EU-Datenschutz, Kontrolle

EU-Datenschutz 2025: Mehr Kontrolle, mehr Überwachung?

20.11.2025 - 00:40:12

Die EU führt mit Data Act mehr Nutzerkontrolle über Gerätedaten ein, während geplante Chatkontrolle und Vereinfachung von Digitalgesetzen Datenschützer alarmieren.

Europa steht am digitalen Scheideweg. Während neue Gesetze Verbrauchern beispiellose Macht über ihre Daten geben, droht gleichzeitig eine Ausweitung der Überwachung. Die EU-Kommission will zudem bestehende Digitalgesetze “vereinfachen” – Datenschützer schlagen Alarm.

Data Act: Endlich Herr der eigenen Daten

Seit September gilt der EU Data Act in allen Mitgliedsstaaten. Das Gesetz bricht die Datenmacht der Hersteller: Nutzer von Smart-TVs, Fitnessuhren oder vernetzten Autos können ihre Gerätendaten erstmals selbst abrufen und mit Dritten teilen.

Ein Beispiel: Die Daten deines Autos gehören künftig dir – nicht mehr nur dem Hersteller. Du entscheidest, ob die freie Werkstatt Zugriff erhält. Das Ziel: Mehr Wettbewerb, weniger Abhängigkeit von einzelnen Anbietern.

Sicherheit wird Pflicht

Der Cyber Resilience Act zwingt Software-Entwickler zum Umdenken. Verschlüsselung und Sicherheit müssen von Anfang an Teil jedes Produkts sein – nicht erst nach dem ersten Hack. Wer dagegen verstößt, zahlt bis zu 15 Millionen Euro Strafe.

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Parallel dazu gilt seit Juni eine Update-Pflicht: Hersteller müssen Smartphones und Tablets mindestens fünf Jahre lang kostenlos mit Sicherheitspatches versorgen. Schluss mit geplanter Obsoleszenz durch fehlende Updates.

Die dunkle Seite: Chatkontrolle durch die Hintertür

Doch nicht alles läuft in Richtung mehr Freiheit. Die geplante CSAM-Verordnung zum Kinderschutz spaltet Europa. Ursprünglich sollten WhatsApp, Signal und Co. sämtliche Nachrichten automatisiert scannen – auch verschlüsselte.

Nach massivem Widerstand aus Deutschland und Österreich wurde dieser Plan gestoppt. Neue Entwürfe versuchen nun, Anbieter über “Risikominderungsmaßnahmen” indirekt doch zum Scannen zu zwingen. Kritiker sprechen von Massenüberwachung unter dem Deckmantel des Kinderschutzes.

Das Problem: KI-basiertes Scannen produziert unweigerlich Fehlalarme. Unbescholtene Bürger geraten unter Generalverdacht, während echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung faktisch unmöglich wird.

Bürokratieabbau oder Rechteabbau?

Diese Woche kündigte die Kommission an, Digitalgesetze wie die DSGVO und den AI Act vereinfachen zu wollen. Offiziell geht es um Entbürokratisierung. Datenschützer befürchten jedoch eine Aufweichung der Standards auf Druck von Tech-Konzernen.

Was bedeutet “Vereinfachung” konkret? Weniger Formulare – oder weniger Schutz? Die Details bleiben vage, die Sorge ist real.

Was kommt jetzt?

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Europa die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit findet:

  • Frühjahr 2026: Finale Abstimmung über die CSAM-Verordnung
  • Laufend: Konkretisierung der “Vereinfachungspläne” für DSGVO und AI Act
  • Ab jetzt: Hersteller müssen Data Act und Update-Pflichten umsetzen

Verbraucher gewinnen mehr Kontrolle über ihre Daten – gleichzeitig droht die private Kommunikation zum Überwachungsobjekt zu werden. Europa muss sich entscheiden: Digitale Souveränität oder digitaler Überwachungsstaat?

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