EU-Sanktionen: 20. Paket zielt auf Kindesentführungen ab
31.12.2025 - 02:54:12Das 20. EU-Sanktionspaket zielt erstmals systematisch auf Verantwortliche für die Verschleppung ukrainischer Kinder ab. Es folgt koordinierten Listen der Ukraine und Großbritanniens.
Die EU schärft ihre Sanktionen gegen Russland und nimmt erstmals systematisch die Verantwortlichen für die Verschleppung ukrainischer Kinder ins Visier. Das für Anfang 2026 geplante 20. Sanktionspaket folgt damit der Linie kürzlich synchronisierter Schwarzer Listen der Ukraine und Großbritanniens.
Fokus auf Täter und Netzwerke
Nach Informationen aus Diplomatenkreisen wird das neue EU-Paket russische Beamte, Lagerleiter und Organisationen sanktionieren, die direkt an der Zwangsdeportation Minderjähriger beteiligt sind. Diese strategische Schärfung soll den persönlichen und politischen Preis für alle erhöhen, die den Transfer ukrainischer Kinder aus besetzten Gebieten nach Russland und Belarus ermöglichen.
Der Vorstoß folgt einer anhaltenden Kampagne der Initiative „Bring Kids Back UA“. Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt internationale Partner seit Monaten, jede neue Sanktionsrunde zu nutzen, um die Netzwerke unter Druck zu setzen, die die Identität junger Ukrainer auslöschen wollen. Die neue EU-Liste soll nicht nur hochrangige Politiker, sondern auch mittlere Verwaltungsbeamte von „patriotischen“ Lagern und Umerziehungseinrichtungen treffen.
Ukraine und Großbritannien gehen voran
Als wichtiges Signal an Brüssel synchronisierte die Ukraine vergangene Woche ihre Sanktionslisten mit denen Großbritanniens. Selenskyj unterzeichnete am 27. Dezember Dekrete gegen 48 Personen und Unternehmen. Das Ziel: Das Netz um Kriegsprofiteure und Menschenrechtsverletzer enger zu ziehen.
Die abgestimmte Liste umfasst acht Einzelpersonen und 40 juristische Personen. Sie richtet sich primär gegen russische Staatsangehörige, erfasst aber auch Bürger aus Drittstaaten wie Aserbaidschan, Singapur und Neuseeland. Ihnen wird vorgeworfen, die Deportationsmaschinerie zu unterstützen oder dual-use Güter für Russlands Rüstungsindustrie zu liefern.
Diese Koordination zwischen Kiew und London schafft eine Blaupause für das EU-Paket. Die Einbeziehung von Drittstaaten-Angehörigen unterstreicht den wachsenden Radius der Sanktionen, der nun auch internationale Helfer Moskaus ins Visier nimmt.
Doppelstrategie: Moral und Öl
Während der humanitäre Aspekt Schlagzeilen macht, bleiben die wirtschaftlichen Maßnahmen robust. Wie der ukrainische Sanktionsbeauftragte Wladyslaw Wlasiuk kürzlich darlegte, wird das 20. Paket weiter auf Russlands „Schattenflotte“ abzielen – jene alternden Tanker, die die Ölpreisobergrenze der G7 unterlaufen.
Die EU plant strengere Compliance-Vorgaben für maritime Versicherer und Hafenbehörden. Das soll den Betrieb dieser oft unversicherten Schiffe in europäischen Gewässern weiter erschweren. Diese Doppelstrategie – gegen die „moralischen“ Verbrechen der Kindesentführung und die „finanziellen“ des Ölschmuggels – zielt darauf ab, Russlands Krieg aus beiden Richtungen auszuhöhlen.
Immer schärfere Maßnahmen
Das 20. Paket markiert den vorläufigen Höhepunkt eines Jahres intensiver Sanktionspolitik. Das 19. Paket im Oktober 2025 enthielt erste Maßnahmen gegen die Schattenflotte und erweiterte Kriterien für die Listung von Menschenrechtsverletzern. Doch das Ausmaß der Deportationen – Kiew schätzt, dass sich noch über 19.000 Kinder in russischer Obhut befinden – erfordert gezielteres Vorgehen.
Der internationale juristische Druck wächst, unterstützt durch frühere Haftbefehle des Internationalen Strafgerichts. Die Integration dieser Erkenntnisse in das EU-Sanktionsregime ermöglicht eine automatische Listung von Personen, die internationale Staatsanwälte identifizieren. Das beschleunigt das Verfahren und stellt sicher, dass diplomatische Immunität keinen Schutz vor Strafverfolgung bietet.
Was kommt auf Unternehmen zu?
Die formelle Annahme des Pakets durch den Europäischen Rat wird für die ersten Januarwochen 2026 erwartet. Die zunehmende Synchronisation zwischen Ukraine, Großbritannien und der EU zeigt einen neuen Grad an westlicher Geschlossenheit. Sie soll verhindern, dass sanktionierte Personen in verschiedenen Rechtsräumen sichere Häfen finden.
Für die Wirtschaft ist die Einbeziehung von Drittstaaten-Unternehmen in die ukrainischen und britischen Listen eine Warnung. Compliance-Abteilungen müssen künftig nicht nur russische Staatsbürger, sondern ein breiteres Netzwerk von Helfern in Handelsdrehscheiben wie Singapur oder Zentralasien screenen. Die Botschaft aus Brüssel ist klar: Der Fokus verschiebt sich von breiten Sektorsanktionen hin zur gezielten Zerschlagung der spezifischen Netzwerke – menschlicher und logistischer – die Russlands Krieg am Laufen halten.
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