Ernährung im Alter: Neue Leitlinien gegen Mangelernährung
13.11.2025 - 10:41:12Proteine statt Kalorien – die Ernährungsmedizin vollzieht einen radikalen Kurswechsel. Eine neue S3-Leitlinie und eine bahnbrechende 30-Jahre-Studie zeigen: Die richtige Ernährung entscheidet darüber, ob Senioren gesund altern oder vorzeitig pflegebedürftig werden.
Die Zahlen sprechen für sich. Bei neun von zehn älteren Menschen ist die Versorgung mit wichtigen Omega-3-Fettsäuren mangelhaft. Die Folgen: Muskelschwund, geschwächtes Immunsystem, erhöhte Sturzgefahr. Doch es gibt einen Ausweg – und der liegt auf dem Teller.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin hat im Februar ihre aktualisierte Leitlinie zur Ernährung im Alter veröffentlicht. Die zentrale Botschaft: 1,2 bis 1,5 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich – deutlich mehr als bisher empfohlen.
Warum dieser Sprung? Der altersbedingte Muskelabbau lässt sich nur durch erhöhte Proteinzufuhr wirksam bekämpfen. Die Leitlinie richtet sich an alle, die ältere Menschen versorgen, und gibt klare Handlungsanweisungen:
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- Regelmäßiges Screening auf Mangelernährung in allen Bereichen des Gesundheitswesens
- Gezielte Ernährungstherapie senkt nachweislich die Sterblichkeit
- Frühzeitige Intervention verhindert funktionellen Abbau
30-Jahre-Studie: Diese Ernährung hält jung
Was bedeutet eigentlich “gesund altern”? Forscher definierten es messbar: das 70. Lebensjahr ohne chronische Krankheiten erreichen – bei guter körperlicher und geistiger Fitness. Eine im Frühjahr in “Nature Medicine” publizierte Langzeitstudie wertete die Daten von über 100.000 Menschen aus.
Das Ergebnis überrascht nicht, ist aber eindeutig belegt: Mediterrane Diät, DASH-Diät und der Alternative Healthy Eating Index zeigten die stärksten positiven Effekte. Ihr gemeinsamer Nenner:
- Viel Obst, Gemüse und Vollkorn
- Hülsenfrüchte und Nüsse
- Gesunde Fette statt verarbeitetes Fleisch
- Kein Zucker aus Getränken
Diese Nährstoffe werden kritisch
Der Energiebedarf sinkt im Alter – der Nährstoffbedarf nicht. Eine gefährliche Schere, die sich öffnet. Besonders häufig fehlen älteren Menschen:
Vitamin D: Die körpereigene Produktion über die Haut lässt nach. Ohne Sonnenlicht und Supplementierung droht Mangel.
Vitamin B12: Die Aufnahme im Magen-Darm-Trakt funktioniert oft nicht mehr richtig. Nervenschäden können die Folge sein.
Omega-3-Fettsäuren: Die Studie der Leibniz Universität Hannover dokumentierte bei 90 Prozent der Senioren eine mangelhafte Versorgung. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Entzündungen werden begünstigt.
Calcium und Folsäure runden die Liste der kritischen Nährstoffe ab. Die Lösung: nährstoffdichte Kost und – nach ärztlicher Rücksprache – gezielte Supplementierung.
Warum essen Senioren zu wenig?
Die Ursachen sind vielschichtig. Appetit, Geruchs- und Geschmackssinn lassen nach. Kau- und Schluckbeschwerden machen das Essen zur Qual. Doch die wahren Risikofaktoren liegen oft woanders:
Einsamkeit. Wer allein isst, isst weniger. Depression drückt den Appetit. Finanzielle Engpässe lassen keine Wahl beim Einkaufen. Chronische Krankheiten und Medikamente zügeln zusätzlich den Hunger.
Die Gegenmaßnahmen sind einfach, aber wirkungsvoll: Regelmäßige Mahlzeiten, ansprechend präsentiert. Essen in Gesellschaft. Ausreichend trinken – auch wenn der Durst nicht mehr meldet.
Das Gesundheitssystem steht vor der Herausforderung
Die demografische Entwicklung duldet keinen Aufschub. Mangelernährung verursacht längere Krankenhausaufenthalte, mehr Komplikationen und frühere Pflegebedürftigkeit. Die Kosten gehen in die Milliarden.
Die neuen Leitlinien bieten erstmals eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für bessere Versorgungsstandards. Krankenhäuser, Pflegeheime und ambulante Dienste müssen jetzt handeln. Der Abschied von veralteten, rein kalorienbasierten Konzepten ist längst überfällig.
Personalisierte Ernährung kommt
Warum reagieren Menschen unterschiedlich auf dieselben Lebensmittel? Das Forschungsprojekt “Nutrition for Precision Health” sucht nach Antworten. Ziel: maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen statt Pauschalratschläge.
Die S3-Leitlinie wird in den kommenden Jahren zum Standard in Pflegeeinrichtungen werden. Parallel dazu braucht es mehr Aufklärung für Senioren und ihre Angehörigen. Digitale Hilfsmittel und zielgruppenspezifische Kampagnen könnten das Bewusstsein schärfen und praktische Unterstützung im Alltag bieten.
Die Erkenntnisse liegen vor. Jetzt geht es darum, sie flächendeckend umzusetzen – bevor die nächste Generation altert.
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