Energie-Steuerreform: Industrie triumphiert, Verbraucher zahlen die Zeche
14.11.2025 - 16:42:11Der Bundestag hat diese Woche eine umstrittene Reform des Energie- und Stromsteuergesetzes beschlossen. Während die produzierende Wirtschaft sich über dauerhafte Steuerentlastungen freuen darf, drohen Bürgern höhere Abwassergebühren. Was auf den ersten Blick nach einem Schritt zur Standortsicherung aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als energiepolitisches Paradoxon.
Das Herzstück der Reform ist die permanente Absenkung des Stromsteuersatzes für produzierende Betriebe auf das EU-Minimum von 0,50 Euro pro Megawattstunde. Was 2023 als Teil des Strompreispakets begann, wird nun zur dauerhaften Planungsgrundlage. Die Wirtschaft hatte genau darauf gedrängt: Investitionssicherheit statt zeitlich befristeter Notlösungen.
Von Bäckereien über mittelständische Handwerksbetriebe bis zu Chemie- und Automobilkonzernen – die Bandbreite der Profiteure ist beachtlich. Die Bundesregierung verspricht sich davon einen Wettbewerbsschub für den Standort Deutschland. Die Maßnahme ersetzt den früheren “Spitzenausgleich” der Ökosteuer und soll ein klares, verlässliches Signal an die Unternehmen senden.
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Der Clou: Wenn grüne Energie plötzlich besteuert wird
Doch während die Industrie jubelt, schlagen kommunale Wasserversorger Alarm. Die Reform streicht den Begriff “Erneuerbare Energien” komplett aus dem Stromsteuergesetz. Das klingt nach einer technischen Anpassung, hat aber massive Auswirkungen: Strom aus Biogas, Deponiegas und vor allem Klärgas unterliegt künftig der vollen Besteuerung.
Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der über 1.600 städtische Betriebe vertritt, spricht von einem “vollkommen falschen Signal”. Kläranlagen nutzen bisher das vor Ort entstehende Klärgas steuerfrei zur Stromerzeugung. Mit der Vollbesteuerung steigen die Betriebskosten – und damit voraussichtlich die Abwassergebühren für die Bürger. Der VKU warnt bereits: “Der Gang zur Toilette wird teurer.” In manchen Kommunen dürfte auch die Fernwärme betroffen sein.
E-Mobilität und Speicher: Die positiven Aspekte
Nicht alles an der Reform ist umstritten. Bei Elektromobilität und Energiespeichern räumt das Gesetz wichtige bürokratische Hürden aus dem Weg. Stromspeicher werden künftig weitgehend von der Stromsteuer befreit – eine sinnvolle Maßnahme, die Doppelbesteuerung verhindert und für verschiedene Speichertechnologien gilt.
Für E-Auto-Fahrer bringt die Reform ebenfalls Erleichterungen. An öffentlichen Ladesäulen vereinfacht sich die Frage, wer als Endverbraucher gilt. Besonders bemerkenswert: Erstmals gibt es einen klaren Rechtsrahmen für bidirektionales Laden. Wer Strom aus seinem E-Auto zurück ins Netz speist, wird nicht automatisch zum Stromlieferanten und Steuerschuldner. Diese Klarstellungen werden den Ausbau zukunftsträchtiger Technologien spürbar erleichtern.
Gewinner und Verlierer: Eine Reform spaltet
Der Beschluss am Donnerstag, 13. November 2025, beendet einen Gesetzgebungsprozess, der nach dem Scheitern eines ähnlichen Entwurfs Ende 2024 neu aufgesetzt werden musste. Das Hauptziel: die Energiekosten für die Industrie beherrschbar halten und den Standort Deutschland sichern.
Doch die Reform offenbart eine deutliche Schieflage. Während die produzierende Wirtschaft Milliarden an dauerhaften Entlastungen erhält, bleiben Privathaushalte und nicht-produzierende kleine und mittlere Unternehmen außen vor. Kritiker rechnen vor: Normale Verbraucher zahlen weiterhin einen Stromsteuersatz, der etwa 40-mal höher liegt als das EU-Minimum, das die Industrie nun genießt.
Besonders widersprüchlich wirkt die Besteuerung von Strom aus kommunalen Biogas- und Klärgasanlagen. Hier wird eine dezentrale, erneuerbare Energieform bestraft – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Bundesregierung ihre Klimaziele betont. Widerspricht diese Regelung nicht den eigenen energiepolitischen Ambitionen?
Was kommt auf uns zu?
Mit der Zustimmung des Bundestages sollen die Änderungen Anfang 2026 in Kraft treten. Kommunen und ihre Stadtwerke müssen nun durchrechnen, wie stark die neuen Steuern ihre Bilanzen belasten. Die Frage ist nicht ob, sondern wie stark Gebühren für Abwasser und Heizung ansteigen werden.
Die grundsätzliche Debatte über eine umfassende Stromsteuersenkung für alle Verbraucher einschließlich Privathaushalten dürfte weitergehen. Zwar plant die Regierung zusätzlich die Abschaffung der Gasspeicherumlage und will Übertragungsnetzentgelte bezuschussen. Doch der hohe Grundsatz der Stromsteuer bleibt ein Streitthema. Ob diese Reform tatsächlich Investitionen anstoßen wird, ohne Bürger und kommunale Infrastruktur übermäßig zu belasten, muss sich erst noch zeigen.
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