E-Commerce am Scheideweg: Klimaziele treffen auf Logistik-Kosten
28.12.2025 - 13:43:12Neue EU-Vorschriften wie die Paketsteuer und der CO2-Grenzausgleich treiben 2026 die Kosten für Logistik und Importe. Expresslieferungen bleiben umweltschädlich und teuer.
Die letzte Weihnachtslieferung ist ausgeliefert, doch für den globalen Onlinehandel beginnt jetzt die ernüchternde Bilanz. Neue Daten zeigen: Trotz aller Nachhaltigkeitsversprechen bleibt die „letzte Meile“ abhängig von fossilen Brennstoffen – und neue EU-Regulierungen werden die Preise 2026 deutlich nach oben treiben.
Die grüne Illusion der Express-Lieferung
Die Zahlen, die dieses Wochenende veröffentlicht wurden, zeichnen ein klares Bild. Eine Studie des MIT, auf die sich der Altoona Mirror beruft, zeigt: Der Kundenwunsch nach Same- oder Next-Day-Delivery hat die Emissionen im Weihnachtsgeschäft 2025 im Vergleich zu Standardlieferungen um 10-12 Prozent erhöht. Der Grund ist simpel: Um enge Zeitfenster einzuhalten, fuhren Lieferfahrzeuge halb leer – eine massive Ineffizienz.
Parallel meldete Discovery Alert einen „Weihnachts-Diesel-Boom“. Trotz elektrischer Zustellflotten in Großstädten zwang das Paketvolumen die Logistiker zum Einsatz konventioneller Reserven. In den letzten zwei Dezemberwochen stieg die gefahrene Strecke von Lkw um 25-35 Prozent. Die Konsequenz: höherer Verbrauch und steigende Kosten.
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Doppelschlag aus Brüssel: CO2-Grenzausgleich und Paketsteuer
Während die Logistik brannte, bereitete die EU-Kommission den regulatorischen Großangriff vor. Kurz vor Weihnachten legte sie das finale Umsetzungspaket für den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) vor. Entscheidend: Ab 2028 wird der Mechanismus auf „Industriemaschinen“ und weitere Fertigwaren ausgeweitet. Das soll Carbon Leakage verhindern, wird aber Importkosten für viele Produkte erhöhen.
Gleichzeitig endet die Ära zollfreier Mini-Importe. Die EU-Staaten einigten sich Mitte Dezember auf eine pauschale Zollabgabe von 3 Euro für Pakete unter 150 Euro Warenwert. Sie tritt am 1. Juli 2026 in Kraft und zielt direkt auf Geschäftsmodelle wie Shein oder Temu. Eine Analyse der Unión Rayo prophezeit das „Ende der Ultra-Billig-Preise“, da das Aufsplitten von Sendungen unwirtschaftlich wird. Deutsche und österreichische Importeure müssen ihre Zollstrategien überarbeiten.
Die Rechnung kommt 2026
Die Folgen sind bereits spürbar. Der Logistik-Analyst Freight Right warnt, dass der Kostendruck 2026 „im absoluten Fokus“ stehen wird. Reedereien bereiten allgemeine Tariferhöhungen vor, um die Kosten für das EU-Emissionshandelssystem und die neuen FuelEU-Maritime-Vorschriften weiterzugeben.
Gleichzeitig sichern sich große Player teure grüne Kapazitäten. DHL Express schloss am 23. Dezember einen Abnahmevertrag über 50 Millionen Liter nachhaltigen Flugkraftstoffs für 2026. Das sichert die Einhaltung der ReFuelEU Aviation-Regeln, bestätigt aber auch: Die Kostenbasis für Luftfracht – das Rückgrat des grenzüberschreitenden Handels – steigt dauerhaft.
Verbraucher zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Spannend wird die Reaktion der Kunden. Eine Deloitte-Umfrage zeigte, dass 77 Prozent der Shopper mit höheren Preisen rechneten, im Zweifel aber dennoch den Preis über Nachhaltigkeit stellten. Der jungen Generation „Gen Z“ könnte der Doppelschlag aus CBAM und Paketsteuer jedoch besonders wehtun – sie bestellt häufig bei den betroffenen Billigplattformen.
Für den E-Commerce bedeutet das 2026 eine strategische Wende. Es geht nicht mehr um reine Geschwindigkeit, sondern um intelligente Logistik. Sendungen zu bündeln, um die 3-Euro-Gebühr zu minimieren, und Routen zu optimieren, um Treibstoffzuschläge zu mildern, werden überlebenswichtig sein. Wie der Altoona Mirror feststellt: Express-Lieferungen wird es weiter geben. Doch ihre wahren Kosten – für die Umwelt und den Geldbeutel – werden jetzt endlich in Rechnung gestellt.
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