EU-Business-Wallet, Brüssel

EU-Business-Wallet: Brüssel krempelt digitales Signieren um

23.11.2025 - 18:30:11

Europa macht Ernst mit der digitalen Identität: Die EU-Kommission startet ihre „Digital Justice Package 2030″-Initiative – und könnte damit Adobe, DocuSign & Co. das Geschäftsmodell neu definieren. Zeitgleich zwingt eine kritische Chrome-Sicherheitslücke Unternehmen zum sofortigen Handeln.

Was in dieser Woche in Brüssel, San José und auf der Microsoft-Konferenz Ignite geschah, wird die Art verändern, wie europäische Unternehmen Dokumente signieren, Identitäten prüfen und Verträge digital besiegeln. Drei Entwicklungen treffen aufeinander – und keine davon sollte unterschätzt werden.

Am Donnerstag legte die EU-Kommission ihr Digital Justice Package 2030 vor. Im Kern der Initiative: eine Europäische Business-Wallet, die das fragmentierte System digitaler Signaturen endlich vereinheitlichen soll.

Bislang gleicht grenzüberschreitendes Signieren einem Flickenteppich. Was in Deutschland rechtsgültig ist, erkennt Italien womöglich nicht an. Unternehmen jonglieren mit verschiedenen Zertifikaten, Anbietern und Standards. Damit soll Schluss sein.

„Es geht nicht nur um Gerichtssäle, sondern um die grundlegende Infrastruktur europäischer Geschäfte”, erklärte Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin für Technologiesouveränität. Die Botschaft ist klar: Brüssel will die digitale Identität zurück unter staatliche Kontrolle bringen.

Was die Business-Wallet verspricht:
* Einheitliche Anerkennung in allen 27 Mitgliedstaaten
* Verschlüsselte Kommunikation zwischen Unternehmen und Behörden
* KI-gestützte Gerichtsprozesse zur Beschleunigung von Rechtsverfahren

Für Unternehmen wie SAP oder die Deutsche Telekom bedeutet das: Eine digitale ID könnte künftig alle bisherigen Drittanbieter-Zertifikate ersetzen. Die Frage ist nur – was passiert mit den etablierten Playern?

Adobe kontert mit Screenshot-Tool

Ebenfalls am Donnerstag schob Adobe seine November-Aktualisierung nach (Version 25.001.20937). Das Highlight: ein Screenshot-Werkzeug direkt in der schwebenden Symbolleiste. Klingt unspektakulär? Ist es nicht.

Wer täglich Verträge prüft, Angebote vergleicht oder Präsentationen erstellt, kennt das Problem: Zwischen PDF-Viewer, Screenshot-Tool und E-Mail-Programm hin- und herzuspringen kostet Zeit. Adobe eliminiert diese Klicks. Markieren, kopieren, einfügen – alles aus einer Oberfläche heraus.

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Die technischen Details:
* Direkte Zwischenablage-Integration für Microsoft Teams und Word
* Stabilitätsverbesserungen nach Absturzproblemen beim Formularbearbeiten
* Sicherheits-Patches für Unternehmensumgebungen

IT-Abteilungen sollten das Update umgehend ausrollen – nicht nur wegen der neuen Funktionen, sondern auch wegen der Kompatibilität mit den neuesten Windows-Builds.

Chrome-Sicherheitslücke bedroht digitale Signaturen

Mitten in diese Produktankündigungen platzt eine kritische Sicherheitswarnung: Google musste notfallmäßig eine Zero-Day-Lücke (CVE-2025-13223) in Chromes V8-JavaScript-Engine schließen. Der Haken? Die Schwachstelle wird bereits aktiv ausgenutzt.

Das Problem trifft besonders hart, weil die meisten digitalen Signaturprozesse heute im Browser ablaufen – sei es bei DocuSign, Dropbox Sign oder Adobe Acrobat Web. Ein kompromittierter Browser könnte theoretisch Signatursitzungen abfangen oder Daten während des Signierens manipulieren.

„Wer sensible Rechtsdokumente über Chrome, Edge oder andere Chromium-basierte Browser bearbeitet, muss sofort auf Version 142.0.7444.175 oder höher aktualisieren”, warnen Sicherheitsforscher von BleepingComputer.

Warum das kritisch ist:
Die Lücke ermöglicht sogenannte „Type Confusion” – ein Angriffsmuster, bei dem Speicherbereiche manipuliert werden. In der Praxis: Ein präpariertes Dokument könnte ausreichen, um Schadcode auszuführen.

Für Unternehmen bedeutet das Wochenend-Arbeit für IT-Teams. Browser-Updates dulden keinen Aufschub.

Wolters Kluwer zeigt „Agentic AI” auf der Ignite

Während Adobe an Oberflächen feilt und Google Sicherheitslecks stopft, demonstrierte Wolters Kluwer auf der Microsoft-Ignite-Konferenz die nächste KI-Evolutionsstufe. Das Unternehmen präsentierte Updates für seine UpToDate Expert AI – und spricht bewusst von „Agentic AI” statt simpler KI-Assistenz.

Der Unterschied? Herkömmliche KI fasst Texte zusammen. Agentic AI prüft Compliance-Vorgaben, gleicht Rechtsnormen ab und trifft eigenständig Entscheidungen – bevor sie ein Dokument generiert.

„Wir operieren in Branchen, wo Qualität und Compliance nicht verhandelbar sind”, betonte Bill Flannery, VP für Advanced Technology bei Wolters Kluwer. Die Ansage ist klar: In Bereichen wie Medizin oder Recht reicht es nicht, dass KI schnell ist – sie muss auch rechtssicher arbeiten.

Die Technologie basiert auf Microsofts neuer Foundry-Plattform und verspricht Datenschutz durch europäische Serverstandorte. Für SAP- oder Siemens-Juristen könnte das künftig bedeuten: KI prüft Verträge nicht nur auf Schlüsselbegriffe, sondern auf tatsächliche Rechtskonformität.

Staatliche ID gegen private Anbieter?

Was diese Woche geschah, offenbart eine tektonische Verschiebung. Auf der einen Seite verfeinern Adobe, Google und Wolters Kluwer ihre Werkzeuge – schnellere Workflows, intelligentere KI, bessere Integration. Auf der anderen Seite macht Brüssel deutlich: Die Hoheit über digitale Identitäten soll zurück in staatliche Hand.

Die Europäische Business-Wallet ist kein weiterer Player im Markt – sie ist der Versuch, den Markt neu zu definieren. Wenn EU-Behörden ab 2026 nur noch staatlich zertifizierte Signaturen akzeptieren, könnten Milliardengeschäfte von DocuSign, Adobe Sign oder Dropbox unter Druck geraten.

Für IT-Entscheider und CIOs ergeben sich zwei Aufgaben:
* Kurzfristig: Browser und PDF-Clients müssen dieses Wochenende gepatcht werden. Keine Diskussion.
* Mittelfristig: 2026 wird digitale Identität zur Regulierungsanforderung. Unternehmen sollten jetzt analysieren, wie ihre Signatur-Workflows mit der kommenden EU-Wallet kompatibel werden.

Was als Nächstes kommt

Die nächsten sieben Tage dürften weitere Hotfixes von PDF-Anbietern wie Foxit oder Nitro bringen – alle prüfen derzeit, ob ihre eingebetteten Browser-Engines von der Chrome-Lücke betroffen sind.

Im ersten Quartal 2026 startet die Umsetzungsphase des Digital Justice Package. Erste technische Standards für die Business-Wallet werden erwartet – Unternehmen sollten ihre Rechtsabteilungen vorbereiten.

Und Adobe? Deren neues Screenshot-Tool mag banal klingen, setzt aber einen Standard: Weniger Klicks, flüssigere Workflows. Wettbewerber werden nachziehen müssen – oder Marktanteile verlieren.

Eine turbulente Woche endet mit einer simplen Erkenntnis: Wer digitale Dokumente managt, muss dieses Wochenende patchen – und bis 2026 seine Strategie überdenken.

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