ELSTER: Kostenloser E-Rechnungs-Viewer ist da

Die Steuerverwaltung macht kurz vor der Pflicht ernst: Ein neues Web-Tool visualisiert künftig kryptische XML-Rechnungen – ohne Anmeldung, ohne Kosten. Parallel erhält die MeinELSTER+-App neue Funktionen für digitales Belegmanagement.

Nur wenige Wochen vor dem Start der E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich reagiert die deutsche Finanzverwaltung mit einem pragmatischen Lösungsangebot. Seit heute steht auf dem ELSTER-Portal der E-Rechnungs-Viewer bereit – ein Browser-Tool, das aus unlesbaren XML-Dateien klassische Rechnungsansichten macht. Gerade für kleinere Betriebe, die noch keine spezialisierte Software nutzen, dürfte das eine willkommene Hilfe sein.

Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Unternehmen in Deutschland elektronische Rechnungen im B2B-Verkehr empfangen können. Während Mischformate wie ZUGFeRD eine sichtbare PDF-Komponente enthalten, besteht die reine XRechnung ausschließlich aus maschinenlesbaren XML-Daten. Für das menschliche Auge: Zeilen voller Code.

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Genau hier setzt der neue Viewer an. Das Tool funktioniert denkbar einfach:

• Keine Registrierung erforderlich – der Zugang läuft direkt über den Browser
• Drag-and-Drop-Upload – XML-Dateien bis 10 MB lassen sich einfach hochziehen
• Sofortige Darstellung – das System verwandelt die Daten in eine klassische Rechnungsansicht
• Datenschutz gewährleistet – die Visualisierung erfolgt lokal, ohne dauerhafte Speicherung

Bayerns Finanzminister Albert Füracker, dessen Ministerium federführend an ELSTER arbeitet, spricht von einem „niedrigschwelligen Angebot”. Die Botschaft: Vom Handwerker bis zum Freelancer soll jeder seine Prüfpflichten erfüllen können, ohne gleich in teure Software investieren zu müssen.

App-Update: Belege fotografieren, hochladen, zuordnen

Zeitgleich rüstet die MeinELSTER+-App auf. Die Anwendung für iOS und Android erhält erweiterte Funktionen, die den Weg vom Papierbeleg zur digitalen Steuererklärung verkürzen sollen.

Das können Nutzer künftig erwarten:

• Beleg-Scanning – Quittungen direkt per Smartphone-Kamera erfassen
• Texterkennung (OCR) – automatisches Auslesen von Datum, Betrag und anderen Werten
• Sicherer Upload – Dokumente landen verschlüsselt im persönlichen ELSTER-Konto
• Verknüpfung mit Steuererklärung – digitale Belege lassen sich den entsprechenden Feldern direkt zuordnen

Die Einrichtung erfordert eine einmalige Kopplung über QR-Code mit dem ELSTER-Zertifikat. Danach läuft die Verbindung zwischen mobilem Gerät und Steuerkonto gesichert.

Was bedeutet die Januar-Pflicht konkret?

Das Wachstumschancengesetz macht ab Neujahr Ernst: Alle inländischen B2B-Transaktionen unterliegen der E-Rechnungspflicht – zumindest beim Empfang. Wer eine XRechnung erhält, muss sie annehmen und verarbeiten können. Eine Papierkopie einfordern? Nicht mehr möglich.

Für das Ausstellen gelten Übergangsfristen bis 2026 oder 2027, je nach Umsatz. Doch die Annahmepflicht trifft sofort alle Unternehmen, unabhängig von Größe oder Branche.

Hier zeigt sich der praktische Wert des neuen Viewers: Er verhindert, dass Betriebe ohne teure ERP-Systeme im Januar plötzlich vor unlesbaren Dateien stehen. Das Tool bietet ein digitales Sicherheitsnetz für den Übergang.

Branche erleichtert – aber Vorsicht geboten

Steuerberater und Verbände zeigen sich zufrieden. Der Deutsche Steuerberaterverband (DStV) hatte wiederholt kostengünstige Lösungen gefordert, um gerade kleinere Unternehmen nicht zu überfordern.

„Die Veröffentlichung des Viewers ist ein notwendiger Schritt”, kommentiert ein Sprecher der Elektro-Innung, die sich für das Tool eingesetzt hatte. „Eine kleine Werkstatt, die per E-Mail eine XRechnung bekommt, muss nicht gleich Software kaufen, nur um zu sehen, was sie bestellt hat.”

Experten warnen jedoch vor falscher Sicherheit. Der Viewer löst nur das Leseproblem – nicht die Anforderungen an eine GoBD-konforme digitale Archivierung. Langfristig führt für die meisten Unternehmen kein Weg an integrierten Buchhaltungslösungen vorbei, die sowohl Darstellung als auch rechtssichere Speicherung beherrschen.

Verfügbarkeit und nächste Schritte

Beide Tools – der E-Rechnungs-Viewer und die aktualisierte MeinELSTER+-App – stehen ab sofort kostenfrei zur Verfügung. Unternehmen sollten die verbleibenden Wochen bis Januar nutzen, um sich mit den Formaten vertraut zu machen.

Bleibt die Frage: Reicht ein Übergangstool aus, oder braucht Deutschland eine umfassendere digitale Infrastruktur für den Mittelstand? Die kommenden Monate werden zeigen, wie gut vorbereitet die Wirtschaft wirklich ist.

Weitere Informationen:
* Viewer: www.e-rechnung.elster.de
* App: MeinELSTER+ (App Store / Google Play)
* Offizielle Infos: www.elster.de

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