EU-Sanktionen, Frist

EU-Sanktionen: Unternehmen vor entscheidender Frist für Russland-Boykott

31.12.2025 - 14:13:12

Ab Januar 2026 verbietet die EU jegliche Verbindung zu russischen Zahlungsnetzwerken wie SPFS und Mir. Unternehmen stehen vor strengen Compliance-Herausforderungen, während die Sanktionspolitik weiter verschärft wird.

Die EU verschärft den Sanktionsdruck auf Russland massiv. Für europäische Unternehmen läuft die Zeit, um sich von russischen Zahlungssystemen zu trennen. Ab dem 25. Januar 2026 drohen harte Strafen.

Sanktionsnetz zieht sich enger um Finanzströme

Die EU geht von groben Handelssperren zu präzisen Anti-Umgehungsmaßnahmen über. Das im Oktober 2025 verabschiedete 19. Sanktionspaket stellt eine neue Eskalationsstufe dar. Es verschärft das Verbot für EU-Firmen, auf das russische SWIFT-Alternativsystem SPFS zuzugreifen, erheblich. Nun sind auch indirekte Verbindungen über andere Zahlungsdienste tabu.

Konkret verbietet die EU ab dem Stichtag am 25. Januar jede Verbindung – direkt oder indirekt – zu den russischen Systemen SPFS, Mir und SBP. Ziel ist es, zu verhindern, dass EU-Tochtergesellschaften oder Banken Zahlungen abwickeln, die das SWIFT-Verbot unterlaufen könnten. Die Übergangsfristen für Altgeschäfte laufen aus. Unternehmen haben weniger als vier Wochen Zeit, ihre Finanzkanäle vollständig von diesen Netzwerken zu trennen.

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Drittstaaten-Banken im Fokus der Sanktionshüter

Ein neuer Schwerpunkt liegt auf Banken außerhalb Russlands. Die EU hat erstmals von einem neuen Instrument Gebrauch gemacht und im Dezember 2025 eine vollständige Transaktionssperre gegen vier Finanzinstitute in Belarus und Kasachstan verhängt. Diese sollen Schlüsselknoten in einem Umgehungsnetzwerk gewesen sein.

Aus Brüssel heißt es, die Liste solcher sanktionierter Drittstaaten-Banken werde 2026 wohl länger. Das stellt Exporteure vor immense Herausforderungen. Sie müssen nicht nur ihre direkten Geschäftspartner, sondern auch deren Finanzintermediäre in Zentralasien, der Türkei oder den VAE prüfen. Juristen warnen: Selbst der Kontakt zu einer nicht gelisteten Bank, die SPFS nutzt, kann ein Risiko darstellen – aufgrund der „bestmöglichen Bemühungen“-Pflicht, Umgehungen zu verhindern.

Nächstes Paket in Vorbereitung – Druck steigt weiter

Der EU-Rat hat die bestehenden Wirtschaftssanktionen gerade bis zum 31. Juli 2026 verlängert. Doch die eigentliche Dynamik kommt vom geplanten 20. Sanktionspaket. Es soll wohl im Februar 2026, zum vierten Jahrestag des Angriffskriegs, verabschiedet werden.

Erste Diskussionspunkte, die diese Woche bekannt wurden, deuten auf weitere Verschärfungen hin:
* Schattenflotte: Strengere Restriktionen für Schiffe, die russisches Öl über dem G7-Preisdeckel transportieren.
* Nuklearsektor: Mögliche Beschränkungen für den Staatskonzern Rosatom und Uranimporte – ein lange blockierter Punkt, der wieder auf der Agenda steht.
* Stahl und Aluminium: Schließung verbliebener Importquoten und Verschärfung der Ursprungsregeln, um den Umweg russischer Metalle über Drittländer zu unterbinden.

Die Botschaft ist klar: Der regulatorische Druck nimmt nicht ab, er nimmt zu. Die von Verbänden oft beklagte „Compliance-Müdigkeit“ trifft auf eine härtere „Vollzugsrealität“.

Die größten Herausforderungen für die Wirtschaft

Besonders knifflig für Konzerne ist die „bestmöglichen Bemühungen“-Pflicht aus dem 14. Paket (2024). EU-Muttergesellschaften müssen alles tun, um Verstöße ihrer Tochterfirmen in Drittländern gegen die Sanktionen zu verhindern. Das 19. Paket verknüpft dies explizit mit Finanztransaktionen.

Viele Unternehmen sind noch im Prozess des Rückzugs aus Russland. Die „No Russia“-Klausel, die die Weiterexporte sensibler Güter nach Russland vertraglich verbietet, ist in Märkten wie China und Indien schwer durchzusetzen. Zwar gibt es weiterhin Lizenzmöglichkeiten für Desinvestitionen, um Gelder zurückzuholen. Doch dieses Fenster schließt sich. Das Verbot der Zahlungssysteme Mir und SBP erschwert die Rückführung von Verkaufserlösen zusätzlich.

Ausblick: Vollzug und weitere Isolation

Das erste Quartal 2026 wird vom Vollzug der Januar-Frist geprägt sein. Die EU-Behörden werden voraussichtlich strenge Prüfungen durchführen. Zudem wirkt sich das für 2027 geplante vollständige Importverbot für russisches Flüssiggas (LNG) bereits jetzt auf langfristige Vertragsverhandlungen aus.

Für Handelsverantwortliche ist die oberste Priorität klar: Alle Zahlungswege müssen frei von den neuen verbotenen Systemen sein und die Screening-Listen die sanktionierten Drittstaaten-Banken enthalten. Die Ära des „Vollzugs“ bedeutet, dass die Grenze zwischen primären und sekundären Sanktionen verschwimmt. Die Reichweite der EU erstreckt sich immer tiefer in die globale Finanzinfrastruktur. Die wirtschaftliche Isolation Russlands bleibt Top-Priorität – und die EU-Unternehmen sind die Frontarbeiter dieser Politik.

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