EU-Sanktionen, Rosatom

EU-Sanktionen: Rosatom erstmals im Visier mit Uran-Importverbot

31.12.2025 - 02:52:13

Die Europäische Union will erstmals Sanktionen gegen den russischen Nuklearkonzern Rosatom verhängen und den Import von Uran aus Russland verbieten, um ihre energiepolitische Unabhängigkeit zu stärken.

Die Europäische Union bereitet ein historisches Importverbot für russisches Uran vor und beendet damit die lange Sonderstellung des Atomsektors in den Sanktionen gegen Moskau.

BRÜSSEL. Zum Jahreswechsel 2025 vollzieht die EU eine historische Wende in ihrer Sanktionspolitik. Nach intensiven Verhandlungen in den letzten Dezembertagen einigten sich die Mitgliedstaaten auf den Rahmen für ein 20. Sanktionspaket. Erstmals zielt es explizit auf den russischen Atomkonzern Rosatom ab. Kernstück ist ein umfassendes Verbot für Uran-Importe aus Russland. Damit schließt die Union die letzte große Lücke in ihrer Energie-Unabhängigkeitsstrategie, nur Wochen nachdem das EU-Parlament den Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 beschlossen hatte.

Das Ende einer Tabuzone

Fast vier Jahre lang blieb Russlands Nuklearsektor von EU-Sanktionen verschont. Vor allem osteuropäische Staaten wie Ungarn oder die Slowakei sind von russischem Brennstoff und Rosatom-Technologie abhängig. Diese Immunität ist nun beendet.

Das geplante Verbot, das voraussichtlich im Januar 2026 formal beschlossen wird, soll neue Lieferverträge für natürliches und angereichertes Uran unterbinden. Damit würde der EU ein wichtiger Geldstrom für den Kreml versiegen. Allein 2024 erlöste Russland über eine Milliarde Euro mit Nuklearexporten in die Union.

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Der Druck für ein Embargo wuchs, nachdem die EU-Kommission diese Woche einen Fahrplan für eine „schrittweise, aber unumkehrbare“ Abkopplung von russischen Atomdienstleistungen vorgelegt hat. Die Strategie ähnelt dem bereits beschlossenen Gas-Ausstieg. Experten rechnen zwar mit Übergangsfristen für abhängige Länder, betonen aber: Der politische Wille, Rosatom zu isolieren, war nie größer.

Der ungarische Veto-Drohung zum Trotz

Der Weg zum kompletten Uran-Embargo ist politisch jedoch noch immer steinig. Die größte Hürde bleibt Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Er droht regelmäßig mit einem Veto gegen alle Maßnahmen, die das mit Rosatom-Technik geplante Ausbauprojekt des AKW Paks gefährden könnten.

Doch in Brüssel zeichnen sich Strategien ab, einen direkten Veto zu umgehen. Bereits am 12. Dezember setzten sich die Mitgliedstaaten mit Notstandsbefugnissen über ungarische Einwände bei Ukraine-Hilfen hinweg – ein Präzedenzfall, der auch für Energiesanktionen gelten könnte. Zudem prüft die Kommission Handelsabwehrmaßnahmen wie Zölle oder Kontingente, für die nur eine qualifizierte Mehrheit nötig ist.

„Die Ära der nuklearen Ausnahme geht zu Ende“, kommentiert ein Energieexperte der Bellona-Stiftung. „Ungarn mag Sonderregeln für seine bestehenden Reaktoren aushandeln, doch der europäische Markt schließt für Rosatom seine Türen.“

Marktbeben und strategische Neuausrichtung

Die Ankündigung des Verbots sendet bereits Schockwellen durch den globalen Nuklearbrennstoffmarkt. Versorger in Westeuropa haben ihre Lieferketten 2025 vorsorglich diversifiziert und Langfristverträge mit Anbietern in Kanada, Australien und Kasachstan abgeschlossen.

Wichtige Entwicklungen im Überblick:

  • Anreicherungskapazität: Das europäische Konsortium Urenco hat die Kapazität seiner Anlagen in Deutschland und den Niederlanden hochgefahren, um die wegfallenden russischen Lieferungen zu kompensieren.
  • Alternative Brennstäbe: Ende 2025 wurden in Bulgarien und Tschechien erstmals nicht-russische Brennelemente für sowjetische WWER-Reaktoren erfolgreich geladen. Der technische Zwang zu Rosatom ist damit durchbrochen.
  • Preisvolatilität: Die Spotpreise für angereichertes Uran zogen in der letzten Dezemberwoche an, als Händler das drohende Verbot einpreisten. Die meisten EU-Versorger halten jedoch gut gefüllte Lager, was akute Engpässe verhindern soll.

Der große Kontext: Europas energiepolitische Unabhängigkeit

Der Schlag gegen Rosatom ist nur ein Schritt in der großen Strategie „REPowerEU“. Das EU-Parlament beschloss am 17. Dezember gesetzlich den vollständigen Ausstieg aus russischem Gas und LNG bis Ende 2027. Das Uran-Verbot ist der logische nächste Schritt.

Kritiker monieren seit langem, die EU habe den Krieg in der Ukraine indirekt mitfinanziert, indem sie das Atom-Schlupfloch offen ließ. Rosatom hat nicht nur dem russischen Staat Einnahmen beschert, sondern ist auch direkt in die Besetzung des ukrainischen AKW Saporischschja verwickelt. Das 20. Sanktionspaket soll dieses strategische und moralische Versäumnis korrigieren.

Ausblick: Das erwartet den Markt 2026

Mit dem neuen Jahr rücken die finalen Verhandlungen im Europäischen Rat in den Fokus. Der Zeitplan für das Verbot soll einem „vertragsgebundenen“ Ansatz folgen:

  1. Sofortverbot: Ein Stopp für alle neuen Verträge mit Rosatom und seinen Tochterfirmen unmittelbar nach Beschluss des Pakets im Januar.
  2. Auslaufphase: Eine Übergangsfrist für bestehende Kurzzeitverträge, die voraussichtlich Mitte 2026 endet.
  3. Sonderregeln: Zeitlich befristete Ausnahmen für Ungarn und die Slowakei, um die Zulassung alternativer Brennstoffe abzuschließen. Diese könnten sich bis 2029 hinziehen.

Das geopolitische Signal ist klar: Bis 2030 will die Europäische Union eine atomtechnologiefreie Zone für Russland sein. Die energiepolitische Scheidung, die 2022 begann, wäre dann vollzogen.

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