EU-Verschlüsselung, Chat

EU-Verschlüsselung: Chat Control bedroht private Nachrichten

16.09.2025 - 11:56:01

Die EU plant mit Chat Control das Scannen verschlüsselter Nachrichten, während Signal seine Sicherheitstechnologie ausbaut. Kryptografie-Experten warnen vor globalen Folgen für den Datenschutz.

Die Zukunft privater digitaler Kommunikation steht vor einer Zeitenwende. Während die EU ihre umstrittene „Chat Control“-Verordnung vorantreibt, die das Scannen verschlüsselter Nachrichten vorschreibt, rüsten Messenger-Dienste gleichzeitig ihre Sicherheitstechnologie auf. Der Konflikt verdeutlicht die wachsende Kluft zwischen staatlichen Überwachungswünschen und dem Datenschutz der Nutzer.

Die EU steht kurz vor einer folgenschweren Entscheidung. Die „Chat Control“-Verordnung soll Technologieunternehmen wie WhatsApp und Signal dazu verpflichten, private Nachrichten ihrer Nutzer zu scannen – einschließlich Bilder, Videos und Links. Das Ziel: Kampf gegen Kindesmissbrauchsmaterial. Ein entscheidendes Treffen fand am 12. September statt, die dänische EU-Ratspräsidentschaft drängt auf eine Abstimmung bis zum 14. Oktober.

Zeitgleich stärkt ausgerechnet Signal seine Verschlüsselung. Der als Goldstandard für sichere Kommunikation geltende Dienst führte am 8. September verschlüsselte Cloud-Backups ein. Die neue Funktion ermöglicht es Nutzern, ihre Chatverläufe zu sichern, ohne dass Signal selbst Zugriff darauf hat.
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Kryptografen warnen vor digitalem Backdoor

Die neueste Version des „Chat Control“-Entwurfs setzt auf Nutzereinwilligung: Wer dem Scannen nicht zustimmt, kann keine Bilder oder Links mehr versenden. Doch selbst diese „Kompromissversion“ stößt auf erbitterten Widerstand.

Über 500 Kryptografen und Sicherheitsexperten unterzeichneten einen offenen Brief. Ihre Warnung: Die Verordnung würde die Sicherheit und Privatsphäre aller europäischen Bürger „völlig untergraben“. Das vorgeschriebene Client-Side-Scanning – die Überprüfung von Inhalten auf dem Gerät vor der Verschlüsselung – breche das Versprechen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

WhatsApp, das das Signal-Protokoll für seine Verschlüsselung nutzt, warnt deutlich: „Der Vorschlag bricht die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und gefährdet die Privatsphäre, Freiheit und digitale Sicherheit aller.“ Das grundlegende Problem: Jedes System zum Scannen verschlüsselter Inhalte installiert faktisch eine „Hintertür“ – unabhängig vom ursprünglichen Zweck.

Signal setzt auf nutzerkontrollierte Sicherheit

Signal geht den entgegengesetzten Weg. Die gemeinnützige Organisation führt „Secure Backups“ ein – ein System, das das Problem verlorener Chatverläufe löst, ohne die Sicherheit zu kompromittieren.

Das System funktioniert über einen 64-stelligen Wiederherstellungsschlüssel, der ausschließlich auf dem Nutzergerät generiert wird. „Wer ihn verliert, verliert dauerhaft den Zugang zum Backup – Signal kann nicht dabei helfen“, betont Jim O’Leary, Signals Technikchef. Diese Zero-Knowledge-Architektur garantiert, dass selbst Signal keine Backups einsehen kann.

Die kostenlose Version sichert alle Textnachrichten und Medien der letzten 45 Tage (bis 100 MiB). Erstmals bietet Signal auch ein kostenpflichtiges Abonnement für 1,65 Euro monatlich an, das 100 GB Medienspeicher umfasst. Eine Notwendigkeit, wie das Unternehmen erklärt, um die hohen Speicherkosten zu decken.

Globaler Konflikt zwischen Sicherheit und Überwachung

Die parallelen Entwicklungen verdeutlichen einen fundamentalen Konflikt des digitalen Zeitalters. Regierungen argumentieren, verschlüsselte Dienste würden zu „sicheren Häfen“ für Kriminelle. Die EU-Verordnung ist Teil einer breiteren Strategie für mehr Datenzugang – bis 2026 sollen weitere Vorschriften folgen.

Die Tech- und Cybersicherheitsbranche hält dagegen: Eine Schwächung der Verschlüsselung gefährde die globale digitale Sicherheit. Unternehmen wie Signal und Meta bereiten rechtliche Schritte vor, sollte „Chat Control“ verabschiedet werden.

Pikant: Während die EU Verschlüsselung schwächen will, empfehlen US-Behörden wie CISA ausdrücklich die Nutzung von Ende-zu-Ende-verschlüsselten Apps wie Signal – zum Schutz vor Cyberangriffen.

Entscheidung mit globaler Tragweite

Die Oktober-Abstimmung könnte weltweite Präzedenzwirkung haben. Messenger-Dienste stünden vor der Wahl: kompromittierte Dienste in Europa anbieten oder den Markt verlassen. Telegram-Chef Pavel Durov hat bereits angekündigt, sich im Zweifel für den Marktaustritt zu entscheiden.
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Signal arbeitet derweil an weiteren Sicherheitsfeatures. Geplant sind Backup-Optionen an selbstgewählten Standorten und verschlüsselte Verlaufsübertragungen zwischen verschiedenen Betriebssystemen.

Das Ergebnis dieses Konflikts wird die digitale Kommunikation grundlegend prägen: Bleiben private Gespräche wirklich privat oder werden sie systematischer Überwachung unterworfen?

@ boerse-global.de