EU-Entwaldungsverordnung: Chaos kurz vor dem Start
19.11.2025 - 06:01:12Die EU-Entwaldungsverordnung steht vor dem Inkrafttreten, doch Uneinigkeit zwischen Mitgliedstaaten und Wirtschaftsproteste führen zu massiver Rechtsunsicherheit für Unternehmen.
Die Zeit läuft ab – und die EU streitet. Nur noch Wochen bleiben bis zum geplanten Inkrafttreten der umstrittenen Entwaldungsverordnung am 30. Dezember 2025. Doch statt Klarheit herrscht Blockade: Wirtschaftsverbände schlagen Alarm, Mitgliedstaaten können sich nicht einigen, und Tausende Unternehmen wissen nicht, woran sie sind. Was als Meilenstein im Waldschutz gedacht war, droht zum bürokratischen Desaster zu werden.
Die Verordnung (EUDR) soll Importe von Kaffee, Kakao, Palmöl, Soja, Holz und Rindfleisch regulieren – Produkte dürfen nur noch gehandelt werden, wenn sie nicht von Flächen stammen, die nach 2020 abgeholzt wurden. Klingt einfach, erweist sich aber als Mammutaufgabe. Bei einem Treffen der EU-Botschafter scheiterte jüngst ein Kompromissversuch. Die Folge: Rechtsunsicherheit pur für die betroffenen Branchen.
Kommission rudert zurück – doch zu wenig?
Im Oktober reagierte die EU-Kommission auf die massive Kritik mit einem Änderungsvorschlag. Die wichtigsten Punkte:
Gnadenfrist für kleine Betriebe: Klein- und Kleinstunternehmen erhalten ein Jahr Aufschub bis Ende 2026. Größere Firmen müssen ab 30. Dezember 2025 liefern, werden aber in den ersten sechs Monaten nicht mit Bußgeldern belangt.
Erleichterungen für Zwischenhändler: Unternehmen, die bereits geprüfte Waren weiterverarbeiten, sollen von eigenen umfassenden Kontrollen befreit werden. Stattdessen müssen sie lediglich vorhandene Nachweise dokumentieren und Referenznummern weitergeben.
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Doch die Wirtschaft bleibt skeptisch. Der Mittelstandsverbund warnt vor “Chaos im Lieferantenmanagement” – die Abfrage des Unternehmensstatus sei in der Kürze der Zeit kaum zu stemmen. Waldbesitzerverbände sprechen gar von “Scheinlösungen”, da die aufwendige Geolokalisierung weiterhin verlangt werde.
Mitgliedstaaten im Clinch: Deutschland fordert Aufschub
Die Fronten zwischen den EU-Ländern verhärten sich zusehends. Beim jüngsten Botschaftertreffen platzte ein Kompromiss der dänischen Ratspräsidentschaft. Dieser hätte eine generelle Verschiebung um zwölf Monate vorgesehen.
Das Problem: Während die meisten Delegationen einen Aufschub befürworten, herrscht Uneinigkeit über die inhaltliche Überarbeitung. Österreich und Schweden drängen auf substanzielle Änderungen. Stockholm legte gemeinsam mit mindestens zehn weiteren Staaten einen eigenen Vorschlag vor – inklusive “Überprüfungsklausel” und Streichung der Referenznummern-Pflicht für nachgelagerte Akteure.
Deutschland hat seine Position mittlerweile präzisiert: Die Bundesregierung spricht sich für eine einjährige Verschiebung für alle Marktteilnehmer aus – verbunden mit einer “inhaltlichen Entschlackung” der Verordnung. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) reagierte erleichtert.
Die dänische Ratspräsidentschaft steht unter Zeitdruck: Bis Mitte Dezember muss eine Einigung mit dem EU-Parlament stehen. Ein neuer Kompromissvorschlag wird in Kürze erwartet.
Unternehmen zwischen Investitionsruinen und Stillstand
Für die Wirtschaft ist die Hängepartie ein Albtraum. Viele Firmen haben bereits erhebliche Summen in neue Datensysteme, Rückverfolgbarkeits-Tools und die Umstellung ihrer Lieferketten gesteckt. Eine erneute Verschiebung würde diese Investitionen womöglich entwerten – weiteres Abwarten aber bedeutet Risiko.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) schlägt Alarm: Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen stehe auf dem Spiel, der internationale Handel sei gefährdet. Man brauche jetzt Klarheit.
Besonders brisant: Das IT-System der EU, über das die Sorgfaltserklärungen laufen sollen, droht unter der erwarteten Datenmenge zusammenzubrechen. Kritiker befürchten massive Verzögerungen im Warenverkehr. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger geht noch weiter: Er bezeichnet die Verordnung als “unsinnigen Bürokratieaufwand” – gerade für Regionen mit nachweislich nachhaltiger Forstwirtschaft wie Bayern sei die Regelung unverhältnismäßig.
Wettlauf gegen die Uhr: Was passiert bei Scheitern?
Die EUDR ist längst zum Symbolfall geworden: Ambitionierte Umweltziele prallen auf die Realität der Umsetzung. Die aktuelle Debatte fügt sich nahtlos ein in die wachsende politische Forderung nach Deregulierung und Entbürokratisierung in der EU.
Kommt bis Jahresende keine Einigung zustande, tritt die Verordnung in ihrer ursprünglichen, strengeren Fassung am 30. Dezember in Kraft. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Rat, Parlament und Kommission einen tragfähigen Kompromiss finden können – einen, der sowohl Wälder schützt als auch den Unternehmen eine realistische Umsetzung ermöglicht.
Scheitern die Verhandlungen, droht ein chaotischer Start mit gravierenden Folgen für europäische Lieferketten. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie die EUDR kommt. Nur die Zeit wird knapp.
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