E-Rezept, Milliarden-Marke

E-Rezept knackt Milliarden-Marke: Deutschland überholt EU

18.11.2025 - 10:39:11

Mehr als eine Milliarde elektronische Verschreibungen seit Start der Pflicht im Januar 2024 – Deutschland setzt beim digitalen Gesundheitswesen neue Maßstäbe. Ende Oktober verkündeten Apothekerverbände den historischen Meilenstein. Was als umstrittenes Großprojekt begann, entwickelt sich zum Rückgrat einer vollständig vernetzten Patientenversorgung.

Die Zahlen sprechen für sich: Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden knapp 300 Millionen digitale Rezepte verarbeitet. Die rosa Papierrezepte? Praktisch Geschichte. Doch der Erfolg wirft neue Fragen auf: Wie stabil ist die digitale Infrastruktur wirklich? Und welche Hürden warten bei der geplanten Ausweitung auf Betäubungsmittel und Hilfsmittel?

Die Apotheken trugen den Erfolg des Systems. “Eine Milliarde eingelöste E-Rezepte zeigen: Das E-Rezept ist in den öffentlichen Apotheken ein Erfolgsmodell”, erklärte Dr. Jan-Niklas Francke vom Deutschen Apothekerverband (DAV) bei der Bekanntgabe Ende Oktober. Anfängliche technische Schwierigkeiten? Längst überwunden.

Anzeige

Telematikinfrastruktur-Ausfälle und veraltete Signaturkarten können die Patientenversorgung spürbar beeinträchtigen. Wer IT-Sicherheit und Compliance jetzt proaktiv stärkt, minimiert Ausfallrisiken und schützt Patientendaten. Der kostenlose Leitfaden fasst aktuelle Cyber‑Security‑Trends zusammen, nennt konkrete Sofortmaßnahmen für Praxen und Apotheken und zeigt, wie Sie Ihre Systeme auch mit kleinem Budget widerstandsfähiger machen. Jetzt kostenlosen Cyber‑Security‑Report sichern

Der entscheidende Durchbruch kam mit der verstärkten Nutzung der “Komfortsignatur” durch Ärzte. Sie löste das frühe Problem, dass Patienten ihre frisch ausgestellten Rezepte nicht sofort einlösen konnten. Heute läuft der Prozess routiniert: elektronische Gesundheitskarte in der Apotheke vorzeigen – fertig.

Dennoch mahnt Dr. Ina Lucas, Vizepräsidentin der ABDA, zur Vorsicht. In ihrer Kolumne vom 13. November räumte sie ein: Zwar funktioniere das System grundsätzlich gut, doch sporadische Ausfälle der zentralen Telematikinfrastruktur könnten noch immer zeitweise die Patientenversorgung beeinträchtigen.

Die elektronische Patientenakte rückt ins Zentrum

Das E-Rezept steht nicht allein – es bildet das Fundament eines umfassenden digitalen Gesundheitsökosystems. Der nächste logische Schritt: die tiefe Verzahnung mit der elektronischen Patientenakte (ePA), die Anfang 2025 für alle gesetzlich Versicherten per Opt-out startete.

Die Daten eingelöster E-Rezepte fließen automatisch in die ePA und erstellen dort eine vollständige Medikationsliste. Welcher Vorteil ergibt sich daraus? Ärzte und Apotheker erhalten auf einen Blick Einblick in die gesamte Medikamentenhistorie eines Patienten – gefährliche Wechselwirkungen lassen sich so frühzeitig erkennen.

Die Akzeptanz wächst rasant. Ende Oktober meldete die gematik beeindruckende Zahlen: 17,4 Millionen Abrufe der Medikationsliste allein in der letzten Oktoberwoche, über 10,6 Millionen neue Dokumente im gesamten Monat hochgeladen. Dr. Lucas sieht dennoch Verbesserungsbedarf: Erst eine künftige Version mit elektronischem Medikationsplan (eMP) werde den vollen Patientennutzen entfalten – inklusive rezeptfreier Präparate und umfassender Interaktionsprüfungen.

Sicherheitskarten-Chaos: Übergangsregelung rettet Praxen

Nicht alles läuft reibungslos. Mitte November musste die gematik eine Notlösung mit der Bundesnetzagentur aushandeln. Der Grund: Ältere elektronische Heilberufsausweise (eHBA), mit denen Ärzte ihre digitalen Signaturen erstellen, müssen ausgetauscht werden. Verzögerungen bei der Kartenproduktion drohten die Verschreibungsfähigkeit zu gefährden.

Die Übergangsregelung sichert: Mediziner können weiterhin E-Rezepte ausstellen, während gleichzeitig auf neuere, sicherere Verschlüsselungsstandards umgestellt wird. Ein Beispiel für die komplexen Herausforderungen, die ein System dieser Größenordnung mit sich bringt.

Nächste Etappe: Betäubungsmittel und Gesundheits-Apps

Der Ausbau ist bereits in vollem Gange. Bislang deckt das E-Rezept hauptsächlich Fertigarzneimittel ab. Doch die Roadmap ist ambitioniert:

In Hamburg läuft bereits ein Pilotprojekt für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) – die sogenannten “Apps auf Rezept”. 2026 sollen Betäubungsmittel und spezielle T-Rezepte folgen. Ab 2027 dann medizinische Hilfsmittel wie Verbandsmaterial oder Blutzuckermessgeräte.

Die Vision dahinter? Ein vollständig integriertes digitales Gesundheitssystem, in dem alle Versorgungsaspekte nahtlos ineinandergreifen. Die Milliarden-Marke beim E-Rezept ist dabei kein Endpunkt – sondern Startschuss für die nächste Phase.

Deutschland zeigt: Digitale Governance funktioniert

Was vor zwei Jahren noch als hochriskantes Experiment galt, entpuppt sich als Blaupause für erfolgreiche digitale Transformation im Gesundheitswesen. Die rasche Akzeptanz bei Ärzten, Apothekern und Patienten beweist: Wenn die Infrastruktur stimmt und der Nutzen klar erkennbar ist, gelingt der digitale Wandel.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Deutschland diesen Vorsprung halten kann. Stabilität der Systeme, reibungslose Integration mit der ePA und die geplanten Erweiterungen werden zum Prüfstein. Eines ist jedoch jetzt schon klar: Das Papierrezept gehört endgültig der Vergangenheit an.

Anzeige

PS: Digitalisierung bringt viele Vorteile – aber auch neue Risiken. Dieses kostenlose E‑Book erklärt, welche Sicherheitslücken im Gesundheitsbereich besonders kritisch sind, welche gesetzlichen Anforderungen jetzt relevant werden und welche praktischen Schritte Apotheken, Praxen und Kliniken sofort umsetzen sollten. Inklusive Checkliste für Notfallpläne und Empfehlungen zur Absicherung der Telematikinfrastruktur. Kostenfreies E‑Book ‘Cyber Security Awareness Trends’ herunterladen

@ boerse-global.de