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Ein juristischer Dämpfer für die aggressive US-Zollpolitik hat am Donnerstag neben überzeugenden Geschäftszahlen des KI-Giganten Nvidia US67066G1040 den deutschen Aktienmarkt nicht nachhaltig positiv beeinflusst.

29.05.2025 - 18:00:39

Frankfurt Schluss: Zoll-Dämpfer für Trump hellt Stimmung kaum auf

Dax-Rekorde DE0008469008 wie noch an den zwei Tagen zuvor blieben am Feiertag Christi Himmelfahrt aus. Für die Märkte bleibt das Zoll-Thema ein Unsicherheitsfaktor.

Der Dax schloss 0,44 Prozent tiefer auf 23.933,23 Punkten. Zur Wochenmitte hatte er im frühen Handel bei knapp 24.326 Punkten noch ein Rekordhoch erreicht. Im laufenden Jahr hat der Dax aktuell um gut ein Fünftel zugelegt.

Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Werte gewann am Donnerstag 0,16 Prozent auf 30.697,55 Punkte und zog in der Jahresentwicklung mit dem Dax fast gleich. Gerade der Mittelstand gilt als Profiteur der Milliardeninvestitionen der neuen deutschen Regierung.

Donald Trump bekommt bei seiner Zollpolitik Gegenwind: Ein US-Bundesgericht sprach dem US-Präsidenten die Befugnis ab, weitreichende Zölle unter Berufung auf ein Notstandsgesetz zu verhängen. Die betreffenden Zölle würden "aufgehoben und ihre Anwendung dauerhaft untersagt", hieß es in der Entscheidung des für internationalen Handel zuständigen Gerichts in New York.

Damit ist Trumps aggressive Handelspolitik, die die Finanzmärkte weltweit zwischenzeitlich erschüttert hatte und immer wieder für Unruhe sorgt, zumindest vorerst etwas ausgebremst. Die US-Regierung legte allerdings umgehend Berufung gegen die Entscheidung ein. Diese betrifft die meisten Zölle, die von Trumps Regierung erlassen oder vorübergehend ausgesetzt wurden. Nicht betroffen sind dagegen Zölle auf bestimmte Produkte wie Stahl, Aluminium und Autos sowie Abgaben auf Produkte wie Arzneimittel und Halbleiter, die die US-Regierung angedroht hat.

Laut den Experten von Capital Economics sorgt das Urteil für noch mehr Unsicherheit in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union. Trumps Position sei geschwächt, gleichwohl blieben die Zoll-Risiken sehr real, auch weil Zölle auf einzelne Sektoren vom Urteil nicht betroffen seien.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 sank um 0,14 Prozent auf 5.371,10 Punkte. Außerhalb der Eurozone schloss der britische Leitindex FTSE 100 GB0001383545 ebenfalls leicht im Minus. In der Schweiz wurde wegen des Feiertages nicht gehandelt. In den USA stand zum europäischen Börsenschluss der Leitindex Dow Jones Industrial US2605661048 knapp im Plus, der technologielastige Nasdaq 100 US6311011026 legte moderat zu.

Aktien von Unternehmen, die auch wegen umfangreicher Produktion in asiatischen Ländern besonders im Fokus der Zollsorgen stehen, profitierten von dem Zoll-Urteil nur anfangs deutlicher. Die Papiere des Sportartikel-Herstellers Adidas DE000A1EWWW0 beispielsweise notierten am Ende des Tages nur noch 0,7 Prozent höher.

Mit Blick auf Nvidia waren die Anleger am Vortag vor der Zahlenveröffentlichung durchaus nervös, denn die Geschäftszahlen des US-Techkonzerns haben große Bedeutung für die Marktstimmung weit über den Sektor hinaus. Mit seinem rasanten Umsatzplus wischte Nvidia aber die Sorgen weg. "Der KI-König hat inmitten des Handelskriegs geliefert", schrieb Experte Stephen Innes von SPI Asset Management.

Von den Nvidia-Zahlen angeschoben, lagen Halbleiterwerte anfangs deutlich im Plus, reduzierten aber mit dem nachgebendem Gesamtmarkt ihre Gewinne. Die Papiere von Infineon DE0006231004 gewannen letztlich 0,7 Prozent. In der zweiten und dritten Börsenreihe schlossen Aixtron DE000A0WMPJ6, Suss Microtec DE000A1K0235 und Siltronic DE000WAF3001 mit Kursanstiegen zwischen 0,9 und 2,1 Prozent.

Unter Druck standen die 2025 bisher sehr starken Aktien von Heidelberg Materials DE0006047004 mit minus 2,1 Prozent. Großaktionär Spohn Cement Beteiligungen hatte Kreisen zufolge 1,5 Millionen Aktien des Baustoffkonzerns veräußert. Der Preis habe bei 175 Euro je Anteilschein gelegen, berichtete die Nachrichtenagentur Blomberg am späten Mittwochabend unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente.

Die Aktien von Auto1 DE000A2LQ884 verloren 3,8 Prozent. Belastend wirkten die Geschäftszahlen und der Ausblick des britischen Autohändlers Auto Trader GB00BVYVFW23. Zahlen und Ausblick lagen laut der schweizerischen Bank UBS leicht unter den Markterwartungen./ajx/he

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

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