren, die täglich im Zahlungsverkehr „gefangen“ sind. Gleichzeitig führt sie revolutionäre Sicherheitsmaßnahmen gegen den rasant steigenden Betrug ein.

Ein Kernstück der Reform ist der „Verification of Payee“-Service (VoP) – die verpflichtende Überprüfung von Empfängerdaten. Vor jeder Überweisung muss das System künftig prüfen, ob Name und IBAN des Empfängers übereinstimmen.

Bei Unstimmigkeiten wird der Nutzer gewarnt – ein direkter Schutz gegen sogenannte Authorized Push Payment (APP)-Betrugsmaschen, bei denen Opfer dazu verleitet werden, Geld an Kriminelle zu senden.

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) schätzt das Betrugsrisiko bei Sofortzahlungen bis zu zehnmal höher ein als bei herkömmlichen Überweisungen. Der neue Schutzmechanismus soll diese Lücke schließen.

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Sanktionsprüfung: Täglich statt pro Transaktion

Statt jede einzelne Überweisung gegen EU-Sanktionslisten zu prüfen – was den 10-Sekunden-Prozess verlangsamen würde – müssen Zahlungsdienstleister nun ihre gesamte Kundendatenbank mindestens täglich abgleichen.

Diese Systemumstellung gewährleistet kontinuierliche Compliance, ohne den Echtzeitfluss zu blockieren.

Drastische Strafen bei Nichteinhaltung

Die EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, „wirksame, verhältnismäßige und abschreckende“ Strafen für Verstöße festzulegen. Bei schweren Vergehen können Bußgelder von mindestens zehn Prozent des Jahresumsatzes verhängt werden.

Diese Regelung unterstreicht den Ernst, mit dem Brüssel die Transformation vorantreibt.

Kosten-Revolution: Sofort nicht teurer als langsam

Ein entscheidender Punkt für Verbraucher: Banken dürfen für Sofort-Überweisungen nicht mehr verlangen als für herkömmliche SEPA-Überweisungen. Damit fällt eine wichtige Hürde für die Masseneinführung weg.

Bisher behandelten viele Institute Echtzeitüberweisungen als Premium-Service. Die Adoptionsrate lag bei nur gut elf Prozent aller Euro-Überweisungen.

Zeitplan: Eurozone first, Rest bis 2027

Während Eurozone-Banken bereits seit Januar Sofortzahlungen empfangen können mussten, komplettiert der 9. Oktober das System durch die Versandpflicht.

Zahlungsdienstleister in Nicht-Euro-EU-Ländern haben bis 2027 Zeit. Gleiches gilt für Zahlungsinstitute und E-Geld-Institute in der Eurozone bis April 2027.

Milliardenschwere Infrastruktur-Investitionen

Für die Finanzbranche bedeutet die Reform massive Investitionen. Legacy-Systeme mussten für 24/7-Betrieb, Echtzeit-Betrugserkennung und kontinuierliches Liquiditätsmanagement aufgerüstet werden.

Manche Banken verlieren Zinseinnahmen, da sie Gelder nicht mehr über Nacht oder Wochenenden halten können. Doch die Reform öffnet auch Türen für innovative Geschäftsmodelle basierend auf sofortiger Zahlungsabwicklung.

Analysten prognostizieren, dass Sofortzahlungen 2025 bereits 30 bis 40 Prozent aller Überweisungen ausmachen könnten – und weiter rasant wachsen werden.

@ boerse-global.de