EU verschärft Ladungssicherung: Deutschland prescht vor
04.12.2025 - 21:29:12Während in Brüssel heute strengere Kontrollvorschriften verhandelt werden, decken Polizeikontrollen in Deutschland gravierende Mängel auf. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die geplante 5-Prozent-Kontrollquote kommt nicht von ungefähr.
Die Zeitplanung könnte kaum symbolträchtiger sein. Am Mittwoch stellten Beamte in Rheinland-Pfalz bei 20 kontrollierten Lkw vier technische Mängel und drei Ordnungswidrigkeiten fest – keine 24 Stunden bevor der EU-Verkehrsrat über verschärfte Vorschriften berät. Die Botschaft ist eindeutig: Freiwilligkeit allein funktioniert nicht.
Die Polizeidirektion Landau konzentrierte sich am 3. Dezember gezielt auf die B272 bei Hochstadt. Zwischen 9 und 15 Uhr nahmen Beamte schwere Nutzfahrzeuge unter die Lupe – mit ernüchterndem Ergebnis. Neben den Mängelberichten musste in einem Fall eine Sicherheitsleistung vor Ort hinterlegt werden.
“Ungesicherte oder überladene Transporte gefährden alle Verkehrsteilnehmer massiv”, betonten die Behörden. Übermüdete Fahrer und verrutschende Ladung zählen zu den Hauptursachen schwerer Unfälle auf Regionalstrecken.
Passend zum Thema Ladungssicherung: Viele Unternehmen unterschätzen die finanziellen Folgen verrutschter Ladung. Schon einfache Maßnahmen wie zertifizierte Zurrgurte, Anti-Rutschmatten und klare Unterweisungen verhindern viele Unfälle — und schützen vor Bußgeldern, Stilllegungen und Haftungsforderungen. Das kostenlose Komplettpaket zur Unterweisung Ladungssicherung enthält E‑Book, bearbeitbare PowerPoint-Folien, Unterweisungsnachweis, Quiz und Checkliste – ideal für Fuhrparkleiter und Sicherheitsbeauftragte. Jetzt gratis Unterweisungspaket herunterladen
Parallel deckten die Behörden in Wuppertal am 2. Dezember illegale Schrotthändler auf. Die gemeinsame Aktion von Ordnungsamt und Jobcenter förderte mehrere Fahrzeuge mit mangelhafter Ladungssicherung zutage. Weitere unangekündigte Kontrollen sind für Dezember angekündigt – die Stadt spricht von “rollenden Gefahrenquellen”.
Brüssel macht Ernst: 5-Prozent-Quote kommt
Was auf deutschen Bundesstraßen punktuell geschieht, soll bald EU-Standard werden. Der EU-Verkehrsrat verhandelt heute über eine verbindliche Kontrollquote: Mindestens 5 Prozent aller zugelassenen Nutzfahrzeuge müssen künftig jährlich geprüft werden.
Die Vorlage, die dem österreichischen Parlament vor der Sitzung zugeleitet wurde, lässt wenig Spielraum. Bei Verdachtsmomenten wird aus der Sichtkontrolle eine “gründliche technische Inspektion” – Pflicht, nicht Kür. Besonders brisant: Ladungssicherung steht explizit auf der Prüfliste.
Die neuen Richtlinien sind präzise formuliert. Fracht darf sich selbst bei Vollbremsungen oder scharfen Ausweichmanövern “nur minimal” gegenüber Fahrzeugwänden oder Ladefläche bewegen. Was bisher oft Ermessenssache war, wird zum messbaren Standard.
Damit vollzieht die EU einen Systemwechsel: weg von anlassbezogenen Kontrollen, hin zu einem systematischen Quotensystem. Die Harmonisierung der Sicherheitsstandards ist das erklärte Ziel.
Wenn Nachlässigkeit richtig teuer wird
Die Verschärfung hat gute Gründe. Branchendaten zeigen: Bis zu 25 Prozent aller Lkw-Unfälle in Europa gehen auf unzureichende Ladungssicherung zurück. Die finanziellen Konsequenzen? Bereits heute drastisch.
Nach deutschem Recht drohen Transportunternehmen Bußgelder von bis zu 5.000 Euro, Fahrer zahlen mehrere hundert Euro. “Deutschland verfolgt den strengsten Ansatz”, erklärt Verkehrsrechtsanwalt Maurycy Kieruj. Anders als in manchen Nachbarländern gilt hier die Gesamtschuldnerschaft – Spediteur und Fahrer haften gemeinsam.
Die Folge: Fahrzeuge bleiben stillgelegt, bis die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist. Genau das passierte gestern auf der B272. Die neue EU-Direktive will diese Praxis vereinheitlichen und “Routen-Shopping” unterbinden – also die Nutzung von Strecken durch Länder mit laxeren Kontrollen.
Was sich für die Logistikbranche ändert
Die heutigen Verhandlungen in Brüssel markieren einen Wendepunkt. Ladungssicherung war lange das Stiefkind der Compliance, überschattet von Lenk- und Ruhezeitkontrollen. Die 5-Prozent-Regel hebt sie auf Augenhöhe mit digitalen Tachographendaten.
Für Fuhrparkmanager bedeutet das: Schulungsprogramme müssen sofort überarbeitet werden. Dass in Hochstadt selbst Grundverstöße festgestellt wurden, zeigt das Problem deutlich. Trotz verfügbarer Technik – Anti-Rutschmatten, zertifizierte Zurrgurte – bleibt der Faktor Mensch die größte Schwachstelle.
Die Wuppertaler Kontrollen offenbaren zudem: Das Kontrollnetz weitet sich aus. Nicht nur 40-Tonner, auch leichte Nutzfahrzeuge der wachsenden Citylogistik geraten ins Visier. Die Branche muss sich auf flächendeckende Überprüfungen einstellen.
Ausblick: Was als Nächstes kommt
Einigt sich der EU-Verkehrsrat heute auf die Grundsatzposition, könnte das Europaparlament Anfang 2026 abstimmen. Was erwartet die Branche?
Kurzfristig: Schwerpunktkontrollen werden in Deutschland bis Jahresende zunehmen. Die Behörden wollen starke Statistiken vorlegen.
Mittelfristig (2026): Speditionen sollten sich auf die 5-Prozent-Quote vorbereiten. Autobahnen dürften vermehrt mit automatisierten Vorauswahlsystemen ausgestattet werden, um die höhere Kontrollfrequenz ohne Staus zu bewältigen.
Compliance: Bei Straßenkontrollen wird künftig verstärkt die Norm EN 12195-1 (Berechnung von Zurrkräften) geprüft. Inspektoren bekommen durch das EU-Mandat deutlich mehr Rückendeckung – und werden sie nutzen.
PS: Übrigens — wenn Sie Ihre Teams schnell und rechtssicher auf die neuen Kontrollanforderungen vorbereiten wollen: Das kostenlose Unterweisungs-Paket zur Ladungssicherung macht Ihre Mitarbeitenden in rund 15 Minuten fit. Mit sofort einsetzbaren Folien, Unterweisungsnachweis, Quiz und einer Checkliste zur EN 12195-1 lässt sich die Dokumentation rechtssicher erledigen und das Risiko von Stilllegungen und Haftungsfällen senken. Unterweisung jetzt kostenlos herunterladen


