ROUNDUP, Pilotrunde

Eine Pilotrunde in Hamburg soll drei Tage vor Silvester einen Durchbruch im monatelang festgefahrenen Tarifkonflikt des Einzelhandels bringen.

21.12.2023 - 14:25:29

Pilotrunde im Einzelhandel soll monatelangen Tarifstreit lösen

Nach mehr als 60 ergebnislosen Tarifrunden in den verschiedenen Tarifgebieten und einem ergebnislosen Spitzengespräch bot der Spitzenverband HDE der Gewerkschaft Verdi am Donnerstag einen Verhandlungstermin am 28. Dezember in der Hansestadt an.

Die Hamburger Verhandlungsführerin der Gewerkschaft, Heike Lattekamp, sagte, die Beschäftigten warteten dringend auf einen Tarifabschluss, der aber "auch spürbare Verbesserungen" bringen müsse. "Wir freuen uns deshalb, dass der HDE unseren Vorschlag für eine Fortsetzung der Verhandlung am 28. Dezember angenommen hat und sehen dem Termin gespannt entgegen."

Der Handelsverband Deutschland (HDE) bezeichnete den Termin als "letzte Möglichkeit für eine Einigung noch in diesem Jahr". Der Tarifkonflikt im Handel dauert seit vielen Monaten an - immer wieder begleitet von Streikaktionen der Gewerkschaft. Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Ende November waren Vertreter bei einem Spitzengespräch auf Bundesebene zusammengekommen, das aber letztlich nicht zu Fortschritten führte.

Basis der Verhandlungen soll laut HDE-Sicht das zuletzt im November nachgebesserte Angebot sein. Demnach bieten die Arbeitgeber eine Tarifsteigerung von insgesamt 10,24 Prozent über die angebotene Laufzeit von 24 Monaten. Zusätzlich enthält die Offerte eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro sowie ein tarifliches Mindestentgelt. "Dieses Angebot wird nur noch bis 31. Dezember 2023 garantiert", lautet zudem ein Ultimatum der Arbeitgeber.

Der Gewerkschaft wirft die Arbeitgeberseite vor, sie habe sich lediglich auf eine Wiederholung ihrer Eingangsforderungen berufen, die durchschnittliche Entgeltentwicklungen von circa 15 Prozent für zwölf Monate bedeuteten. "In den vergangenen Monaten der Tarifverhandlungen hat Verdi die Erwartungen ihrer Mitglieder zu hoch geschraubt", sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. "Zu groß ist daher die Lücke zu dem, was die Handelsunternehmen angesichts der allgemeinen Konsumzurückhaltung finanziell stemmen können."

Laut HDE enthält das Angebot alle Komponenten, die es die es für einen kurzfristigen Tarifabschluss brauche, was auch zunehmend aus den Belegschaften und selbst von Mitgliedern der Verdi-Verhandlungskommissionen bestätigt werde. "Hintergrund ist sicher auch die wachsende Sorge, dass im neuen Jahr unter neuen Vorzeichen verhandelt würde", so Haarke. "Die Beschäftigten nehmen wahr, dass einige Unternehmen eigene Lösungen suchen werden, 2023 tarifpolitisch ungelöst bleiben könnte und bei der sinkenden Inflation das bisherige Angebot in dieser Form nicht mehr zur Disposition steht."

Der Verdi-Bundesvorstand hatte die Beschäftigten in der vorigen Woche im Handel zu Streikaktionen zwischen Donnerstag und Samstag aufgerufen. Die Landesverbände planen auf Grundlage dieses Aufrufs nun sehr unterschiedlich. Die zahlreichen Warnstreiks in den vergangenen Monaten führten in der Regel nicht zu Filialschließungen. Hier und da blieben Regale in den Geschäften längere Zeit leer. Welche Auswirkungen die Aktionen an den Tagen direkt vor Weihnachten haben werden, blieb zunächst offen.

@ dpa.de