E-Rezept, Milliarde

E-Rezept: Milliarde Einlösungen erreicht – System etabliert

24.11.2025 - 20:29:12

Die digitale Revolution in Deutschlands Arztpraxen ist vollzogen. Das elektronische Rezept hat sich binnen weniger Monate vom Pilotprojekt zum dominierenden Standard entwickelt – und das rosa Papierrezept faktisch verdrängt. Doch hinter den Erfolgszahlen verbergen sich auch kritische Herausforderungen für die technische Infrastruktur.

Der heute veröffentlichte TI-Atlas 2025 von Gematik zeichnet ein eindeutiges Bild: Über 90 Prozent der Arztpraxen verschreiben mittlerweile standardmäßig digital. Die Bekanntheit in der Bevölkerung liegt bei 92 Prozent, drei Viertel aller Versicherten haben bereits mindestens ein E-Rezept erhalten. Parallel dazu wurde Mitte Oktober die milliardenste Einlösung seit dem bundesweiten Rollout im Januar 2024 registriert – ein Meilenstein, der die Geschwindigkeit der Transformation unterstreicht.

Die Zufriedenheit der Nutzer wächst stetig: 87 Prozent der Versicherten bewerten ihre Erfahrungen mit dem digitalen Format positiv. Besonders die elektronische Gesundheitskarte (eGK) hat sich als bevorzugte Einlösemethode in Apotheken durchgesetzt – deutlich unkomplizierter als App-Lösungen oder Papierausdrucke.

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Doch der Erfolg stand auf der Kippe. Nur drei Tage vor Veröffentlichung des Atlas verkündeten Behörden eine entscheidende Übergangsfrist für Sicherheitsstandards. Ohne diese Anpassung hätte ab Januar 2026 ein Systemausfall gedroht.

Das Problem: Tausende elektronische Heilberufsausweise (eHBA) und Konnektorsysteme basieren noch auf dem älteren RSA-2048-Bit-Verschlüsselungsstandard. Ursprünglich sollten diese Komponenten zum 31. Dezember 2025 ihre Gültigkeit verlieren – aus Sicherheitsgründen. Kassenärztliche Vereinigungen warnten jedoch, dass ein rechtzeitiger Hardware-Austausch logistisch unmöglich sei.

Die Bundesnetzagentur und Gematik reagierten: Die RSA-Zertifikate bleiben nun bis zum 30. Juni 2026 gültig. “Diese Übergangsfrist ist essenziell, um eine lückenlose Gesundheitsversorgung ab dem 1. Januar zu garantieren”, betonte die Landesärztekammer Hessen am 21. November. Praxen erhalten damit ein halbes Jahr Zeit für den Umstieg auf den moderneren ECC-Standard.

Verzahnung mit der elektronischen Patientenakte

Der TI-Atlas 2025 beleuchtet auch die nächste Evolutionsstufe: die Integration des E-Rezepts in die elektronische Patientenakte (ePA). Mit dem beschleunigten ePA-Rollout Ende 2025 fließen Verschreibungsdaten automatisch in die digitale Medikationsliste der Patienten.

Diese Funktion schließt eine gefährliche Lücke in der Arzneimittelsicherheit. Ärzte und Apotheker können nun in Echtzeit auf die komplette Medikationshistorie zugreifen – ein entscheidender Schritt zur Vermeidung gefährlicher Wechselwirkungen. Laut Atlas ist diese “Medikationssicherheitsschleife” ein Hauptgrund für die wachsende Akzeptanz der ePA unter Medizinern.

Auch der Pflegesektor profitiert zunehmend: Pflegeheime und ambulante Dienste docken vermehrt an die Telematikinfrastruktur an. Damit lassen sich Rezepte remote verwalten – eine deutliche Entlastung für das ohnehin knappe Pflegepersonal.

Nächster Schritt: kartenlose Lösungen

Apotheken- und Ärzteverbände reagierten erleichtert auf die jüngsten Entwicklungen. Der Fokus verlagert sich von “Zum Laufen bringen” zu “Stabil halten”. Allerdings mahnen Verbände weiterhin robuste Ausweichmechanismen an – für den Fall von Internet- oder Serverausfällen.

2026 dürfte das Jahr der kartenlosen Lösungen werden. Während die eGK derzeit dominiert, forciert Gematik die Einführung von GesundheitsID und CardLink-Technologien. Damit könnten Patienten künftig Rezepte allein per Smartphone einlösen – ganz ohne physische Karte.

Die Botschaft des heutigen Reports ist unmissverständlich: Die Ära des Papierrezepts in Deutschland ist beendet. An ihre Stelle tritt ein digitaler Standard, der Milliarden Transaktionen verarbeitet und selbst anfängliche Skeptiker überzeugt.

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