EU-Sanktionen, Krypto-Verbot

EU-Sanktionen: Krypto-Verbot tritt in Kraft – erste Stablecoins gesperrt

01.12.2025 - 08:10:12

Während europäische Unternehmen beim Waldschutz aufatmen können, verschärft Brüssel den Druck auf Russland drastisch. Seit dieser Woche gilt erstmals ein direktes Krypto-Verbot – und die Ukraine zieht nach.

Der Montag markiert eine Zeitenwende für Compliance-Abteilungen in ganz Europa: Erstmals in der Geschichte der EU sind konkrete Kryptowährungen auf der Sanktionsliste gelandet. Gleichzeitig nimmt die Jagd auf die russische Schattenflotte Fahrt auf, während Kiew seine Sanktionslisten mit westlichen Partnern synchronisiert. Nur bei den Entwaldungsregeln gibt es Entwarnung – vorerst.

Das 19. Sanktionspaket, das Ende Oktober beschlossen wurde, entfaltet seit letzter Woche seine volle Wirkung. Die wichtigste Neuerung: A7A5, ein an den Rubel gekoppelter Stablecoin, ist ab dem 25. November komplett verboten. Parallel dazu muss der Zahlungsdienstleister Payeer den Betrieb für Nutzer in Russland und der EU einstellen.

Für Finanzinstitute bedeutet das: Screening-Filter müssen umgehend angepasst werden. Es reicht nicht mehr, nur verdächtige Personen oder Unternehmen zu prüfen – nun stehen erstmals digitale Assets selbst auf der schwarzen Liste. Der A7A5-Token soll Medienberichten zufolge Transaktionen im Milliardenwert ermöglicht haben, um Bankensperren zu umgehen.

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„Die Sanktionierung des Stablecoins selbst zeigt den kompromisslosen Ansatz der EU”, analysierten Experten der Blockchain-Firma Elliptic am 24. November. Payeer teilte Kunden mit: „Auszahlungen von Konten waren bis zum 24. November möglich.”

Schattenflotte: Gambia streicht 72 Schiffe

Auf See eskaliert die Lage weiter. Am Wochenende wurde bekannt, dass Gambia dutzende Tanker aus seinem Schiffsregister gestrichen hat – unter massivem diplomatischen Druck. Etwa 72 Schiffe der russischen Schattenflotte verloren ihre Flagge wegen gefälschter Zertifikate, wie das Analyseunternehmen Windward AI meldete.

Die Konsequenzen folgten prompt: Am 28. November griffen ukrainische Marinedrohnen zwei dieser Schiffe im Schwarzen Meer an – die Kairos und die Virat. Maritime-Analystin Michelle Wiese Bockmann bringt es auf den Punkt: „Dieses Schiff ist flaggenlos, staatenlos – jede Versicherung und Klassifizierung ist ungültig.”

Für EU-Importeure und Versicherer wird es heikel. Wer Frachten auf Schiffen transportiert, die kürzlich ihre Flagge gewechselt haben oder ganz ohne Registrierung fahren, riskiert schwerwiegende Compliance-Verstöße gegen die G7-Preisobergrenze für russisches Öl.

Kiew zieht nach

Die Ukraine verschärfte gestern ihren Kurs. Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete am Sonntag Dekrete, die ukrainische Sanktionslisten mit denen der USA und EU angleichen. „Wir setzen unsere Sanktionsarbeit fort”, erklärte Selenskyj. „Die Ukraine hat ihre Maßnahmen mit den Vereinigten Staaten synchronisiert und Beschränkungen gegen Rosneft, deren Unternehmen und Firmen des Lukoil-Konzerns verhängt.”

Neu auf der Liste: das Rubikon-Kriminalzentrum, das an Waffensystemen forscht, sowie mehrere Drohnenhersteller. Für internationale Konzerne vereinfacht die Angleichung zwar die Compliance-Landkarte, erweitert aber zugleich die Gesamtzahl verbotener Geschäftspartner erheblich.

Waldschutz: Aufschub bis 2026

Einen Aufschub gibt es dafür bei der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Das Europaparlament stimmte am 26. November für eine erneute Verschiebung um zwölf Monate. Große Unternehmen müssen die Vorschriften nun erst ab dem 30. Dezember 2026 vollständig erfüllen – ursprünglich war Dezember 2024 geplant gewesen.

Zusätzlich führten die Abgeordneten eine „Null-Risiko”-Kategorie für Länder mit stabilem Waldbestand ein. Umweltschützer sind empört. „Die EU-Parlamentarier haben erneut auf Pause gedrückt, wenn es um Waldschutz geht”, kritisierte Fyfe Strachan von der NGO Earthsight. Industrieverbände begrüßten dagegen die Verzögerung – sie brauchen Zeit für IT-Systeme, die Millionen Sorgfaltserklärungen verarbeiten können.

20. Paket in Planung

Die Verschnaufpause beim Waldschutz ändert nichts am Sanktionstrend: Selenskyj kündigte gestern an, dass die „Vorbereitung des 20. EU-Sanktionspakets” eine Priorität für die kommenden Wochen sei. Experten rechnen damit, dass im Januar vor allem die verbleibenden Lücken im Energiesektor geschlossen werden – insbesondere beim Umschlag von russischem Flüssiggas, dessen Verbot ab 2027 bereits beschlossen ist.

Für Compliance-Verantwortliche gilt: Bei Umweltvorschriften gibt es Luft, bei Finanzen und Schifffahrt wird die Luft dünner.

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