EU verschärft Export-Kontrollen für Quantencomputer und KI
14.11.2025 - 14:27:12Die Europäische Union verschärft einseitig die Exportkontrollen für Dual-Use-Güter wie Quantencomputer und Halbleiter, um Russlands Kriegsmaschinerie zu treffen und Umgehungswege zu unterbinden.
Die Europäische Union dreht an der Sanktionsschraube: Beim Export Control Forum in Brüssel präsentieren Spitzenbeamte heute drastische Verschärfungen für Dual-Use-Güter – Technologien mit ziviler und militärischer Nutzung. Im Fokus: Quantencomputer, künstliche Intelligenz und Halbleiter-Fertigung. Dahinter steht ein klares Ziel: Russlands Kriegsmaschinerie den Zugriff auf westliche Hochtechnologie endgültig abschneiden.
Die von der EU-Kommission organisierte Konferenz, die weltweit per Livestream übertragen wird, markiert einen Wendepunkt. Erstmals agiert Brüssel bei Export-Kontrollen im Alleingang – und umgeht damit gezielt multilaterale Gremien, die Moskau bislang blockieren konnte. Was bedeutet das für deutsche Technologieunternehmen?
Sanktionspaket Nummer 19: Neue Härte gegen Umgehung
Ende Oktober verabschiedete der EU-Rat das 19. Sanktionspaket gegen Russland. Diese Woche wurden die Details bekannt – und die haben es in sich: Die EU weitet Export-Beschränkungen massiv aus, insbesondere für Elektronikkomponenten und Materialien für Militärsysteme.
Besonders brisant: Erstmals nimmt Brüssel systematisch Unternehmen in Drittstaaten ins Visier. Firmen in China, Indien und Thailand, die Russland mit Militär- oder Dual-Use-Gütern versorgen, stehen jetzt auf der schwarzen Liste. Die Botschaft ist eindeutig – wer EU-Sanktionen umgeht, zahlt einen hohen Preis.
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Parallel tritt voraussichtlich noch im November eine grundlegend überarbeitete EU-Kontrollliste für Dual-Use-Güter in Kraft. Die seit September vorliegende Verordnung fügt erstmals einseitig Technologien hinzu, die Russland auf multilateraler Ebene – etwa im Wassenaar-Abkommen – erfolgreich blockiert hatte.
Quantencomputer und Halbleiter im Visier
Die aktualisierten Regelungen lesen sich wie ein Who’s who der Zukunftstechnologien: Quantencomputer, hochmoderne Halbleiter-Fertigungsanlagen, kryogene Kühlsysteme und bestimmte 3D-Druck-Maschinen benötigen künftig Exportlizenzen.
Für deutsche Technologiekonzerne wie Zeiss, Trumpf oder die aufstrebende Quantencomputer-Szene bedeutet das: deutlich mehr Bürokratie. Kann die EU den Spagat zwischen Sicherheit und Innovationsfähigkeit schaffen? Das Weißbuch der EU zu Export-Kontrollen von 2024 betont zwar die Notwendigkeit einheitlicher Regeln für fairen Wettbewerb – doch Branchenvertreter warnen bereits vor administrativen Belastungen.
Hochkarätige Diskussion über Sanktions-Realität
Das heutige Forum bietet Brisanz: EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič eröffnete die Konferenz, auf dem Podium sitzen Spitzenbeamte des deutschen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), des französischen Wirtschaftsministeriums sowie Vertreter des Wassenaar-Abkommens und des renommierten Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI).
Am Nachmittag steht die unbequeme Wahrheit auf der Agenda: Trotz umfassender Sanktionen finden sich weiterhin westliche Komponenten in russischen Waffensystemen. Vertreter aus der Ukraine, Finnland und Großbritannien diskutieren, wie Umgehungsstrategien künftig verhindert werden können. Die Diskussion dürfte aufschlussreich werden – schließlich geht es um das Versagen bisheriger Kontrollmechanismen.
Wirtschaftssicherheit wird zur Chefsache
Was jahrelang als technisches Compliance-Thema für Rechtsabteilungen galt, ist plötzlich Kernbestandteil der europäischen Sicherheitsstrategie. Der Ukraine-Krieg hat schonungslos offengelegt, wie verwundbar die bisherigen Systeme waren. Brüssel zieht Konsequenzen – und geht dabei bewusst eigene Wege.
Indem die EU blockierte multilaterale Regelungen ignoriert, sendet sie ein Signal: Einzelne Länder wie Russland können notwendige Updates globaler Kontrolllisten nicht länger per Veto verhindern. Doch dieser Alleingang schafft neue Herausforderungen: Unternehmen müssen sich durch ein immer komplexeres Geflecht aus EU-spezifischen und internationalen Vorschriften navigieren.
Deutsche Mittelständler, die Spezialmaschinen oder Hochtechnologie exportieren, stehen vor einem Dilemma. Compliance-Programme müssen dringend angepasst werden – und das noch vor Jahresende, wenn die erweiterte Kontrollliste in Kraft tritt.
Lieferketten unter der Lupe
Die EU meint es ernst mit der Durchsetzung: Die Bereitschaft, Unternehmen in Drittländern zu sanktionieren, verändert die Spielregeln fundamental. Supply-Chain-Überprüfungen werden vom Nice-to-have zum Pflichtprogramm. Wer beliefert wen? Wohin gehen die Waren tatsächlich? Diese Fragen können sich Firmen nicht mehr leisten zu ignorieren.
Die Zeit reaktiver Export-Kontrollen ist vorbei. Brüssel setzt auf eine proaktive Strategie zur Sicherung europäischer Interessen in einer volatilen Welt. Die heutigen Diskussionen dürften 2026 in weitere Gesetzesinitiativen und koordinierte Durchsetzungsmaßnahmen münden. Für deutsche Exporteure bedeutet das: maximale Wachsamkeit ist gefragt.
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