ESSEN - Der Energiekonzern RWE DE0007037129 hat im ersten Quartal einen Rückgang des operativen Gewinns hinnehmen müssen.
15.05.2025 - 12:57:46RWE verzeichnet wie erwartet Einbußen - Schwaches Handelsergebnis
(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz mit Journalisten, weitere Details)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE DE0007037129 hat im ersten Quartal einen Rückgang des operativen Gewinns hinnehmen müssen. Unter anderem verlief der Jahresstart für den Dax-Konzern im Handel mit Energie enttäuschend. Zudem hätten schwache Windverhältnisse in Europa zu einer geringeren Windstromproduktion auf See und an Land und damit zu Ergebniseinbußen geführt, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Essen mit. Die Jahresprognose bestätigte der Vorstand zwar, die Aktie gab aber nach.
Das Papier notierte zuletzt 3,5 Prozent tiefer und gehörte damit zu den größeren Dax-Verlierern. Die Aktie hat im bisherigen Jahresverlauf rund 8 Prozent hinzugewonnen, hat aber schon einige Schwankungen hinter sich: Nach einem zunächst verhaltenen Jahresbeginn hatte der Kurs Anfang April sein bisheriges Jahreshoch bei 34,66 Euro erreicht. Anschließend rutschte die Aktie im Zuge der allgemeinen Marktturbulenzen angesichts der US-Zollpolitik ab, bevor dann eine Erholung bis Ende April einsetzte - seitdem hat das Papier allerdings wieder Verluste verzeichnet.
Bei RWE sank im ersten Quartal der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) um 23,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss ging gar um fast 38 Prozent auf knapp eine halbe Milliarde Euro zurück. Damit entsprachen die Ergebnisse aber in etwa den Ergebnissen der vom Unternehmen erfassten Analystenschätzungen.
Unterm Strich entfielen auf die Aktionäre knapp 800 Millionen Euro Gewinn und damit rund 60 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dies hängt bei RWE allerdings auch mit nicht-ergebniswirksamen Effekten, etwa aus Geschäften mit Derivaten zusammen.
Die Quartalsergebnisse spiegelten die Auswirkungen ungünstiger Wetterbedingungen wider, kommentierte Bernstein-Analystin Deepa Venkateswaran. Prinzipiell attestierte sie RWE eine "solide Leistung", ungeachtet des unerwartet schlechten Abschneidens im Energiehandel. Dieser habe unter geringeren Umsatzmöglichkeiten aufgrund schwacher Volatilität gelitten.
Bei RWE normalisieren sich dieses Jahr die Gewinne aus dem Energiehandel nach den Preiskapriolen der Vergangenheit weiter. Und auch beim Terminverkauf des Stroms haben sich die Margen verschlechtert. Diese dürften auch auf Jahressicht deutlich unter dem Vorjahr liegen, ebenso wie die Erträge aus der Optimierung des Kraftwerkseinsatzes, hieß es vom Konzern weiter. Das Management rechnet daher auch 2025 mit einem Rückgang des operativen Gewinns, nachdem RWE schon 2024 nicht an sein Gewinnniveau aus 2023 hatte anknüpfen können.
Den Erwartungen des Managements um Chef Markus Krebber zufolge soll der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2025 zwischen 4,55 und 5,15 Milliarden Euro erreichen, was im schlechtesten Fall ein Rückgang von fast einem Fünftel wäre. Der bereinigte Überschuss könnte gar um bis zu 44 Prozent fallen, wenn lediglich das untere Ende der Zielspanne von 1,3 bis 1,8 Milliarden Euro erreicht würde.
Ahmed Farman vom Investmenthaus Jefferies kann sich vorstellen, dass das verfehlte Quartalsergebnis im Handelsgeschäft dazu führen könnte, dass die Marktschätzungen für das Gesamtjahr geringfügig nach unten korrigiert werden. Er verwies zudem darauf, dass RWE keine Änderungen angedeutet habe in Bezug auf die Verwendung des verfügbaren Kapitals. Seiner Interpretation nach könnte dies bedeuten, dass die Essener weitere Aktienrückkäufe tätigen wollen.
Finanzchef Michael Müller wollte sich diesbezüglich in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Donnerstagvormittag nicht zu weiteren Zusagen hinreißen lassen. Bevor das laufende Programm im Mai 2026 nicht beendet sei, sei mit keinen weiteren Entscheidungen zu Aktienrückkäufen zu rechnen, so der Manager.
Ende März hatte er das am Markt zuvor bereits erhoffte Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Damit zogen die Essener Konsequenzen aus den verzögerten Geschäften in den USA als Folge der von Präsident Donald Trump getroffenen Entscheidungen. So will die US-Administration etwa auch bereits genehmigte Vorhaben auf für Windkraftanlagen auf See ausgewiesenen Flächen, die sich in Bundesbesitz befinden, einer umfassenden Prüfung unterziehen.
RWE war zuletzt bestrebt, alle drei Offshore-Projekte an der US-Küste weiterzuführen, für deren Entwicklung der Konzern die Rechte hält. Allerdings fallen durch die Verzögerungen die nötigen Investitionen dieses und nächstes Jahr geringer aus, was Geld freimachte für Aktienrückkäufe. Bei Onshore-Windkraftprojekten in den USA, die sich in der Bauphase befinden, geht RWE davon aus, dass die Förderung gesichert ist.
Mit der Ende März getroffenen Entscheidung für Aktienrückkäufe ging auch eine Neubewertung der Investitionsgrundlage einher. RWE stellt seitdem strengere Ansprüche an neue Investitionen. Der Vorstand setzt seine Anforderungen an die Rendite nach oben und will angesichts des unsicheren Umfelds Risiken noch strikter handhaben.
Und auch im Heimatmarkt Deutschland fährt RWE momentan ein Stück weit auf Sicht, weil sich der energiepolitische Kurs durch den Bruch der Ampel, die darauffolgenden Neuwahlen sowie die Regierungsbildung von CDU/CSU und SPD verändert hat.
Finanzchef Müller zeigte sich in diesem Zusammenhang in der Telefonkonferenz zuversichtlich, "dass beim Thema Gaskraftwerke jetzt Bewegung reinkommt". So wurde am Wochenende bekannt, dass die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) Ausschreibungen für mindestens 20 Gigawatt Gaskraftwerke auf den Weg bringen will.