EU-Entwaldungsverordnung, Aufschub

EU-Entwaldungsverordnung verschoben: Österreich erkämpft Aufschub

05.12.2025 - 13:00:12

Wien und Brüssel hatten in den letzten Wochen mit harten Bandagen gerungen. Nun steht fest: Die umstrittene EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) kommt später. Große Unternehmen müssen sich erst bis 30. Dezember 2025 an die neuen Regeln halten, kleine und mittlere Betriebe sogar erst ab 30. Juni 2026.

Ohne diese Einigung wäre die Verordnung bereits am 30. Dezember 2024 scharf gegangen – mit unabsehbaren Folgen für Tausende Betriebe. Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hatte monatelang Druck gemacht und eine Allianz von rund 20 EU-Staaten hinter sich geschart. Die Botschaft: Das Gesetz trifft die Falschen.

„Wir lösen ein globales Problem mit Bürokratie für Länder, die gar keines haben”, brachte Totschnig die Kritik auf den Punkt. Österreichs Wälder wachsen seit Jahren – trotzdem hätten heimische Waldbesitzer dieselben Nachweispflichten erfüllen müssen wie Plantagenbetreiber in Abholzungsgebieten.

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Die Verordnung betrifft nicht nur Holz. Auch Soja, Kaffee, Kakao, Palmöl und Rindfleisch fallen darunter. Für jeden Import müssen Unternehmen künftig belegen: Dafür wurde kein Wald gerodet. Das erfordert Geodaten, Referenznummern und digitale Nachweissysteme – eine gewaltige logistische Herausforderung.

Die entscheidenden Verhandlungen – der sogenannte Trilog zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission – liefen diese Woche auf Hochtouren. Während die Verschiebung schnell Konsens war, kam es beim Rest zum Showdown.

Das EU-Parlament, getrieben von der Europäischen Volkspartei, wollte mehr als nur Zeit gewinnen. Die Forderung: Eine „No-Risk”-Kategorie für Länder mit nachhaltiger Forstwirtschaft. Österreich, Deutschland und andere hätten damit von den schärfsten Auflagen befreit werden können.

Doch Rat und Kommission blieben hart. Am Ende stand die Entscheidung: Entweder die Verschiebung ohne inhaltliche Änderungen – oder gar nichts. Das Parlament knickte ein. Die „No-Risk”-Kategorie ist vorerst Geschichte.

Wirtschaft atmet auf – aber nicht zu tief

Die Reaktionen fallen zweigeteilt aus. Wirtschaftskammer und Landwirtschaftskammer hatten vor einem Lieferketten-Kollaps gewarnt. Die gewonnene Zeit verhindert nun ein Chaos im Weihnachtsgeschäft und zum Jahreswechsel.

Doch die Erleichterung hat Grenzen. Die technischen Systeme der EU sind noch nicht fertig, die bürokratischen Anforderungen bleiben unverändert. Branchenvertreter sprechen bereits von einer „Bürokratielawine”, die Ende 2025 auf die Betriebe zurollt.

Besonders betroffen: KMU ohne eigene IT-Abteilungen. Sie müssen nun in Rekordzeit Lieferketten digitalisieren und Geodaten für Produktionsflächen weltweit beschaffen.

Umweltschützer: Teilerfolg mit bitterem Beigeschmack

Für Greenpeace und den WWF ist das Ergebnis ein zweischneidiges Schwert. Die Verschiebung bezeichnen sie als „Kniefall vor der Wirtschaftslobby”. Dass die „No-Risk”-Kategorie scheiterte, werten sie hingegen als Erfolg – sie fürchteten Schlupflöcher für unfairen Wettbewerb.

Die Grundsatzdebatte zeigt, wie zerrissen Europa beim Green Deal ist. Die EUDR gilt weltweit als erstes Gesetz dieser Art. Doch zwischen Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit verläuft ein tiefer Graben.

Was jetzt auf Unternehmen zukommt

Die formale Verabschiedung durch Parlament und Rat gilt als Formsache. Dann beginnt das Jahr der Vorbereitung:

Für Unternehmen:
– Lieferketten müssen vollständig digital erfasst werden
– Geokoordinaten aller Produktionsflächen sind Pflicht
– Schulungen und IT-Investitionen sind unumgänglich

Für die EU-Kommission:
– Das Meldesystem muss bis Ende 2025 fehlerfrei laufen
– Leitfäden und Schulungsmaterialien müssen bereitstehen
– Die Kommunikation mit Drittstaaten muss intensiviert werden

Der Kampf geht weiter

Totschnig wertet die Verschiebung als „Etappensieg”, aber der Krieg um die Details ist nicht vorbei. Österreich und andere forststarke Länder haben angekündigt, bei künftigen Revisionen erneut auf Erleichterungen zu drängen.

Die nächsten Monate werden zeigen, ob die EU aus dem Debakel lernt. Gelingt es, den Mittelweg zwischen Umweltschutz und Praxistauglichkeit zu finden? Oder endet die EUDR als Symbol für gut gemeinte, aber realitätsferne Brüsseler Politik?

Der Super-GAU zum Jahreswechsel ist abgewendet. Doch die Uhr tickt weiter – nur eben zwölf Monate länger.

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