EU-Investitionskontrolle: Neues Regelwerk für ausländische Käufer
30.12.2025 - 12:53:12Ab 2026 führt die EU ein verbindliches Prüfsystem für ausländische Investitionen in Schlüsseltechnologien ein. Die Reform schafft einheitliche Regeln, verlängert Fristen und erlaubt rückwirkende Kontrollen.
Ab 2026 gilt in der EU ein verschärftes, verpflichtendes Prüfsystem für ausländische Direktinvestitionen. Das Ende der freiwilligen Kooperation bedeutet mehr Bürokratie, aber auch mehr Klarheit für Unternehmen.
Brüssel/Berlin – Für internationale Investoren und Konzerne wird Europa 2026 zum strenger bewachten Park. Die EU schafft die bisherige Flickenteppich-Regelung ab und führt ein verbindliches, einheitliches Prüfverfahren für ausländische Käufe in Schlüsseltechnologien ein. Der Paradigmenwechsel soll die wirtschaftliche Sicherheit des Blocks schützen – und stellt Deal-Macher vor neue Hürden.
Vom Flickenteppich zur Festung
Die Ära der freiwilligen Kooperation ist beendet. Nach der politischen Einigung zwischen Parlament und Rat vom 11. Dezember 2025 müssen alle 27 Mitgliedstaaten künftig verbindliche nationale Prüfmechanismen einführen. Bislang war dies nur eine Empfehlung; Länder wie Griechenland oder Zypern hatten noch kein voll funktionsfähiges System.
Die neue Verordnung schließt zudem die berüchtigte „Xella-Lücke“. Künftig können Behörden auch „intra-EU“-Transaktionen prüfen, bei denen der europäische Investor letztlich von einem Drittstaat kontrolliert wird. Ausländisches Kapital kann sich somit nicht mehr durch eine europäische Tochtergesellschaft dem Screening entziehen.
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Kritische Technologien im Fokus
Das reformierte Regelwerk definiert einen gemeinsamen Mindestkatalog für prüfpflichtige Investitionen. Im Visier der Behörden liegen vor allem:
- Hochmoderne Halbleiter und Quantentechnologien
- Künstliche Intelligenz (KI)
- Kritische Infrastruktur (Energie, Transport, Digitales)
- Dual-Use-Güter und Militärtechnologie
Hinter der Harmonisierung steht das Ziel, strategische Abhängigkeiten – insbesondere von China – zu reduzieren. Für Investoren bringt die Reform starre Fristen: Nationale Behörden haben standardmäßig 45 Kalendertage für eine erste Prüfung. Juristen warnen jedoch vor Engpässen, da der Anstieg an Meldungen die Ressourcen der Ämter überfordern könnte.
Eine neue Gefahr ist die „rückwirkende Befugnis“. Mitgliedstaaten können nicht gemeldete Transaktionen auch noch nach ihrem Abschluss untersuchen – ein langfristiges Risiko für säumige Unternehmen.
Nexperia als Blaupause für harte Linie
Wie entschlossen die neuen Regeln durchgesetzt werden könnten, zeigt ein aktueller Fall aus den Niederlanden. Ende September 2025 griff die Regierung mit einem Gesetz von 1952 ein, um die Abwanderung kritischer Technologie vom chinesisch kontrollierten Chip-Hersteller Nexperia zu verhindern. Kurz darauf wurde der CEO des Unternehmens entlassen.
Analysten sehen darin eine Blaupause für die Zukunft. Solche Interventionen, die bisher selten und länderspezifisch waren, werden unter dem EU-weiten Regelwerk systematisch. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf Übernahmen, sondern zunehmend auf Governance und dem Schutz geistigen Eigentums.
Teil eines größeren Sicherheitspakets
Die verschärfte Investitionskontrolle ist der Kern des umfassenderen „Economic Security Package“ der EU-Kommission. Dieses Paket verknüpft die Überprüfung ausländischer Investitionen mit Exportkontrollen und der Beobachtung abfließender Kapitalströme.
Geplant ist zudem ein „Economic Security Information Hub“. Diese zentrale Datenstelle soll Informationen über kritische Lieferketten und risikobehaftete Unternehmen bündeln, um nationale Behörden bei der Bedrohungserkennung zu unterstützen.
Was jetzt auf Unternehmen zukommt
Für 2026 steht die Umsetzung im Mittelpunkt. Mitgliedstaaten wie Deutschland und Frankreich müssen ihre nationalen Gesetze an die neuen EU-Standards anpassen. Für Investoren bedeutet das: Die Due-Diligence-Phase bei jedem Geschäft mit europäischen Technologie-Assets muss künftig eine rigorose FDI-Bewertung enthalten.
Rechtsexperten rechnen im ersten Quartal 2026 mit einer Flut vorbeugender Meldungen, um Strafen zu umgehen. Die „Wild-West“-Phase fragmentierter Investitionskontrollen in Europa ist vorbei. An ihre Stelle tritt eine Festung koordinierter Aufsicht.
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