Cybersicherheits-Monat, KI-Betrug

EU startet Cybersicherheits-Monat gegen KI-Betrug

06.10.2025 - 12:25:02

Die EU startet ihre jährliche Cybersicherheitskampagne mit Fokus auf raffinierte Phishing-Methoden und KI-gestützte Betrugsangriffe, die mittlerweile 60 Prozent aller Cyberattacken auslösen.

Die Europäische Union hat ihren jährlichen Cybersicherheits-Monat eingeläutet – mit einem klaren Fokus auf die wachsende Bedrohung durch Phishing und KI-gestützte Betrügereien. Was früher harmlose Spam-Mails waren, entwickelt sich zu ausgeklügelten Attacken, die selbst Experten ins Schwitzen bringen.

Unter dem bewährten Motto „#ThinkB4UClick“ startete die von der EU-Cybersicherheitsagentur ENISA und der Europäischen Kommission koordinierte Kampagne am 1. Oktober. Der Auftakt zur bereits 13. Ausgabe erfolgte mit größerer Dringlichkeit denn je: Phishing-Angriffe bilden mittlerweile den Ausgangspunkt für rund 60 Prozent aller Cyberattacken.

Europaweit finden hunderte Veranstaltungen statt – von Workshops bis zu Webinaren, die Bürgern und Unternehmen das nötige Rüstzeug für die digitale Selbstverteidigung vermitteln sollen.

Phishing wird raffinierter und vielfältiger

Längst beschränken sich die Angreifer nicht mehr auf klassische E-Mail-Betrugsversuche. Die Betrüger setzen auf ein ganzes Arsenal neuer Methoden: „Smishing“ über SMS, „Vishing“ per Telefon, „Quishing“ mittels QR-Codes und sogenannte Business Email Compromise (BEC), mit denen gezielt Unternehmen ausgespäht werden.

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„Cybersicherheit ist nicht nur eine technische Angelegenheit, sondern eine kritische Voraussetzung für alle Bereiche unserer Gesellschaft“, betont Henna Virkkunen, Vizepräsidentin für Technologische Souveränität. Die Angriffe könnten verheerende Folgen haben – von der Störung kritischer Infrastrukturen bis zum Vertrauensverlust in die digitale Welt.

KI macht Betrüger zu Perfektionisten

Besonders alarmierend: Künstliche Intelligenz wird zunehmend zur Waffe in den Händen von Cyberkriminellen. Laut ENISA waren bereits Anfang 2025 über 80 Prozent aller beobachteten Social-Engineering-Angriffe KI-unterstützt.

Die Zeiten, in denen Rechtschreibfehler und holprige Grammatik Phishing-Mails verrieten, sind vorbei. Generative KI und große Sprachmodelle erstellen heute täuschend echte, personalisierte Betrugsnachrichten. Sogar Deepfakes für Telefon-Attacken werden möglich – die Unterscheidung zwischen echt und gefälscht wird immer schwieriger.

„Die wachsende Rolle der KI ist ein unbestreitbarer Schlüsseltrend der sich rasant entwickelnden Bedrohungslandschaft“, warnen ENISA-Forscher. Die Technologie automatisiert nicht nur die Erstellung betrügerischer Inhalte, sondern ermöglicht Angriffe in beispiellosem Umfang.

Europa rüstet gemeinsam auf

Die EU setzt auf Zusammenarbeit: Mitgliedstaaten, Behörden und private Organisationen vereinen ihre Kräfte in der Aufklärungs-Offensive. „Wir wollen sicherstellen, dass die Bürger von einem sicheren digitalen EU-Markt profitieren können“, erklärt ENISA-Direktor Juhan Lepassaar.

Der offizielle Auftakt am 1. Oktober rückte den „menschlichen Faktor“ in der Cybersicherheit in den Mittelpunkt. Wie lässt sich die Kompetenzlücke schließen? Kann Gamification eine stärkere Sicherheitskultur fördern?

Neben der Aufklärung will die Initiative auch Karrieren im Cybersicherheits-Bereich fördern – ein kritischer Fachkräftemangel plagt die gesamte Union.

Wettrüsten zwischen Angriff und Verteidigung

Der Fokus auf KI-Bedrohungen markiert einen Wendepunkt. Während Kriminelle KI für raffiniertere Attacken nutzen, entwickelt die Cybersicherheits-Branche KI-basierte Abwehrsysteme. Verhaltensanalysen und maschinelles Lernen sollen verdächtige Anomalien früher erkennen.

Das Problem: Leistungsstarke KI-Modelle sind heute für jeden zugänglich. Die Einstiegshürden für komplexe Cyberkriminalität sinken dramatisch. Traditionelle Sicherheitsmaßnahmen wie signaturbasierte E-Mail-Filter versagen gegen maßgeschneiderte KI-Angriffe.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Business Email Compromise-Attacken stiegen in Europa um bemerkenswerte 123,8 Prozent. Der finanzielle Schaden geht in die Milliarden.

Wachsamkeit als Dauerzustand

Der Kampf gegen Phishing und KI-Betrug erfordert kontinuierliche internationale Kooperation. Die EU-Cybersicherheits-Aufklärung ist nur der erste Schritt – die Bedrohungslandschaft wird sich mit Quantencomputing und vernetzten Technologien weiter verschärfen.

Für Bürger und Unternehmen bleibt die Kernbotschaft: permanente Wachsamkeit. Unaufgeforderte Nachrichten kritisch zu hinterfragen wird überlebenswichtig. Der Erfolg der Kampagne misst sich nicht an den Oktober-Veranstaltungen, sondern daran, ob Europa langfristig eine sicherheitsbewusste Mentalität entwickelt.

Denn eines ist klar: Die Angreifer schlafen nicht – und ihre Methoden werden täglich raffinierter.

@ boerse-global.de