EU-Regulierungsdschungel: Brüssel plant radikale Vereinfachung
17.11.2025 - 12:30:12Die Europäische Kommission will schon am 19. November ein massives Entbürokratisierungspaket vorstellen – eine Reaktion auf wachsende Kritik an der Flut digitaler Vorschriften. Unternehmen kämpfen zunehmend mit einem undurchdringlichen Geflecht aus KI-Verordnung, Cybersecurity-Richtlinien und Datenschutzregeln. Fast jedes vierte Unternehmen zweifelt mittlerweile an seiner Fähigkeit, die neuen Vorgaben überhaupt noch rechtskonform umzusetzen.
Der Leidensdruck ist real: Was ursprünglich als harmonisierter digitaler Binnenmarkt gedacht war, entwickelt sich zum regulatorischen Albtraum. Während die EU ihre digitale Souveränität stärken will, ersticken Firmen in administrativen Pflichten. Das angekündigte “Digital Omnibus Package” soll nun die Wende bringen.
In den vergangenen Jahren hat die EU eine beeindruckende Palette digitaler Regelwerke geschaffen: Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die KI-Verordnung (AI Act), die Cybersecurity-Richtlinie NIS2, das Gesetz zur digitalen Betriebsstabilität (DORA) für Finanzdienstleister, das Digitale-Dienste-Gesetz (DSA) und das Data Act, das erst im September 2025 vollständig in Kraft trat.
Das Problem? Diese Gesetze entstanden häufig isoliert voneinander – mit gravierenden Folgen für die Praxis. Ein Finanzinstitut, das KI-gestützte Kundensysteme einsetzt, muss gleichzeitig die strengen IT-Risikomanagement-Vorgaben von DORA erfüllen, die Auflagen der KI-Verordnung für Hochrisikosysteme beachten und die DSGVO-Grundsätze zur Datenverarbeitung einhalten. Die KI-Verordnung fordert die Meldung schwerwiegender Vorfälle – eine Anforderung, die sich mit DORAs Pflicht zur Meldung gravierender IT-Sicherheitsvorfälle überschneidet.
Die wachsende Flut an EU-Datenvorschriften erhöht das Risiko teurer DSGVO-Verstöße – besonders wenn Pflichten aus KI-Verordnung, NIS2 und DORA kollidieren. Sieben praxisnahe, editierbare Datenschutz-Checklisten helfen Datenschutzbeauftragten und Compliance-Teams, Lücken schnell zu schließen (inkl. Praktiken zu TOMs und technischen Schutzmaßnahmen). Sofort einsetzbare Vorlagen für Audit, Auftragsverarbeitung und Homeoffice reduzieren Doppelarbeit und schaffen Rechtssicherheit. Jetzt DSGVO-Checklisten gratis herunterladen
Eine Studie des Branchenverbands IAPP zeigt das Ausmaß der Verunsicherung: Nur jeder fünfte Compliance-Verantwortliche fühlt sich “völlig sicher” im Umgang mit dieser Regulierungslandschaft.
Schluss mit den Abteilungssilos
Die Antwort fortschrittlicher Unternehmen: integrierte Governance-, Risk- und Compliance-Systeme (GRC). Statt jede Verordnung separat zu verwalten, werden überlappende Kontrollanforderungen aus NIS2, DORA und KI-Verordnung auf einheitliche interne Richtlinien abgebildet. Das vermeidet Doppelarbeit, senkt Kosten und verschafft der Geschäftsführung einen klareren Überblick über die Gesamtrisikolage.
Diese Transformation ist keine Option mehr, sondern Notwendigkeit. Denn Regelwerke wie NIS2 und DORA machen erstmals auch Vorstände und Aufsichtsräte direkt haftbar. Das ideale Modell, so Experten, sei eine “föderierte” GRC-Struktur: Geschäftsbereiche managen spezifische Risiken eigenständig, während zentrale Kennzahlen an eine Überwachungsfunktion berichtet werden.
Viele Firmen setzen dabei auf RegTech-Plattformen, die mithilfe von Automatisierung und KI die Einhaltung von Vorschriften überwachen, Kontrollen verwalten und Berichte über verschiedene Regulierungsbereiche hinweg erstellen.
Brüssels Befreiungsschlag: Das “Digital Omnibus”
Die Kommission hat die wachsende Unzufriedenheit registriert. Nach einer Anhörung im September 2025 bereitet sie nun das “Digital Omnibus”-Paket als Teil eines umfassenderen “Digitalen Vereinfachungspakets” vor. Durchgesickerte Entwürfe deuten auf gezielte Aktualisierungen bestehender Gesetze hin, um Verwaltungslasten zu reduzieren und Rechtssicherheit zu erhöhen.
Die Hauptziele: Die fragmentierte EU-Datengesetzgebung soll zusammengeführt werden – möglicherweise durch Integration von Data Act und Data Governance Act in einen einheitlichen Rahmen. Außerdem will man das komplexe Zusammenspiel zwischen KI-Verordnung, DSGVO und NIS2 klären und redundante Pflichten streichen. Kann Brüssel damit tatsächlich ein innovationsfreundlicheres Umfeld schaffen, ohne Europas hohe Standards für Datenschutz und digitales Vertrauen zu opfern?
Warum jetzt die Kehrtwende?
Die EU-Strategie für einen umfassenden digitalen Rechtsrahmen ist Teil ihrer Agenda zur Stärkung der “digitalen Souveränität” und eines wertebasierten digitalen Binnenmarkts. Doch das Tempo und der Umfang neuer Gesetze haben unbeabsichtigte Hürden geschaffen. Die Zahl digitalisierungsbezogener EU-Vorschriften hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als vervierfacht.
Die Kosten sind erheblich: Eine Studie vom Juli 2025 schätzt, dass allein US-Unternehmen jährlich bis zu 82 Milliarden Euro für die Einhaltung europäischer Digitalvorschriften aufwenden müssen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, ächzen unter der Last.
Think Tanks und Wirtschaftsverbände wie das Centre for European Policy Studies (CEPS) halten bereits Workshops ab, um konkrete Reformvorschläge zu erarbeiten. Der Erfolg des Omnibus-Pakets wird davon abhängen, ob es echte Klarheit schafft – nicht nur kosmetische Korrekturen.
Was kommt auf Unternehmen zu?
Der 19. November könnte die Richtung der EU-Digitalpolitik für die kommenden Jahre bestimmen. Das Digital Omnibus gilt als erster Schritt eines umfassenderen “Digital Fitness Check”, der bis 2027 abgeschlossen sein soll und Regelwerke innovationsfreundlicher ausrichten will.
Unabhängig von Vereinfachungsbemühungen bleiben die Compliance-Anforderungen massiv. Die meisten Pflichten der KI-Verordnung für Hochrisikosysteme greifen ab August 2026. Die Konvergenz digitaler Vorschriften ist irreversibel – Unternehmen müssen in integrierte GRC-Strategien und fortschrittliche Compliance-Technologien investieren.
Die Ära, in der Compliance eine simple rechtliche Checkliste war, ist endgültig vorbei. Sie ist zur zentralen Säule strategischen Geschäftsmanagements in der Europäischen Union geworden.
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