EU verbietet russisches Gas bis 2027
03.12.2025 - 18:11:12Europa dreht Moskau den Hahn zu: Die Europäische Union hat sich endgültig auf einen vollständigen Import-Stopp russischer fossiler Brennstoffe geeinigt. Parallel dazu verschärfen die Mitgliedstaaten ihre Sanktionen gegen Russlands sogenannte Schattenflotte – alternde Öltanker, die den westlichen Preisdeckel systematisch unterlaufen.
Was jahrelangen undenkbar schien, wird nun Realität. Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Europaparlament und EU-Rat auf verbindliche Ausstiegstermine verständigt. Die Ära der europäischen Energieabhängigkeit von Russland geht damit zu Ende.
“Heute beginnt die Ära der vollständigen Energieunabhängigkeit Europas von Russland”, verkündete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Das REPowerEU-Programm habe Europa vor der schlimmsten Energiekrise seit Jahrzehnten bewahrt. Nun folge der dauerhafte Schlussstrich.
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Die Vereinbarung legt exakte Termine fest, zu denen verschiedene Vertragsarten auslaufen müssen:
Flüssiggas (LNG): Kurzfristige Verträge, die vor dem 17. Juni 2025 geschlossen wurden, enden am 25. April 2026. Langfristige LNG-Kontrakte werden ab dem 1. Januar 2027 untersagt.
Pipeline-Gas: Kurzfristige Lieferverträge müssen bis zum 17. Juni 2026 beendet sein. Langfristige Pipeline-Importe sind ab dem 30. September 2027 verboten – mit einer absoluten Frist bis zum 1. November 2027.
EU-Energiekommissar Dan Jørgensen sprach von einem “historischen Ergebnis”. Russland könne Energieexporte künftig nicht mehr als geopolitische Waffe gegen Europa einsetzen.
Schlag gegen die Schattenflotte
Während der Gasausstieg die langfristige Strategie festlegt, nehmen EU-Diplomaten gleichzeitig akute Sanktionsumgehungen ins Visier. Die Botschafter der Mitgliedstaaten trafen sich in Brüssel, um neue Strafmaßnahmen gegen Russlands Schattenflotte zu verabschieden.
Diese gezielte Aktualisierung dient als Brücke zum umfassenderen 20. Sanktionspaket, das derzeit ausgearbeitet wird und im Januar 2026 fertiggestellt werden soll. Die neuen Maßnahmen zielen darauf ab, Dutzende spezifische Schiffe zu benennen und ihnen den Zugang zu europäischen Häfen und maritimen Dienstleistungen zu verwehren.
“Wir verfolgen einen Plan-B-Ansatz, bei dem dringende Listungen von Schiffen und Ermöglichern sofort durchgesetzt werden – ohne auf das umfassende Paket im nächsten Jahr zu warten”, erklärte ein hochrangiger EU-Diplomat.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte bereits diese Woche schärfere Durchsetzungsmechanismen. “Wir müssen von einer Situation wegkommen, in der Russland vorgibt zu verhandeln, hin zu einer, in der es dazu gezwungen wird”, so Kallas. Das Zudrehen der russischen Öleinnahmen sei dafür entscheidend.
Von 45 auf 13 Prozent – aber noch nicht null
Die Entwicklungen bauen auf dem 19. Sanktionspaket vom Oktober 2025 auf, das bereits erste Beschränkungen für LNG-Umschlagsgeschäfte einführte. Der aktuelle Rechtsrahmen schließt eine kritische Lücke: Während Pipeline-Gas bereits deutlich reduziert wurde, blieben LNG-Importe aus Russland in einigen Mitgliedstaaten hartnäckig hoch.
2025 machte russisches Gas noch etwa 13 Prozent der gesamten EU-Gasimporte aus – deutlich weniger als die 45 Prozent vor dem Ukrainekrieg, aber immer noch genug, um Milliarden Euro in die Kriegskasse des Kremls zu spülen.
Die neue Vereinbarung enthält strenge “Anti-Umgehungsklauseln”. Die EU-Kommission kann Handelsströme überwachen und Importverbote nur dann aussetzen, wenn ein Mitgliedstaat einen schwerwiegenden Energienotstand erklärt – eine hohe Hürde, die Schlupflöcher verhindern soll.
Ungarn und Slowakei im Fokus
Besonders betroffen vom Ausstieg sind Ungarn und die Slowakei, die nach wie vor stark von russischem Pipeline-Öl und -Gas abhängen. Die Kommission muss bis zum nächsten Jahr einen konkreten Ausstiegsplan für beide Länder vorlegen.
“Das schafft die Rechtssicherheit, die der Markt verlangt hat”, betonte Lars Aagaard, dänischer Klimaminister und derzeitiger Vorsitzender des EU-Rates. Unternehmen wüssten nun genau, wann der russische Hahn endgültig zugedreht werde. Ein Zurück gebe es nicht.
Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Gaspreise blieben überschaubar, da die europäischen Speicher gut gefüllt sind und die Märkte das geopolitische Risiko bereits eingepreist hatten. Langfristig allerdings stehen Europas Energieimporteure vor einer kompletten Neuausrichtung ihrer Lieferketten.
Was kommt im 20. Sanktionspaket?
Die EU-Sanktionspolitik verschiebt sich von breiten Sektorverboten hin zu hochpräziser Durchsetzung. Das erwartete 20. Sanktionspaket Anfang 2026 dürfte sich auf folgende Bereiche konzentrieren:
Sekundärsanktionen: Unternehmen aus Drittstaaten – besonders China und Zentralasien – die Dual-Use-Technologie nach Russland liefern, könnten ins Visier geraten.
Aluminium und Stahl: Verbleibende Quoten-Schlupflöcher für Halbfertigprodukte sollen geschlossen werden.
Finanzlücken: Weitere Beschränkungen für Finanzinstitute, die Zahlungen für nicht sanktionierte Waren abwickeln.
Die doppelte Ankündigung – langfristiger Gasausstieg plus sofortige Verfolgung der Öltanker – zeigt deutlich: Europas wirtschaftlicher Zermürbungskrieg gegen Russland verschärft sich. Das Ziel ist klar: Die verbliebenen Einnahmequellen des Kremls systematisch zu zerstören.
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