EU beendet Zoll-Schlupfloch: Temu und Shein werden teurer
20.11.2025 - 13:51:12Für Schnäppchenjäger auf Temu, Shein und AliExpress wird es ernst. Die EU schafft die Zollfreigrenze von 150 Euro ab – bereits ab 2026 fallen für jedes Paket aus Drittstaaten Abgaben an. Das Geschäftsmodell der Billig-Plattformen steht vor dem Aus.
Die Entscheidung markiert eine Zäsur: Nach der politischen Einigung der EU-Finanzminister am 13. November 2025 werden nun die Details sichtbar. “Wir stellen sicher, dass Zölle ab dem ersten Euro gezahlt werden”, erklärte die dänische Wirtschaftsministerin Stephanie Lose. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Flut unterbewerteter Pakete einzudämmen und fairen Wettbewerb herzustellen.
Die Dimensionen sind gewaltig: Im Jahr 2024 erreichten rund 4,6 Milliarden Kleinsendungen den europäischen Binnenmarkt. Schätzungsweise 91 Prozent dieser Waren stammten aus China. Bislang konnten Waren unter 150 Euro zollfrei eingeführt werden – nur die Einfuhrumsatzsteuer fiel an.
Falsche Zolltarifnummern können Lieferungen verzögern und hohe Strafzahlungen verursachen. Mit dem angekündigten “Bucketing”-System, das tausende Tarifnummern in wenige Kategorien fasst, steigt die Gefahr von Fehltarifierungen – ein Fehler kann schnell mehrere tausend Euro kosten. Das kostenlose E‑Book erklärt in 11 praktischen Tipps, wie Sie HS-Codes richtig bestimmen, Warengruppen sauber zuordnen und Zollrisiken minimieren. Ideal für Importeure, Einkäufer und Plattform-Compliance-Teams. Zolltarifnummer-Guide jetzt herunterladen
Dieses Steuerschlupfloch wird nun geschlossen. Das bisherige System ermöglichte es Online-Händlern, Millionen von Kleinstsendungen ohne Zollkosten nach Europa zu versenden. Für europäische Händler, die strenge Umwelt- und Sicherheitsauflagen erfüllen müssen, bedeutete dies erhebliche Wettbewerbsnachteile.
Plattformen werden zu Zoll-Einzugsstellen
Die Reform bringt eine technische Revolution: Plattformen wie Temu und Shein werden rechtlich als “Deemed Importers” behandelt. Was bedeutet das konkret?
Die wichtigsten Änderungen:
- Zölle und Steuern werden direkt beim Bezahlvorgang einbehalten
- Konsumenten zahlen den Endbetrag sofort – keine Überraschungen mehr an der Haustür
- Plattformen führen die Abgaben an EU-Behörden ab
- Ein vereinfachtes “Bucketing”-System fasst tausende Zolltarifnummern in wenige Kategorien zusammen
Diese Neuregelung nimmt die Plattformen massiv in die Pflicht. Der Zoll, der aktuell mit der physischen Kontrolle der Paketflut überfordert ist, wird entlastet.
Kampf gegen systematischen Betrug
Die EU-Kommission schätzt, dass bei bis zu 65 Prozent der bisherigen Sendungen der Warenwert künstlich zu niedrig deklariert wurde. Ein “kriminelles Massenphänomen”, wie Rainer Will vom österreichischen Handelsverband es nennt.
Der Schaden geht in die Milliarden. Europäische Händler und die öffentliche Hand zahlen die Zeche für systematische Falschdeklarationen. Die Reform soll diesen Missbrauch beenden und gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen.
Was Verbraucher jetzt wissen müssen
Die Reform bedeutet vor allem eines: steigende Preise. Die genauen Zollsätze variieren je nach Produktkategorie – bisher lagen sie meist zwischen 0 und 17 Prozent. Hinzu kommt der administrative Aufwand, der die Endpreise für Billigimporte spürbar erhöhen wird.
Diskutiert wurde auch eine pauschale Bearbeitungsgebühr von etwa 2 Euro pro Paket. Die finale Ausgestaltung dieser Gebühr ist noch Teil der technischen Umsetzung.
Wird der China-Handel komplett einbrechen? Experten bezweifeln das. Die extrem niedrigen Produktionskosten in Fernost könnten es den Plattformen ermöglichen, einen Teil der Mehrkosten zu absorbieren. Dennoch dürfte der “1-Euro-Artikel”, der gratis um die halbe Welt geflogen wird, Geschichte sein.
Übergangslösung ab 2026, Vollausbau 2028
Während die vollständige digitale Infrastruktur – der neue EU Customs Data Hub – erst für 2028 erwartet wird, kommt eine Übergangslösung bereits 2026. Die Mitgliedsstaaten drängen auf Tempo.
Für die Plattformen beginnt jetzt ein Wettlauf gegen die Zeit. Ihre IT-Systeme müssen unter Hochdruck angepasst werden, um die neuen Steuerberechnungen bis zum Starttermin zu integrieren. Die Logistikbranche steht vor einer Herkulesaufgabe: Das System muss von Stichproben auf lückenlose digitale Erfassung aller Warenströme umgestellt werden.
Die Handelsverbände in Deutschland und Österreich begrüßen den Schritt ausdrücklich. Nach Jahren unfairen Wettbewerbs sehen sie endlich die Chance auf gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer.
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