EU-Agrargipfel, Mercosur-Deal

EU-Agrargipfel: Mercosur-Deal spaltet Europa

19.11.2025 - 05:00:12

Die EU steht vor ihrer vielleicht größten agrarpolitischen Zerreißprobe seit Jahren. Beim heutigen Gipfel in Brüssel prallen Welten aufeinander: Bauernverbände laufen Sturm gegen das Mercosur-Handelsabkommen, während gleichzeitig die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf dem Spiel steht. Die zentrale Frage: Kann Europa gleichzeitig global wettbewerbsfähig bleiben und seine hochgesteckten Klimaziele erreichen?

Trotz politischer Einigung im Dezember 2024 formiert sich massiver Widerstand gegen den Deal mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die europäische Dachorganisation COPA-COGECA wirft der Kommission “unlauteren Wettbewerb” vor.

Der Kern der Kritik: Südamerikanische Agrarimporte unterliegen nicht denselben strengen Umwelt-, Klima- und Tierschutzstandards wie europäische Produkte. Besonders brisant:

  • Rindfleisch, Geflügel und Zucker könnten zollreduziert nach Europa strömen
  • Heimische Produzenten fürchten Preisdruck und Marktanteile
  • Frankreich prüft rechtliche Schritte gegen den Vertragstext

“Wir verlangen von unseren Bauern höchste Standards und öffnen gleichzeitig die Tür für Billigimporte”, kritisieren Vertreter der Branche. Die Glaubwürdigkeit des Green Deal steht auf dem Spiel.

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GAP nach 2027: Bürokratieabbau vs. Klimaschutz

Parallel tobt die Debatte um die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik. Nach massiven Bauernprotesten Anfang 2024 ruderte Brüssel bereits zurück und lockerte Umweltauflagen. Ein Vereinfachungspaket soll ab 2026 Bio-Betriebe und Dauergrünland-Regelungen entlasten.

Doch die grundsätzliche Richtung bleibt umstritten. Während viele Mitgliedstaaten auf finanzielle Planungssicherheit pochen, drängen Umweltverbände und Teile des EU-Parlaments darauf, die Ziele der “Farm to Fork”-Strategie nicht zu verwässern.

Das Dilemma: Wie lassen sich ökonomische Tragfähigkeit und ökologische Nachhaltigkeit vereinen, ohne die Landwirte zu überfordern?

Ernährungssicherheit wird strategische Priorität

Der Ukraine-Krieg hat die Perspektive nachhaltig verändert. Was früher selbstverständlich schien, ist heute strategische Schlüsselpriorität: die Sicherung der europäischen Lebensmittelversorgung.

Die Staats- und Regierungschefs wollen die Resilienz der Versorgungsketten in den Mittelpunkt der nächsten strategischen Agenda stellen. Die Kommission hat bereits einen Notfallplan entwickelt, um auf künftige Krisen vorbereitet zu sein.

Doch wie passt das zusammen mit Handelsabkommen, die Importe aus Drittstaaten erleichtern? Die Antwort bleibt die EU schuldig.

Zerrieben zwischen konkurrierenden Zielen

Europas Landwirte fühlen sich im Stich gelassen. Einerseits sollen sie durch Mercosur global wettbewerbsfähiger werden, andererseits durch den Green Deal zum Nachhaltigkeitsvorreiter. Viele sehen darin einen unauflösbaren Widerspruch.

“Die EU misst mit zweierlei Maß”, lautet der Vorwurf. Höchste Standards für heimische Betriebe, gleichzeitig Tür und Tor auf für Importe mit laxeren Vorschriften.

Analysten warnen: Ohne kohärente Politik, die ökonomische Tragfähigkeit und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang bringt, droht der Sektor zwischen den Fronten aufgerieben zu werden.

Weichenstellung mit weitreichenden Folgen

Der heutige Gipfel wird keine finalen Beschlüsse bringen, aber die Richtung vorgeben. Beim Mercosur-Abkommen hängt alles davon ab, ob verbindliche Nachhaltigkeitsklauseln die Kritiker besänftigen können. Der Ratifizierungsprozess im Europäischen Parlament bleibt eine hohe Hürde.

Bei der GAP-Reform mündet der strategische Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft in konkrete Legislativvorschläge für die Zeit nach 2027. Die finanzielle Ausstattung im nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen ab 2028 wird zeigen, welche Prioritäten die EU tatsächlich setzt.

Die Entscheidungen der kommenden Monate bestimmen:

  • Die Einkommen von Millionen Landwirten
  • Die Lebensmittelpreise für Verbraucher
  • Die Fähigkeit der EU, ihre Klimaziele zu erreichen

Europa steht am Scheideweg. Die Frage ist nicht mehr, ob sich etwas ändern muss – sondern wie radikal der Umbau ausfallen wird.

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