Gesundheitsminister, Charmeoffensive

ePA-Offensive: Gesundheitsminister startet digitale Charmeoffensive

02.12.2025 - 03:19:12

Die Bundesregierung drückt aufs Tempo: Mit einer deutschlandweiten Kampagne soll die elektronische Patientenakte endlich zum Standard werden. Gleichzeitig wurde gestern ein entscheidender technischer Durchbruch für die digitale Gesundheitsidentität verkündet. Kann Deutschland seinen digitalen Rückstand im Gesundheitswesen aufholen?

Bundesgesundheitsminister Nina Warken (CDU) stellte am gestrigen Montag die neue Informationskampagne „ePA? Na sicher!” offiziell vor. Das Ziel: Die Akzeptanz für digitale Gesundheitsdienste massiv steigern. Parallel dazu bestätigte die gematik, die nationale Agentur für digitale Medizin, dass VideoIdent-Verfahren künftig für die neue GesundheitsID genutzt werden können. Beides sind zentrale Bausteine der „Modernisierungsagenda” von Bundeskanzler Friedrich Merz, die Deutschlands Verwaltung ins digitale Zeitalter katapultieren soll.

„Die elektronische Patientenakte ist das Herz der digitalisierten Gesundheitsversorgung”, erklärte Warken gestern bei der Pressekonferenz in Berlin. Die neue Kampagne soll vor allem Datenschutzbedenken ausräumen und die konkreten Vorteile verdeutlichen. Seit Jahresbeginn läuft die ePA nach dem Opt-out-Prinzip – wer nicht widerspricht, ist automatisch dabei.

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Was bringt die digitale Akte konkret? Sofortiger Überblick über alle relevanten Gesundheitsdaten, bessere Vernetzung zwischen Ärzten und Apotheken, Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Besonders wichtig: automatische Medikamenten-Sicherheitschecks, die gefährliche Wechselwirkungen verhindern können. Das Gesundheitsministerium verspricht: Die ePA ist kein digitaler Aktenordner, sondern ein aktives Werkzeug für Patientensicherheit.

Die Kampagne läuft den gesamten Dezember über auf digitalen Plattformen, im öffentlichen Nahverkehr und im Fernsehen. Denn trotz vorhandener technischer Infrastruktur fehlt es noch an aktivem Engagement der Versicherten.

VideoIdent macht digitale Identität zugänglicher

Der technische Fortschritt kam ebenfalls gestern: Die gematik gab grünes Licht für VideoIdent-Verfahren bei der Einrichtung der GesundheitsID. Das klingt technisch, ist aber ein Meilenstein für die Nutzbarkeit.

Die GesundheitsID ermöglicht Versicherten den Zugriff auf ihre ePA und E-Rezepte per Smartphone – ohne jedes Mal die physische Gesundheitskarte mit PIN zücken zu müssen. Durch die Freigabe von VideoIdent können Krankenkassen nun vollständig digitale, ortsunabhängige Identitätsprüfungen anbieten, die höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.

„Sichere Kommunikation und Informationsaustausch sind die Grundlagen eines modernen Gesundheitssystems”, betonte die gematik-Geschäftsführung. Die Validierung dieser digitalen Identitäten ist Voraussetzung für die „kartenlose” Zukunft, die für 2026 anvisiert wird. Dann soll das Smartphone die physische Gesundheitskarte für die meisten administrativen Vorgänge ersetzen.

Wachstum ja, aber noch Luft nach oben

Der „TI-Atlas 2025″ der gematik, Ende November veröffentlicht, zeichnet ein durchwachsenes Bild. Die Nutzung der ePA steigt zwar, aber langsamer als erhofft.

Seit Einführung des „ePA für alle”-Modells wurden bis Ende Oktober rund 37 Millionen Dokumente in Patientenakten hochgeladen. Pro Woche kommen stabil etwa 2,6 Millionen hinzu – ein Zeichen dafür, dass Arztpraxen die digitale Akte zunehmend in ihren Alltag integrieren. Immerhin 81 Prozent der medizinischen Einrichtungen, einschließlich Apotheken und Krankenhäuser, haben auf Patientenakten zugegriffen.

Doch das eigentliche Wachstumsziel bleibt: aktives Engagement der Patienten selbst. Die automatische Medikamentenliste, ein Kernfeature von Warkens Kampagne, verzeichnete Ende Oktober 17,4 Millionen Abrufe – ein deutlicher Sprung gegenüber September. Der neue Werbe-Push soll diese Dynamik verstärken.

Der „Deutschland-Stack”: Digitalisierung als Gesamtprojekt

Die Gesundheits-Updates sind Teil einer breiteren Neuausrichtung der deutschen Digital-Verwaltung. Das neue „Bundesministerium für Digitales und Regierungsmodernisierung” (BMDS) unter Digitalminister Karsten Wildberger treibt die „Deutschland-Stack”-Strategie voran: eine standardisierte, interoperable Cloud- und KI-Infrastruktur für den öffentlichen Sektor.

Wildberger, ehemaliger Industriemanager, hat sich den Abbau bürokratischer Reibungsverluste auf die Fahnen geschrieben. Nach den im Oktober vom Kabinett beschlossenen Entbürokratisierungsmaßnahmen arbeitet das BMDS daran, die digitale Gesundheitsinfrastruktur mit anderen Behördendiensten zu harmonisieren. Ziel: Digitale Identitäten wie die GesundheitsID sollen künftig auch für andere Bürgerdienste nutzbar sein. Die berüchtigten Verwaltungssilos sollen fallen.

Was kommt 2026?

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Warkens Strategie aufgeht. Der Erfolg der Kampagne „ePA? Na sicher!” misst sich nicht an Werbeklicks, sondern an aktiven Nutzern, die sich bis Jahresende in ihre Apps einloggen.

Für 2026 hat die Regierung weitere Ausbaustufen angekündigt: ein digital unterstützter Medikationsprozess (dgMP) und Push-Benachrichtigungen für Impferinnerungen. Vorerst liegt der Fokus aber auf Stabilisierung und darauf, dass die neuen VideoIdent-Möglichkeiten den Onboarding-Prozess für Millionen Versicherter tatsächlich vereinfachen.

„Die ePA wird Schritt für Schritt gelebte Realität werden”, erklärte gematik-Chef Dr. Florian Fuhrmann kürzlich. Mit dem politischen Gewicht des Kanzleramts und einem dedizierten Digitalministerium im Rücken steht Deutschlands digitale Gesundheitslandschaft vor ihrem bislang größten Belastungstest. Wird die Charmeoffensive wirken?

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