EU-Wallet, Digitaler

EU-Wallet kommt 2026: Digitaler Ausweis fürs Smartphone

02.12.2025 - 15:31:12

Die EU führt eine kostenlose digitale Brieftasche ein, die Ausweise und Unterschriften auf dem Smartphone speichert. Sie soll die Datenhoheit von Bürgern stärken und Abhängigkeiten von großen Tech-Konzernen verringern.

Europa führt die digitale Brieftasche ein. Ab Oktober 2026 müssen alle EU-Staaten ihren Bürgern die European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) kostenlos anbieten – freiwillig, aber mit klarem Ziel: Bis 2030 sollen 80 Prozent der EU-Bürger die App nutzen.

Die Wallet funktioniert wie ein digitaler Tresor fürs Smartphone. Personalausweis, Führerschein, Zeugnisse oder Reisedokumente landen in einer einzigen App. Wer sich online ausweisen, Verträge unterschreiben oder ein Bankkonto eröffnen will, braucht künftig nur noch sein Handy. Das Ende der Passwort-Flut?

Die rechtliche Grundlage steht: Die überarbeitete eIDAS-Verordnung (eIDAS 2.0) trat im Mai 2024 in Kraft. Jetzt beginnt der Countdown zur flächendeckenden Einführung.

Schluss mit Login-Chaos bei Behörden und Banken

Bankkonto eröffnen, Auto mieten, Steuererklärung abgeben – jedes Mal dieselbe Prozedur: Formulare ausfüllen, Dokumente hochladen, Login erstellen. Die EUDI-Wallet soll diesen Flickenteppich auflösen.

Der Ablauf wird radikal einfacher: App öffnen, gewünschte Information freigeben, fertig. Die digitale Identität gilt EU-weit bei allen öffentlichen Diensten – und bald auch bei privaten Anbietern. Banken, Vermieter oder Online-Shops können die Wallet zur Authentifizierung nutzen.

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Viele Wallet-Nutzer unterschätzen die Sicherheitsgrundlagen ihres Smartphones. Die EUDI‑Wallet speichert Ausweise lokal – wenn Ihr Gerät nicht richtig geschützt ist, sind Ihre Daten in Gefahr. Der kostenlose Ratgeber „Die 5 wichtigsten Schutzmaßnahmen für Ihr Android‑Smartphone“ erklärt Schritt für Schritt, wie Sie Verschlüsselung, automatische Updates, Sperrmechanismen und App‑Berechtigungen richtig einrichten. Mit klaren Checklisten und Praxistipps schützt er Ihre Ausweise, Zahlungsmittel und Kontozugänge. Gratis‑Sicherheitsratgeber für Android sichern

Auch qualifizierte elektronische Signaturen lassen sich direkt aus der App heraus leisten. Verträge unterschreiben, ohne zu drucken oder zu scannen. Was nach Zukunft klingt, haben Pilotprojekte bereits erfolgreich getestet.

Wichtig: Niemand muss die Wallet nutzen. Der klassische Personalausweis bleibt gültig, die Online-Ausweisfunktion ebenso.

Daten bleiben auf dem Gerät – nicht bei Big Tech

Das Versprechen klingt zu schön: Maximale Kontrolle über die eigenen Daten. Tatsächlich unterscheidet sich die EUDI-Wallet fundamental von kommerziellen Login-Diensten wie Google oder Apple ID.

Die Daten liegen lokal auf dem Smartphone, nicht auf Servern irgendwo in der Cloud. Das Prinzip “Privacy by Design” ist technisch tief verankert. Verschlüsselung, Multi-Faktor-Authentifizierung und selektive Offenlegung schützen die Informationen.

Besonders smart: die selektive Freigabe. Braucht ein Online-Shop einen Altersnachweis, erfährt er nur “über 18” – nicht das exakte Geburtsdatum oder die Adresse. Der Nutzer entscheidet bei jeder Anfrage neu, welche Daten er teilt.

Die EU will den Quellcode als Open Source veröffentlichen. Experten können den Code prüfen, Sicherheitslücken aufspüren. Verbraucherschützer bleiben dennoch wachsam: Tracking-Risiken durch private Anbieter müssen ausgeschlossen werden.

Praxistest bestanden: Pilotprojekte liefern grünes Licht

Funktioniert das System auch im Alltag? Vier großangelegte Pilotprojekte mit über 140 Partnern haben genau das getestet – erfolgreich.

Das Projekt POTENTIAL simulierte realistische Szenarien:

  • Bankkonto eröffnen – grenzüberschreitend, digital, in Minuten
  • Führerschein bei Verkehrskontrolle vorzeigen – vom Smartphone
  • SIM-Karte registrieren – ohne Papierkram

Die Tests lieferten entscheidende Erkenntnisse für die finalen technischen Spezifikationen im “Architecture and Reference Framework” (ARF). Das Fazit der Entwickler: Das Ökosystem ist technisch bereit.

Projekte wie DC4EU oder NOBID ergänzten die Tests um weitere Anwendungsfälle. Die EU-Kommission nutzt die Ergebnisse, um die letzten Details vor dem Rollout zu justieren.

Europas Gegenschlag zu Google & Co.

Wer sich heute online ausweist, nutzt meist “Login mit Google” oder “Mit Apple anmelden”. Praktisch – aber auch ein Problem. Die Datenhoheit liegt bei US-Konzernen, die daraus Nutzerprofile erstellen.

Die EUDI-Wallet soll diese Abhängigkeit durchbrechen. Ein staatlich legitimierter, europäischer Standard entsteht – interoperabel, datenschutzkonform, unabhängig von Big Tech.

Für Unternehmen ergeben sich neue Chancen. Über 75 deutsche Firmen haben ihre Unterstützung zugesagt, darunter der Handelsverband Deutschland (HDE). Authentifizierung wird einfacher, günstiger, schneller.

Die EU denkt bereits weiter: Eine “European Business Wallet” für Unternehmen ist in Planung. Auch Firmen sollen künftig digital nachweisen können, wer sie sind – etwa bei Ausschreibungen oder grenzüberschreitenden Geschäften.

Deutschland setzt auf Personalausweis als Basis

Die Uhr tickt: Bis Oktober 2026 müssen die EU-Staaten liefern. Deutschland plant, die EUDI-Wallet auf der bestehenden Online-Ausweisfunktion des Personalausweises aufzubauen.

Die EU-Kommission hat mehrere Durchführungsrechtsakte erlassen, die technische Details zu Zertifizierung und Sicherheit regeln. Die Mitgliedstaaten arbeiten parallel an ihren nationalen Lösungen – die untereinander kompatibel sein müssen.

Ab 2027 soll der Funktionsumfang schrittweise wachsen. Erste Anwendungen könnten bereits früher verfügbar sein. Was genau zuerst kommt, entscheiden die Staaten selbst – Führerschein, Gesundheitskarte oder Bildungsnachweise stehen zur Wahl.

Die Vision: Ein digitaler Alltag, der sicherer, einfacher und transparenter ist. Ob die 80-Prozent-Marke bis 2030 realistisch ist? Das hängt davon ab, wie gut die Wallet im Alltag funktioniert – und wie sehr die Bürger ihr vertrauen.

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