DIVI25, Neurowissenschaft

DIVI25: Neurowissenschaft gegen Burnout im Klinik-Alltag

24.11.2025 - 16:59:12

Die Intensivmedizin entdeckt die Hirnforschung als Waffe gegen die Erschöpfung ihrer Mitarbeiter. Heute kündigte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) an, dass Prof. Tania Singer – eine der führenden Neurowissenschaftlerinnen Europas – die Eröffnungs-Keynote auf dem DIVI25-Kongress in Hamburg (ab 3. Dezember) halten wird. Ihr Thema: Wie sich das soziale Gehirn trainieren lässt, um Burnout zu verhindern.

Die Ankündigung fällt in eine Zeit, in der die mentale Belastung im Gesundheitswesen dramatische Ausmaße erreicht hat. Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie zeigt sich die emotionale Erschöpfung des Personals deutlicher denn je – mit messbaren Folgen für die Versorgungssicherheit.

Singer bringt eine wissenschaftliche Unterscheidung in die Debatte, die das Verständnis von Burnout-Prävention grundlegend verändern könnte: Empathie – das Mitleiden mit dem Schmerz anderer – führt oft zu empathischem Stress und Erschöpfung. Mitgefühl (Compassion) hingegen aktiviert andere neuronale Netzwerke, die mit Fürsorge, Wärme und Resilienz assoziiert sind.

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“Ich werde Daten und Fakten aus der Auswertung des ReSource-Projektes zeigen”, erklärte Singer. Dieses Projekt sowie die darauffolgende CovSocial-Studie gelten als Goldstandard in der Resilienzforschung. Die Ergebnisse sind eindeutig: Spezifische mentale Trainingsformate senken biologische Stressmarker wie Cortisol signifikant.

Besonders wirksam erwiesen sich dabei sogenannte “Dyaden” – kurze, strukturierte Partnerübungen, die täglich absolviert werden. In der CovSocial-Studie reduzierte ein zehnwöchiges, App-basiertes Partner-Training Einsamkeit und depressive Symptome messbar. Für Intensivmediziner, die täglich mit Leid konfrontiert sind, ist dieser Übergang vom passiven Mitleiden zum aktiven, resilienten Mitgefühl kein philosophisches Konzept, sondern ein neurobiologischer Schutzschild.

USA investieren 3,3 Millionen in Feuerwehr-Psyche

Parallel unterstreicht eine Großinvestition in den USA die globale Relevanz des Themas. Die Stony Brook University (New York) startete diese Woche ein mit 3,3 Millionen Dollar dotiertes Forschungsprojekt, finanziert vom National Institute of Mental Health (NIMH).

Unter der Leitung von Dr. Adam Gonzalez und Dr. Anka Vujanovic soll das “Worker Resilience Training” (WRT) bei Feuerwehrleuten und Rettungskräften implementiert werden. Das bis Juni 2030 angelegte Projekt unterscheidet sich fundamental von kommerziellen Wellness-Kursen: Es basiert auf vorangegangenen Pilotstudien mit 167 Teilnehmern, die bereits vielversprechende Ergebnisse zeigten.

Die Daten sprechen für sich:

  • Signifikante Reduktion von PTSD-Symptomen
  • Verringerung von Depressionsanzeichen
  • Messbare Verbesserungen im Stressmanagement innerhalb von drei Monaten

Das neue Großprojekt rekrutiert nun rund 800 Einsatzkräfte in New York und Texas. Die Botschaft: Mentale Stärke lässt sich ebenso systematisch trainieren wie körperliche Fitness.

Warum die Wissenschaft jetzt liefern muss

Der Zeitpunkt für diese Offensive ist kein Zufall. Die Personalflucht in der Pflege und bei Rettungsdiensten ist oft direkt auf Burnout zurückzuführen. Unternehmen und Gesundheitsorganisationen fordern daher keine “Wohlfühl-Maßnahmen” mehr, sondern messbare Evidenz.

Die von Singer vorgestellten Daten liefern genau diese Beweise. Das ReSource-Projekt zeigte beispielsweise, dass sozio-emotionale Trainings wirksamer gegen sozialen Stress waren als reine Achtsamkeitsübungen. Der Unterschied: Die Partner-Übungen trainieren den Perspektivwechsel und die soziale Verbundenheit – klassische Einzelmeditation fokussiert sich nur auf das Individuum.

Für Arbeitgeber bedeutet dies einen Paradigmenwechsel: Resilienz ist keine unveränderliche Charaktereigenschaft, sondern eine durch Neuroplastizität formbare Fähigkeit. Die Methoden werden dabei immer präziser – sei es das Umtrainieren von Empathie zu Mitgefühl für Ärzte oder das trauma-informierte WRT für Feuerwehrleute.

Hamburg als Startschuss für neue Standards?

Am 3. Dezember richtet sich die Aufmerksamkeit der Intensivmedizin auf Hamburg. Es wird erwartet, dass Singers Präsentation konkrete Handlungsempfehlungen für Krankenhausleitungen enthalten wird. Der Schritt der DIVI, dieses Thema so prominent zu platzieren, sendet ein starkes Signal: Mentale Stärke ist eine Kernkompetenz der medizinischen Versorgungssicherheit.

Langfristig könnte das Stony-Brook-Projekt bis 2030 den Standard für die Ausbildung von Ersthelfern weltweit setzen. Sollten sich die positiven Daten der Pilotstudie im großen Maßstab bestätigen, dürfte das WRT fester Bestandteil der Grundausbildung werden – ähnlich selbstverständlich wie das Anlegen von Schutzkleidung.

Die Botschaft dieses Tages ist klar: Mentale Resilienz ist kein Zufallsprodukt mehr, sondern das Ergebnis trainierbarer, neurobiologischer Prozesse. Die Wissenschaft liefert endlich die Werkzeuge, die Politik und Arbeitgeber die Beweise – jetzt müssen sie nur noch konsequent angewendet werden.

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