Druck auf Textil- und Bekleidungsindustrie bleibt hochKöln -- Zweistelliger Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2024 erwartet- Atradius: "Unternehmen leiden unter Konsumzurückhaltung."- Nichtzahlungsmeldungen steigen bis September dieses Jahres um 79 ProzentDie deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie steht unter massivem Druck.
28.11.2023 - 10:02:23Atradius Kreditversicherung / Druck auf Textil- und Bekleidungsindustrie ...
Druck auf Textil- und Bekleidungsindustrie bleibt hochKöln (ots) -
- Zweistelliger Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2024 erwartet- Atradius: "Unternehmen leiden unter Konsumzurückhaltung."- Nichtzahlungsmeldungen steigen bis September dieses Jahres um 79 Prozent
Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie steht unter massivem Druck. "DieUnternehmen leiden unter der Konsumzurückhaltung der Verbraucher - das Geldsitzt angesichts der Inflation, der wirtschaftlichen Unsicherheiten und hohenStrompreise nicht mehr so locker", sagt Frank Liebold, Country DirectorDeutschland beim internationalen Kreditversicherer Atradius. In diesem Jahrmussten bereits mehr als 90 Unternehmen der Branche einen Insolvenzantragstellen. Und die Aussichten bleiben düster - auch im kommenden Jahr rechnet derinternationale Kreditversicherer mit einem prozentual zweistelligen Anstieg derUnternehmensinsolvenzen.
Alarmierend sind aktuell insbesondere die Nichtzahlungsmeldungen für Lieferungenan deutsche Textilunternehmen: Sie stiegen in den ersten neun Monaten diesesJahres um 79,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit haben deutlichmehr Lieferanten ihre Forderung bei Fälligkeit nicht von ihrem Kunden bezahltbekommen. Wobei die Gesamtzahl der Nichtzahlungsmeldungen nach Angaben vonAtradius noch unterhalb der Zahl in den Jahren vor Corona liegt.
Die Schieflage der deutschen Textil- und Bekleidungsbranche trifft dabei nichtnur kleinere und mittlere Unternehmen. Auch so prominente Namen wie dieKinderbekleidungssparte JAKO-O des fränkischen Familienunternehmens Haba, dasMünchner Damenbekleidungshaus Hallhuber, der Düsseldorfer BekleidungsfilialistPeek & Cloppenburg oder die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof stellten indiesem Jahr bereits einen Insolvenzantrag. "So viel scheint bereits jetztsicher: Die Unternehmen werden die geplanten Umsatz- und Absatzziele in diesemJahr nicht erreichen", sagt der Atradius-Manager. Denn: Die gestiegenen Kostenfür Mieten, Personal und Energie können durch die Umsatzentwicklung nichtausgeglichen werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erzielte diedeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie im vergangenen Jahr einen Umsatz voninsgesamt mehr als 19 Milliarden Euro.
Vielfältige Herausforderungen für Textil- und Bekleidungsbranche
Doch nicht nur die gestiegenen Kosten für Mieten, Personal und Energie belastendie Umsatz- und Ertragslage der Unternehmen. Auch das Thema Nachhaltigkeitfordert die Branche nach Ansicht von Atradius heraus. Die Modeindustrie ist fürzehn Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich - mehr als derLuft- und Schiffsverkehr zusammen. Sie ist der zweitgrößte Wasserverbraucher derWelt und verantwortlich für 20 Prozent der weltweiten Abwässer. NachEinschätzung der Branchenexperten bei Atradius kann der Textilsektor durch dieEinführung von Kreislaufverfahren wie Recycling, Wiederverwendung undWiederverwertung die Abfallmenge minimieren und die Umweltauswirkungen in derRegion verringern. Nach Ansicht von Atradius steht die Branche vor drei großenHerausforderungen: Die hohen Kosten für Innovationen, die Schaffung vonKreislaufprozessen sowie die Neustrukturierung der langen und komplexenLieferketten. "Um diese Herausforderungen zu bewältigen, bedarf es erheblicherAnstrengungen - und ob alle Unternehmen dazu angesichts der aktuellen Situationin der Lage sind, ist fraglich", sagt Frank Liebold.
Dass sich die Lage im vierten Quartal und angesichts des bevorstehendenWeihnachtsgeschäftes noch nachhaltig verbessern wird, ist laut Atradius eherunwahrscheinlich. "Es gibt wenig Anlass für die Vermutung, dass die Konsumlustin den nächsten Wochen aufgrund des Weihnachtsgeschäfts bedeutend zunimmt. Wirerwarten daher keine Besserung der Lage bis zum Jahresende", sagt AtradiusDeutschland-Chef Frank Liebold. Wie groß die Unruhe ist, sei auch daranfestzustellen, dass erste Marktteilnehmer aus Sorge, auf ihren Lagerbeständensitzen zu bleiben, bereits erste Rabatte einräumen, um die Nachfrage zustimulieren und Kunden in die Geschäfte zu locken. Positiv sei allerdings zubewerten, dass die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche ihre Risikenhinsichtlich Lieferketten und Produktionskapazitäten verbessert hätten und sichbeim Sourcing nicht nur auf das ferne Asien verlassen. "Die Branche kann jetztnur auf richtig kalte Tage hoffen, was erfahrungsgemäß einen Nachfrageschubauslöst", so Frank Liebold weiter.
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