DIHK drängt auf transatlantischen Handelspakt und kritisiert EU-Zaudern
22.12.2025 - 15:40:12Die deutsche Wirtschaft schlägt Alarm: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert in dieser Woche entschlossene Schritte für stabile Handelsbeziehungen mit den USA. Zugleich verurteilt der Verband die erneute Verzögerung des EU-Mercosur-Abkommens scharf. Für den exportabhängigen Standort Deutschland geht es um viel.
Die Weltwirtschaft steckt in der Zange – zwischen dem Protektionismus der zweiten Trump-Administration und dem strategischen Vorgehen Chinas. Der DIHK sieht die deutsche Wirtschaft an einem kritischen Punkt. „Während die EU zögert, zögern unsere Wettbewerber aus den USA und vor allem China nicht, sondern machen Nägel mit Köpfen“, warnt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Besonders bei der Rohstoffsicherung handelten andere global.
Im Zeichen der Hochzollpolitik
Die Dringlichkeit ist handfest: Deutsche Unternehmen sehen sich laut DIHK-Analyse der vergangenen Woche mit US-Einfuhrzöllen zwischen 15 und 200 Prozent auf verschiedene Güter konfrontiert. Das Interim-Abkommen vom August 2025 habe eine weitere Eskalation verhindert, biete Firmen aber nur „begrenzte Planungssicherheit“.
„Zölle, teilweise in nie dagewesenem Ausmaß, und alle damit verbundenen bürokratischen Anforderungen führen zu Planungsunsicherheit und erschweren Investitionen auf beiden Seiten des Atlantiks“, so Treier. Die Folge: Geschäftsstrategien werden bereits heute beeinflusst.
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Zehn-Punkte-Plan für mehr Resilienz
Der DIHK legt einen konkreten Maßnahmenkatalog vor. Die zehn Vorschläge fußen auf drei Säulen:
* Abbau von Zöllen: Eine neue Initiative für gegenseitige Zollsenkungen bei Industriewaren.
* Beseitigung von Handelshemmnissen: Nicht-tarifäre Barrieren müssen fallen, um deutschen Firmen den Marktzugang zu erleichtern.
* Stärkung der europäischen Souveränität: Nur eine wettbewerbsfähige EU kann auf Augenhöhe mit den USA verhandeln.
Die Dimensionen sind gewaltig. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und den USA liegt bei rund 250 Milliarden Euro. Deutsche Unternehmen haben mit Investitionen von etwa 530 Milliarden Euro fast eine Million Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten geschaffen. Diese Partnerschaft, so der DIHK, sei zu wichtig, um sie scheitern zu lassen.
Mercosur-Abkommen als Glaubwürdigkeitstest
Das transatlantische Ringen ist für den DIHK direkt mit einem anderen europäischen Versäumnis verknüpft: dem Stocken des EU-Mercosur-Abkommens mit südamerikanischen Staaten. Nach Meldungen über eine erneute Vertragsverschiebung am 19. Dezember fiel das Urteil des Verbands vernichtend aus.
„Dass das Mercosur-Abkommen erneut vertagt wurde, zeigt, dass die EU in Zeiten handelspolitischer Turbulenzen kein stabiler Anker ist“, kritisierte Treier. Die Ratifizierung sei jedoch eine Schicksalsfrage für die wirtschaftliche Ausrichtung Europas. Das Abkommen würde nicht nur neue Märkte erschließen, sondern auch die Lieferketten – besonders für Energie und Rohstoffe – diversifizieren. Eine solche Unabhängigkeit wäre ein starkes Pfund in den Verhandlungen mit den USA und China.
Der DIHK fordert, die politischen Verhandlungen sofort fortzusetzen und noch im Januar 2026 abzuschließen – eine Pause über die Feiertage lehnt der Verband strikt ab.
Investitionsklima: Kapital allein reicht nicht
Die handelspolitischen Appelle fallen in eine hitzige Debatte um den heimischen Standort. DIHK-Präsident Peter Adrian kommentierte am 19. Dezember den von der Bundesregierung geplanten „Deutschlandfonds“. Dieser soll privates Kapital mobilisieren.
Adrian wertete den Fonds als positives Signal, mahnte aber: „Kapital allein löst keine Probleme.“ Aktuelle DIHK-Umfragen zeichneten ein düsteres Bild: Nur ein Fünftel der deutschen Unternehmen sei derzeit bereit, im Inland zu investieren. Das sei ein „dramatisch negatives Signal“. Ohne strukturelle Reformen und erfolgreiche Handelsabkommen würden auch finanzielle Anreize das Vertrauen der Investoren nicht zurückgewinnen.
Ausblick: Druck auf Berlin und Brüssel wächst
Die Agenda für das erste Quartal 2026 ist voll. Der DIHK erwartet, dass die „Phase 2“ der US-Handelsgespräche dann ganz oben auf der Tagesordnung stehen wird. Parallel wird die Wirtschaft genau beobachten, ob die EU das Mercosur-Abkommen endlich unter Dach und Fach bringen kann. Es würde die größte Freihandelszone der Welt schaffen.
Für deutsche Exporteure sind die kommenden Wochen entscheidend. „Wir brauchen jetzt klare Signale für freien und fairen Handel“, betont Treier. Die Warnung ist deutlich: Ohne eine geschlossene europäische Antwort auf den US-Protektionismus und einen Durchbruch in Südamerika droht Europa, im globalen Wettbewerb um Märkte und Ressourcen weiter zurückzufallen.
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