EU schafft 150-Euro-Zollfreigrenze ab: Ende der Billigpakete
14.11.2025 - 05:24:12Die EU-Finanzminister streichen die Zollfreigrenze für Pakete aus Drittländern. Ab 2026 werden alle Importe zollpflichtig, um europäische Händler vor Billigkonkurrenz zu schützen.
Die EU-Finanzminister haben diese Woche in Brüssel die 150-Euro-Zollfreigrenze für Pakete aus Drittstaaten gestrichen. Künftig werden alle Warensendungen aus Nicht-EU-Ländern zollpflichtig – unabhängig vom Wert. Der Schritt zielt auf die massive Flut von Billigimporten aus China ab und soll europäische Händler vor unfairem Wettbewerb schützen.
Die Maßnahme findet breite Unterstützung. Österreichs Finanzminister Markus Marterbauer betont: “Im Sinne der Produktsicherheit, des Umweltschutzes und zum Schutz der europäischen Wirtschaft ist ein wichtiger Schritt gelungen.” Nach der Abschaffung der 22-Euro-Mehrwertsteuergrenze 2021 folgt damit der nächste konsequente Schritt zur Neuordnung der EU-Zollpolitik im E-Commerce.
4,6 Milliarden Päckchen: Die Zahlen hinter der Reform
Die Dringlichkeit wird durch alarmierende EU-Kommissionsdaten belegt. 2024 erreichten rund 4,6 Milliarden Päckchen die EU – eine Vervierfachung seit 2022. Die erdrückende Mehrheit stammt aus China: 91 Prozent aller E-Commerce-Importe bis 150 Euro kamen von dort.
Besonders drastisch: Von 2023 auf 2024 mehr als verdoppelte sich das Volumen von 1,9 auf 4,17 Milliarden Sendungen. Viele Versender nutzten die Freigrenze systematisch aus, indem sie größere Bestellungen in kleine Pakete aufteilten. Für die heimische Wirtschaft hatte dies gravierende Folgen – allein in Österreich beziffert der Handelsverband den Schaden auf bis zu 4,5 Milliarden Euro.
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Schnellere Umsetzung als geplant
Ursprünglich sollte die Regelung erst 2028 zusammen mit dem neuen “EU Customs Data Hub” starten. Angesichts der Paketflut drängten die Finanzminister auf Tempo. EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič arbeitet nun an einer technischen Übergangslösung – die Zollpflicht könnte bereits im ersten Quartal 2026 greifen.
Die temporäre Lösung überbrückt die Zeit bis zum vollständigen Einsatz des Zolldatenhubs. Langfristig sollen Digitalisierung und künstliche Intelligenz den Behörden einen lückenlosen Überblick über Lieferketten verschaffen und Betrug wie falsche Wertangaben effektiver bekämpfen.
Was bereits gilt: Die 22-Euro-Reform von 2021
Die aktuelle Entscheidung baut auf der Mehrwertsteuerreform vom Juli 2021 auf. Seit damals unterliegt jede kommerzielle Warensendung aus Drittländern ab dem ersten Cent der Mehrwertsteuer des Empfängerlandes.
Das “Import-One-Stop-Shop” (IOSS)-Verfahren ermöglicht Online-Händlern die zentrale Registrierung in einem EU-Land. Vorteil für Käufer: Der Onlineshop-Preis enthält bereits alle Steuern – keine bösen Überraschungen bei der Zustellung. Dies galt bisher aber nur für die Mehrwertsteuer, Zölle blieben bis 150 Euro außen vor.
Was ändert sich für Verbraucher und Handel?
Für Konsumenten werden Schnäppchen von Plattformen wie Temu, Shein oder AliExpress teurer. Zusätzlich zur Mehrwertsteuer fallen nun auch Zollgebühren an – die Höhe variiert je nach Warenart. Gleichzeitig schafft die Regelung mehr Transparenz und verhindert unerwartete Zusatzkosten.
Der europäische Handel feiert die Entscheidung als Durchbruch. Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ: “Jede Maßnahme, die die Paket-Flut von außerhalb Europas eindämmt, ist im Sinne des heimischen Handels.” Neben Wettbewerbsverzerrung kritisieren Handelsverbände seit langem mangelnde Produktsicherheit und die Nichteinhaltung von EU-Standards bei Billigimporten.
Die nächsten Schritte
Die politische Einigung steht. Bis Jahresende soll die finale Ausgestaltung der Zollreform verhandelt sein. Der Fokus liegt auf der schnellen Entwicklung der technischen Übergangslösung für 2026. Langfristig wird der “EU Customs Data Hub” durch digitale Risikoanalysen die Zollabwicklung revolutionieren.
Für den E-Commerce-Sektor beginnt eine Phase der Anpassung. Kann der europäische Handel die neu gewonnene Wettbewerbsfähigkeit nutzen? Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die neuen Spielregeln im globalen Online-Handel auswirken.
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